OBWALD: «Wäre nicht nötig gewesen»

Die Regierung sei über Martin Hess’ Aussagen zur Volksmusik nicht erfreut gewesen, aber dessen Taten seien wichtiger als Worte, sagt Landammann Niklaus Bleiker.

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Landammann Niklaus Bleiker. (Bild: PD)

Landammann Niklaus Bleiker. (Bild: PD)

Markus von Rotz

Mit gegen 370 Personen feierten der Kanton und der Verein Obwald am Mittwochabend das Zehnjährige des Volksmusikfestivals. In der Waldlichtung Gsang kamen die Gäste in den Genuss von vietnamesischer Musik und Klängen aus dem Muotatal und aus Obwalden. Höhepunkt war ein Naturjuiz der Siidhang-Musikanten zusammen mit weiblichen Mitgliedern des vietnamesischen Orchesters, welche die zweite Stimme übernahmen.

«Typisch Martin»

In seiner Kurzrede kam Landammann Niklaus Bleiker auch auf die kritischen Worte von Martin Hess vom Mai in unserer Zeitung zu sprechen. «Dass ausgerechnet zum 10-Jahr-Jubiläum Aussagen von Martin Hess die Diskussionen über Obwald wieder entflammt haben, ist eigentlich typisch Martin», meinte Bleiker. Auch wenn es wohl «nicht so hart gemeint» gewesen sei, wie es rüberkam, sagte Bleiker unmissverständlich: «Das wäre nicht nötig gewesen. Wir alle wissen das, allen voran Martin Hess, der sich dafür öffentlich persönlich in aller Form entschuldigt hat. Wir von der Regierung waren alles andere als erfreut, aber letztlich zählen nicht so unbedarfte Worte, sondern wahrhaftig nur Taten, und diese sprechen für sich und zeigen, dass Martin unser Kulturgut und die Menschen, die es pflegen, wichtig sind und weiterhin sein werden. Darum Punkt. Thema abgeschlossen.»

Kultur als Herzbedürfnis

Niklaus Bleiker kam eingangs auch auf die Geschichte des besonderen Anlasses am besonderen Ort mit «Hühnerhaut»-Faktor zurück. «Wer hätte das vor zehn Jahren gedacht?» Die Regierung habe damals auf Anregung von Hans Hofer einen Kulturanlass mit überregionaler Bedeutung anstossen wollen. Grosse Skepsis und Verunsicherung hätten den Start begleitet. «Man fragte sich, ob das ginge, einen Volkskulturanlass quasi von oben zu initiieren. Man vertrat die Meinung, dass lebendige Kultur doch ein Herzbedürfnis sei und von unten kommen müsse.» Zudem hiess es, es gebe schon genug solche Anlässe. Die Zweifel seien berechtigt gewesen, der Entscheid der Regierung «mutig».

Schlaue Regierungsräte

Bleiker erklärte das so: «Wir waren damals schlau genug – man merke, auch Regierungsräte können schlau sein, übrigens mehr, als man meint, aber man merkt es nicht. (grosses Gelächter) Wir haben allen kritischen Stimmen zum Trotz gesagt, dass wir das umsetzen wollen, und das im absoluten Wissen, dass es keine Garantie für ein gutes Gelingen gab.» Sie hätten sich von Martin Hess und Martin Heller und deren Elan und Zuversicht hinreissen lassen. Heute könne er sagen, dass die Ziele von damals, die Gastfreundschaft der Obwaldner nach aussen zu tragen, das kulturelle Schaffen wertzuschätzen und auch ein Fenster für fremde Kultur zu öffnen, «sogar übertroffen» worden seien. Auch innerhalb des Kantons habe der Anlass Herzen geöffnet «und uns alle verzaubert».

Die Zuversicht der Regierung habe vor allem auf dem Namen Martin Hess basiert: «Der in Zürich und Emmetten wohnhafte Engelberger Weltenbürger kam mit einem Rucksack, prall gefüllt mit vielfältigen Erfahrungen und Ideen aus dem Bereich Kultur, nach Ob­walden.» Später sei der technische Leiter Fabian Christen dazugekommen, womit definitiv «der Teppich für ein erfolgreiches Festival» gelegt gewesen sei.

TV-Auftritt zergeht auf der Zunge

Äusseres Zeichen für die Anerkennung des Anlasses sei die Übertragung eines ganzen Abends im Schweizer Fernsehen. «Und zwar nicht in ‹Glanz und Gloria›, sondern als Kulturbeitrag. Ich lasse es mir als überzeugter Volksmusikfreund auf der Zunge zergehen, dass das Fernsehen unsere Musik als Kultur bezeichnet.