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Die Förderung des Kunstprojekts des Kollektivs «Dieter Meiers Rinderfarm» war eine der letzten Arbeiten von Richard Tisserand, dem verstorbenen Kurator des Kreuzlinger Kunstraums. Der Film soll an ihn erinnern.
Gut ein Jahr nach Ende der Dreharbeiten in Kreuzlingen ist «CAPSLOCK SUPERSTAR samplen den Urknall» frei auf der Internetplattform Youtube anzusehen. Der rund achtzigminütige Spielfilm ist mittlerweile mit Untertiteln versehen, damit das internationale Publikum nicht am Schweizerdeutsch der Protagonisten scheitert.
«Der Film gehört auf eine Internetplattform, nicht in den offiziellen Verleih», ist Jessica Jurassica überzeugt. Die Performerin und Autorin ist neben Mia Nägeli und Jeremias Heppeler Mitglied im Kunstkollektiv «Dieter Meiers Rinderfarm», das Anfang vergangenen Jahres für fast drei Monate im Kreuzlinger Kunstraum Quartier bezogen hatte, um einen Science-Fiction-Film zu drehen und eine Ausstellung in den Kulissen zu gestalten.
«Für mich war es eine Auszeit, in der wir voll im Film waren – im metaphorischen wie im wortwörtlichen Sinn», sagt Jessica. «Der Kunstraum war unser Spielplatz.» Nach der Premiere im Cinema Luna sei der Film noch in ein paar anderen Locations gelaufen, so die Künstlerin. «Bisher hatte er noch nicht extrem viele Zuschauer. Für Kinos ist er zu sehr Kunst und für Galerien zu sehr ein Spielfilm.» Das soll sich mit dem Auftritt auf Youtube nun ändern.
Wie bei jedem Hollywood-Blockbuster hat «Dieter Meiers Rinderfarm» ein Merchandising-Paket geschnürt. Der Rocksong, den die Band «Capslock Superstar» im Film spielt, wird auf Spotify veröffentlicht. Die Vorgeschichte als Hörspiel wird auf Kassette vermarktet. «Wir spielen bewusst mit Kindheitserinnerungen. Sie soll ein Sammlerobjekt werden», erklärt Jessica Jurassica. Monetäres Interesse haben die Kunstschaffenden immer noch nicht. Ihre Arbeit war durch Kunstraum, die Kulturstiftung des Thurgaus, die Kulturförderung Appenzell Ausserroden und Sponsoren halbwegs finanziert.
Der im November 2022 verstorbene Kunstraum-Kurator Richard Tisserand hatte das Kollektiv nicht nur eingeladen, sondern auch tatkräftig unterstützt. «Wenn er nicht unser Verbündeter gewesen wäre, hätte wir das Projekt nie realisieren können», so Jessica Jurrasica. «Es ist traurig, dass er die Premiere nicht mehr miterleben konnte. Der Film ist nun auch ein bisschen eine Erinnerung an ihn.»
Dementsprechend ist der Film Tisserand gewidmet. Der Maler, schon sichtlich von der ALS-Erkrankung gezeichnet, übernahm sogar die Nebenrolle als Präsident einer ausserirdischen Kunstorganisation. «Er spielte quasi sich selbst, aber in einer Welt, in der alle lustige Hüte tragen, in ferner Zukunft auf einem heruntergekommenen Planeten», erzählt Jeremias Heppeler.
Gedreht wurde diese Szene ausnahmsweise nicht im Kunstraum, sondern – ausgerechnet an einem heissen Maitag – im verlassenen Gewächshaus an der Seetalstrasse. «Während der Zeit, die wir im Kunstraum Kreuzlingen verbrachten, waren Tiss und Dieter Meiers Rinderfarm so etwas wie eine sehr seltsame Familie», erinnert sich Mia Nägeli. «Er schien irgendwie besser zu verstehen, worum es uns ging, als wir selbst.»