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Das Luzerner Nachbarschaftshilfeprojekt Zeitgut soll auf Kriens ausgedehnt werden. Weil die Stadt dafür aber kein Geld hat, ruhen die Hoffnungen auf einem Grossverteiler.
Eine Plattform vermittelt Menschen in der Nachbarschaft, die sich im Alltag gegenseitig aushelfen. Wer jemanden unterstützt, erhält Zeitgutschriften, die einlösbar sind, wenn man selbst Unterstützung braucht. Das Konzept der Genossenschaft Zeitgut, das in der Stadt Luzern bereits funktioniert, soll nun auch in Kriens Fuss fassen, wie die Stadt Kriens mitteilt.
In Luzern hat die Genossenschaft einen Leistungsauftrag mit der Stadt abgeschlossen. Für die Ausweitung auf Kriens müsse die Zeitgut-Geschäftsstelle aufgestockt werden. Dies ist während einer zweijährigen Pilotphase ohne Mittel der Stadt Kriens vorgesehen.
Stattdessen habe Zeitgut das Krienser Projekt bei der Migros-Nachbarschaftsinitiative angemeldet, so die Stadt. Die Migros will mit dieser das «Zusammenleben in der Nachbarschaft nachhaltig fördern», wie es auf der Initiativ-Website heisst. Projekte werden mit bis zu 50’000 Franken unterstützt. Welche zehn Projekte am Schluss unterstützt werden, muss allerdings erst noch in einem Voting entschieden werden, das am 9. Januar beginnt.
Was passiert, wenn es Zeitgut Kriens nicht unter die ersten zehn schafft? «Für das Erste wäre das Projekt nicht durchführbar, da die finanziellen Mittel im Budget 2023 dafür nicht eingestellt sind», schreibt Sozialvorsteher Cla Büchi (SP). Während der Budgetierung habe man noch keine Kenntnisse des Projekts gehabt, dieses sei erst im November aufs Tapet gekommen. Gerechnet wird mit einem Aufwand von 41’000 Franken für zwei Jahre.
Definitiv vorbei wäre es aber nicht zwingend. «Mit der Altersstrategie 2030 werden wir Umsetzungsmassnahmen priorisieren und da kann es sein, dass wir ein solches Projekt versuchen zu installieren», so Büchi. «Aber das ist noch absolut offen und wird erst im Laufe des 2023 Thema werden. Ausserdem sind wir guter Hoffnung, dass wir genug Stimmen im Voting holen werden, um das Projekt umsetzen zu können.»
Ziel ist, die Strukturen der Nachbarschaftshilfe vor allem durch die Bildung sogenannter Tandems aufzubauen: also eine Person, die nimmt, und eine, die gibt, zusammenzuführen. In vielen Fällen kämen jüngere mit älteren Menschen zusammen, würden mit ihnen plaudern, kochen oder für sie einkaufen, heisst es in der Mitteilung. Tandems können aber auch unter ungefähr Gleichaltrigen gebildet werden. Sie können über eine kurze oder über eine längere Zeit bestehen bleiben.
Dabei sei der Begriff der Nachbarschaftshilfe symbolisch zu verstehen, so Büchi: «Menschen im Obernau und Menschen im Kupferhammer können durchaus ein Tandem bilden, auch wenn sie geografisch nicht wirklich Nachbarn sind.» Das Ziel wäre es, in Kriens rund 30 aktive Tandems aufzubauen. Die Strukturen sollen dann über die Pilotphase hinaus bestehen bleiben. Dass Kriens der Stadt Luzern folgt und die Nachbarschaftshilfe künftig in einem Leistungsauftrag festhält, sei denkbar.