Weinfelden
Kurszentrum will weg aus Weinfelden und sucht neue Mieter für die ehemaligen Coop-Filiale

Seit gut zehn Jahren finden am Marktplatz in Weinfelden überbetriebliche Kurse bei der OdA GS Thurgau statt. Trotz eines Mietvertrags bis 2032 will die Organisation schon früher raus - und ins Berufsbildungscampus Ostschweiz nach Sulgen ziehen.

Mario Testa
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Hubert Dietschi, Geschäftsleiter der OdA GS Thurgau in Weinfelden.

Hubert Dietschi, Geschäftsleiter der OdA GS Thurgau in Weinfelden.

Bild: Mario Testa

In den ehemaligen Coop-Räumlichkeiten am Marktplatz in Weinfelden absolvieren rund 900 Lernende in Gesundheits- und Pflegeberufen ihre überbetrieblichen Kurse. Doch nicht mehr lange. Die Räume sind zur Vermietung ausgeschrieben: «Hochwertig ausgebaute Gewerbe- und Bürofläche an zentralster Lage in Weinfelden zu vermieten! 863 m2, EG» steht im Inserat.

Dabei ist die Organisation der Arbeit Gesundheit und Soziales Thurgau (OdA GS Thurgau) erst vor zehn Jahren in die Räume eingezogen und hat diese aufwendig umgebaut, diverse Schulungs- und Kursräume auf zwei Etagen eingerichtet. Als Zwischenlösung sei Weinfelden also definitiv nicht gedacht gewesen, sagt Geschäftsleiter Hubert Dietschi. «Der Mietvertrag wurde 2012 abgeschlossen und ist frühestens kündbar im Sommer 2032.» Dennoch plant die OdA GS Thurgau ihre Zukunft nun andernorts, in Sulgen.

Volk entscheidet über 127 Millionen

Dort soll der Berufsbildungscampus Ostschweiz entstehen, eines von den 20 Projekten, das von den TKB-Millionen des Kantons profitieren soll über deren Verwendung am 18. Juni abgestimmt wird.

Die 20 vorgeschlagenen Projekte auf einen Blick

Der Projektkorb umfasst sieben Grossprojektideen mit mehr als zwei Millionen Franken (maximal 20 Mio. Franken) und 13 Kleinprojektideen bis maximal zwei Millionen Franken:
– Berufsbildungscampus Ostschweiz in Sulgen, Thurgauer Gewerbeverband: Fr. 20 Mio.
– Thurgauer Energienutzung aus dem Untergrund 2030, Verein Geothermie Thurgau: Fr. 20 Mio.
– Markt Thurgau Stadtkaserne Stadt Frauenfeld: Fr. 20 Mio.
– Digital Campus Thurgau, Industrie- und Handelskammer Thurgau, Kreuzlingen: Fr. 20 Mio.
– Zukunft Kloster Fischingen, Verein Kloster Fischingen: Fr. 20 Mio.
– Thurgauer Kultur und Erlebniszentrum Genossenschaft, Messen Weinfelden, Fr. 10 Mio.
– Ökologischer Schaufelraddampfer auf Untersee und Rhein, Verein Pro Dampfer: Fr. 3,13 Mio.
– Regionales Beachsport Zentrum Nord-Ostschweiz, Verein und Stiftung Sandhalle Frauenfeld: Fr. 1 Mio.
– Stiftung Drachenburg und Waaghaus Gottlieben: Fr. 2 Mio.
– Pier 8590 Romanshorn: Fr. 2 Mio.
– Self-Controlled City Liner (SCCL) in Arbon, Technische Gesellschaft Arbon (TGA): Fr. 1,8 Mio.
– Elektrofähre Arbon-Langenargen, Stadt Arbon: Fr. 1,5 Mio.
– Das einzige Wasserschloss in der Ostschweiz gilt es als Leuchtturm zu erhalten, Verein der Freunde des Wasserschlosses Hagenwil: Fr. 1,44 Mio.
– Schloss Luxburg, IG Schloss Luxburg, Egnach: Fr. 1 Mio.
– Ausbau Schlosskäserei Schloss Herdern: Fr. 0,98 Mio.
– SoliThur (Solidarischer Thurgau), Benevol Thurgau: Fr. 0,8 Mio. – Multidimensionaler Vermittlungssteg beim Seemuseum Kreuzlingen: Fr. 0,63 Mio.
– Thurgauer Turmweg, Polit. Gemeinde Sulgen: Fr. 0,6 Mio. – ICT Scouts & Campus Thurgau, ICT Scouts/Campus Förderverein, Weinfelden: Fr. 0,2 Mio.
– Jeder Quadratmeter zählt – naturnahe Bewirtschaftung von öffentlichen Flächen, Verband Thurgauer Landwirtschaft: Fr. 0,12 Mio. (hs)

Um im Berufsbildungscampus (BBC) dabei sein zu können, muss die OdA GS Thurgau nun Nachmieter finden. Wenn die Abstimmung und der Bau des Campus gelingen, könnte dieser frühestens 2027 bezugsbereit sein. «Wir können es uns nicht leisten, hier in Weinfelden bis Vertragsende die Miete zu bezahlen und zusätzlich auch jene in Sulgen», sagt Dietschi.

Aber ins BBC zu ziehen sei eine grosse Chance. Nicht nur, weil für die OdA GS Thurgau die Mietkosten deutlich sinken würden und Platz für mehr Lernende zu Verfügung stünde. «Wir könnten auch Synergien nutzen und es entsteht eine Vernetzung zwischen verschiedensten Berufen», sagt Dietschi. Denn in Sulgen sollen die Räume für die überbetrieblichen Kurse von verschiedenen Berufen und Branchen zusammengefasst werden. Elf OdAs haben bisher Interesse gezeigt. Vorläufig reserviert hat die OdA GS Thurgau deshalb ihre Räume im BBC bereits, an einer ausserordentlichen Generalversammlung im Herbst, soll der definitive Entscheid fallen.

Kurzfristige Interessenten springen ab

Erste Gespräche mit möglichen Nachmietern hätten stattgefunden - so auch mit der Vormieterin Coop, eine Einigung sei jedoch nicht erzielt worden. «Coop hätte nur das Erdgeschoss benötigt, wir hätten das von uns installierte Treppenhaus also wieder rückbauen und andere Lösungen für die Räume im Untergeschoss finden müssen. Das ist nicht optimal und es wäre auch sehr schade um all die Umbauten, die wir vorgenommen haben.»

Im Inserat ist vom Zeithorizont nichts zu lesen. Und das bekommt Dietschi auch bei Anfragen von weiteren Interessenten zu spüren. «Es gibt durchaus Interessenten für die Räumlichkeiten, aber die wollen nicht noch vier bis fünf Jahre warten. Mit zwei sind wir aber im Gespräch.» Er hofft nun, dass in einem ersten Schritt das Thurgauer Stimmvolk die Verwendung der TKB-Millionen absegnet und danach der Bau des Berufsbildungscampus in Sulgen angegangen werden kann.