Frauen-Nationalteam
«Uns fehlt die Geilheit vor dem gegnerischen Tor»: Schweizerinnen verlieren gegen Island mit 1:2

Das Schweizer Fussballnationalteam der Frauen zieht im Testländerspiel im Zürcher Letzigrund eine Niederlage ein. In der Offensive und in der Defensive gibt es bis zur Weltmeisterschaft noch einiges zu tun.

Raphael Gutzwiller, Zürich
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Die Schweizerinnen mit Seraina Piubel (rechts) verlieren knapp gegen Island.

Die Schweizerinnen mit Seraina Piubel (rechts) verlieren knapp gegen Island.

Michael Buholzer / KEYSTONE

Kurz läuft die Tormusik im Zürcher Letzigrund. Vielleicht hätte es das Siegtor zum 2:1 sein können für die Schweiz. Doch der Jubel bleibt der vermeintlichen Torschützin Ana-Maria Crnogorcevic in der 66. Minute im Hals stecken, weil ihre Mitspielerin Julia Stierli die isländische Torhüterin Runarsdottir behindert hatte.

Stattdessen gelingt der Isländerin Jonsdottir nach einer Hereingabe von Gunnlaugsdottir sieben Minuten später das zweite Tor. Zwar drücken die Schweizerinnen zum Ende der Partie noch auf den Ausgleich, scheitern aber unter anderem mit einem Lattentreffer von Luana Bühler. Somit verliert die Schweiz das Testspiel gegen Island mit 1:2.

«Mich ärgert die Niederlage sehr», bilanziert Nationaltrainerin Inka Grings. Und auch Ana-Maria Crnogorcevic, die in Abwesenheit von Lia Wälti die Captainbinde trägt, stellt fest: «Bis zur Weltmeisterschaft gibt es noch einiges zu tun. Ich freue mich auf die Vorbereitung, in der wir zusammen arbeiten und uns verbessern können.»

Alisha Lehmann kämpft gegen Island um den Ball.

Alisha Lehmann kämpft gegen Island um den Ball.

Michael Buholzer / KEYSTONE

Tatsächlich haben die Schweizerinnen zwar mehr Ballbesitz als die Gegnerinnen, insgesamt sind die Angriffsversuche aber wenig zwingend. Oder wie es Inka Grings ausdrückt: «Uns fehlt vor dem gegnerischen Tor die Geilheit, das Tor unbedingt erzielen zu wollen.» Dazu kommt, dass die neuformierte Defensive bei beiden Gegentoren Abstimmungsprobleme offenbart.

Das erste Gegentor kündigt sich an. Zunächst steht in der 15. Spielminute Glodis Viggosdottir nach einem Standard zwar noch knapp im Abseits, drei Minuten später erzielt sie das Führungstor dennoch. Nach einem langen Pass von Sigurdardottir ist Island-Captain Viggosdottir im Schweizer Strafraum unbedrängt, kann den Ball verarbeiten und das Tor erzielen. Sowohl Noëlle Maritz als auch Julia Stierli sehen dabei unglücklich aus.

Nach einer schwachen ersten halben Stunde können sich die Schweizerinnen jedoch steigern und kehren wieder in die Partie zurück. Der Ausgleich fällt dank einem perfekt vorgetragenen Konter. Géraldine Reuteler lanciert dabei mit einem Steilpass Seraina Piubel, die den Ball an der isländischen Torhüterin vorbei legen und einschieben kann. Für die Spielerin des FC Zürich ist es im fünften Länderspiel das erste Tor.

Die Tochter des ehemaligen Zürich-Trainer Urs Meier ist die grösste Profiteurin des Trainerwechsels im Nationalteam. Unter Nils Nielsen kam sie nur auf ein Länderspiel, seit der Übernahme von Inka Grings zum Jahresanfang ist sie in jeder Partie zum Einsatz gekommen. Diesmal übernimmt Piubel sogleich die Rolle von Lia Wälti im defensiven Mittelfeld und macht ihre Sache gut. «Ich fühlte mich sehr wohl im heimischen Letzigrund und hoffe, Lia war mit mir zufrieden», sagt sie später.

Während Piubel immerhin eine positive Bilanz für sich ziehen kann, bleibt für das Schweizer Team im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland noch einige Arbeit.

Das Telegramm

Schweiz – Island 1:2 (1:1)

Letzigrund. – 4023 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Tore: 18. Viggosdottir 0:1. 39. Piubel 1:1. 73. Jonsdottir 1:2.
Schweiz: Peng; Calligaris (61. Riesen), Bühler, Stierli, Maritz; Piubel; Mauron (78. Humm), Reuteler (61. Lehmann), Sow (88. Csillag); Xhemaili (46. Terchoun), Crnogorcevic (88. Rey).
Bemerkungen: 15. Tor von Viggosdottir wegen Abseits aberkannt. 94. Lattenschuss Bühler.