Der Schweizer Nati gelingt der Traumstart in die EM-Qualifikation. Nach dem 5:0-Sieg gegen Weissrussland setzen sich die Schweizer am Dienstagabend gegen Israel mit 3:0 durch.
Zwei Begegnungen, sechs Punkte, null Gegentore, selbst acht Treffer erzielt. Es ist eine formidable Ausgangslage, in welche sich die Schweiz in der EM-Qualifikation nach dem ersten Zusammenzug seit der WM gebracht hat. Obschon das 3:0 gegen Israel, die Nummer 76 der Welt, etwas härter erarbeitet werden muss als noch am vergangenen Samstag das 5:0 gegen Weissrussland.
Derweil Israel von der ersten Teilnahme an der europäischen Kontinentalmeisterschaft weiterhin nur träumen kann, sollte dort die Mannschaft von Trainer Murat Yakin bei gleichbleibender Seriosität weiterhin Dauergast bleiben; seit 1996 hat sie die EM nur in den Jahren 2000 und 2012 verpasst.
So oder so: Die Favoritenrolle auf den Sieg ihrer Gruppe I bestätigt die Schweiz mit Nachdruck. Sie spurt ihren Weg nach Deutschland bereits vor, auf dem sie nun im Juni Andorra und Rumänien erwartet. Granit Xhakas Ziel, die zehn Qualifikationsspiele mit zehn Vollerfolgen abzuschliessen, ist weiterhin denk- wie machbar.
Das sind die guten Nachrichten vom Abend in Genf. Spielerisch sind sie es ebenfalls, wenn man die schön herauskombinierten Tore betrachtet. Sie sind Ausdruck des Temporeichen, des Lustvollen und Solidarischen im Schweizer Spiel. Das 1:0 von Ruben Vargas in der 39. Minute ist jedenfalls Teamwork pur: Der gefällige Denis Zakaria überspielt mit einem weiten Ball auf Zeki Amdouni eine Zone, dieser flankt blitzschnell Richtung Mitte, Remo Freuler verlängert mit dem Kopf. Und Ruben Vargas pirscht aus dem Hinterhalt hervor, schiesst den Ball via Lattenunterkante ins Tor.
Das 2:0 unmittelbar nach der Pause ist eine schnelle Kombination über mehrere Stationen, ausgelöst von Nico Elvedi. Vargas flankt von der Seite scharf zur Mitte, Freuler versucht es mit der Hacke, Amdouni setzt beim Abpraller nach und erzielt im dritten Länderspiel seinen zweiten Treffer. Das 3:0 bloss vier Minuten später ist schliesslich eine Augenweide, Zakarias Flanke auf den hinteren Pfosten massgenau: Der aufgerückte Silvan Widmer köpfelt den Ball in die lange Ecke. Spätestens nach dieser komfortablen Führung ist von den Gästen nichts mehr zu erwarten, dabei ist es für sie davor schon schwierig genug.
Es sind durchaus Belagerungszustände, die im Stade de Genève über die gesamte Partei herrschen. Hier die Schweiz, hauptsächlich im Ballbesitz, den Gegner ständig bearbeitend. Dort die Israelis, defensiv eingestellt und auf Konter lauernd, spielerisch aber zu wenig fähig. So ist es im Prinzip einzig die erste halbe Stunde, die aus Sicht der Heimmannschaft zu wünschen übrig lässt.
Sie ist zwar auch hier dominant, wie das Yakin fordert, aber in der Gefahrenzone noch oft zu wenig genau. Sprich: Es fehlen die Ideen. Lange ist eine der besten Aktionen ein stehender Ball in der 16. Minute: Manuel Akanji sieht seinen flachen Schuss aus 20 Metern Distanz von Omri Glazer aber gut pariert.
Und so plätschert die Partie anfänglich dahin. Bis in der 29. Minute Cedric Itten den Ball nicht auf den freistehenden Vargas passt, dafür beim Abschluss den Fuss von Neta Lavi trifft. Schiedsrichter Nikola Dabanovic entscheidet auf Foulpenalty, der Videoschiedsrichter schaltet sich von Amtes wegen ein, und der Unparteiische revidiert sein Urteil.
Danach nehmen die Schweizer Fahrt auf, unmittelbar nach dem 1:0 müsste Amdouni das 2:0 erziele. Es ist nicht der einzige Moment, in dem die Schweizer im Abschluss sündigen. Und Amdouni für Renato Steffen die einzige Änderung, die Yakin im Vergleich zur Partie gegen Weissrussland vorgenommen hat – eine gute Wahl.
Ein Wermutstropfen aber bleibt: Die Abwesenheit der Fans. Nur gerade 14819 Fans sind gegen den vermeintlich stärksten Widersacher der Schweiz in ihrer Gruppe zugegen. Es bleiben sogar einige Sektoren geschlossen. Es ist, als ob das Nationalteam wieder um die Gunst des Anhangs weibeln müsste, was sie auch getan hat. Nun gut, ein Länderspiel unter der Woche im Westen der Schweiz ist ja nicht gerade um die Ecke. Ebenfalls müsste nicht sein, dass palästinensische Zuschauende die Begegnung dafür nutzen, ihre Fahnen ständig hochzuhalten. Was bloss verdeutlicht: Israel ist weit davon entfernt, eine Einheit zu sein.