Flawil
Im «Lindengut» soll wieder Wasser sprudeln: Stiftung gibt Parkanlage um das Flawiler Ortsmuseum sein historisches Erscheinungsbild zurück

Kieswege, eine Tuffsteingrotte, Wasserbecken und ein Gartenchalet: Der herrschaftliche Park, den Textilfabrikant Huldreich Ottiker im Jahr 1898 um die Liegenschaft «Lindenhof» anlegen liess, war von eindrücklicher Strahlkraft. Diese soll er nun zurückerhalten. Die Stiftung Lindengut investiert dafür über 300’000 Franken.

Andrea Häusler
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Das überwucherte, nierenförmige Teichbecken auf der Ostseite des Ortsmuseums wird restauriert und wieder mit Wasser befüllt.

Das überwucherte, nierenförmige Teichbecken auf der Ostseite des Ortsmuseums wird restauriert und wieder mit Wasser befüllt.

Bild: Andrea Häusler

«Bei der Planung wurde viel mit altem Fotomaterial gearbeitet», sagt Stiftungsratspräsident Markus Klaus. Denn das Ziel sei eine möglichst genaue Nachbildung der «Lindengut»-Parkanlage von 1898. Dazu zählen nicht nur die Wiederherstellung und Inbetriebnahme der Wasserbecken, der Kieswege und die Restaurierung des Gartenchalets. Früher, sagt Klaus, hätten auf der Südseite zwei Zugänge existiert: Das bis heute genutzte Tor auf der Westseite der Villa und das geschlossene auf der Ostseite. Letzteres werde nun baulich angepasst, restauriert und automatisiert. Die Kosten dafür übernimmt symbolisch die Ortsbürgergemeinde Flawil, die hierfür an der diesjährigen Hauptversammlung einen Spendenbeitrag von 10’000 Franken gesprochen hatte.

Die Parkanlage der Liegenschaft Lindengut, wie sie sich vor 125 Jahren präsentierte. Die Brücke (links) soll nachgebaut werden, der Springbrunnen hingegen durch eine Wasserfontäne ersetzt werden.

Die Parkanlage der Liegenschaft Lindengut, wie sie sich vor 125 Jahren präsentierte. Die Brücke (links) soll nachgebaut werden, der Springbrunnen hingegen durch eine Wasserfontäne ersetzt werden.

Bild: PD

Die Pflästerung vor der Remise wird zugunsten des Kiesplatzes auf einen schmalen Streifen reduziert, der bestehende Brunnen teilweise zurückgebaut. Das zugeschüttete nierenförmige Wasserbecken beim Gesindehaus soll saniert und wieder befüllt werden. Ebenso das grosse Wasserbecken mit der Tuffsteingrotte, welches bereits im Januar 2020 freigelegt, jedoch temporär mit Erde befüllt worden war. Der dreistufige, reich verzierte Etagenspringbrunnen vor der Grotte hat die Zeit nicht überdauert. Aus Kostengründen werde dieser durch eine Wasserfontäne ersetzt, sagt Markus Klaus.

Neuer Platz für Steiger-Skulpturen

Nach alter Vorlage rekonstruiert werden soll hingegen die Brücke über das grosse Wasserbecken. Sanierungsbedarf besteht ausserdem am Gartenchalet. Die Aussenbalustrade soll originalgetreu erneuert, die defekte Stützmauer saniert und das originale Eisengeländer restauriert werden.

«Lindengut» als Ort der Begegnung

Die Stiftung wurde 1982 gegründet. Damals erhielt sie aus Anlass des 125-Jahr-Jubiläums der Habis Textil AG von deren damaligen Besitzern Rolf und Hilka Schiess-Burow die Liegenschaft Lindengut geschenkt. Die Stiftung hat den Zweck, das Lindengut als Ort der Begegnung der Öffentlichkeit zu erhalten, dauerhaft zugänglich zu machen und dem Verein Ortsmuseum Flawil Räumlichkeiten zum Betrieb des Ortsmuseums zur Verfügung zu stellen und dieses allgemein zu fördern. Die Liegenschaft soll für weitere kulturelle Bestrebungen und Anlässe zur Verfügung stehen. (pd)

Für die zahlreichen Skulpturen aus dem Atelier des 2008 verstorbenen Flawiler Künstlers Johann Ulrich Steiger ist im historischen Park kein Platz mehr, aber auf dem Areal. Markus Klaus sagt: «Der Zaun hinter der Remise wird auf die Grundstücksgrenze verschoben. Dadurch entsteht Platz für einen Skulpturenpark.»

Der Holzskulptur «Lothar» von Johann Ulrich Steiger verlor während eines Sturms im Frühsommer 2022 einen Arm. Sie wurde hernach aus Sicherheitsgründen entfernt.

Der Holzskulptur «Lothar» von Johann Ulrich Steiger verlor während eines Sturms im Frühsommer 2022 einen Arm. Sie wurde hernach aus Sicherheitsgründen entfernt.

Bild: PD

Dort wird auch das Gesicht der riesigen Holzfigur «Lothar» platziert, welche jahrelang vor dem Gartenhaus gestanden und im Frühsommer 2022 einen Sturmschaden erlitten hatte. Die restlichen Teile der Figur seien morsch gewesen, sagt Klaus und betont: «Die Vergänglichkeit der Skulptur war vom Künstler beabsichtigt.»

Baubeginn Mitte Mai

Der Umbau des Park ist mit Kosten von 330’000 bis 350’000 Franken veranschlagt. Daran beteiligen sich die Denkmalpflege und die Gemeinde Flawil gemeinsam mit rund 85’000 Franken. Den Restbetrag bringen im Wesentlichen verschiedene Institutionen (Stiftungen) sowie Sponsoren aus Flawil auf. Die Finanzierung, sagt Markus Klaus, ist gesichert.

Am 16. Mai erfolgt mit dem Spatenstich der Auftakt zu den Bauarbeiten, die sich über den Sommer erstrecken werden. Im Herbst soll dann der neugestaltete Park eingeweiht werden – just 125 Jahre nach dessen Bau durch Huldreich Ottiker.