Öffentlicher Verkehr
Die Allzweckwaffe gegen das Kreuzlinger Verkehrschaos: Wie man die Autofahrenden zu Busfahrenden umpolen will

Anlässlich des dreissigjährigen Bestehens des Stadtbus-Netzes lud die SP zu einem Stadtgespräch: Diskutiert wurden das ab nächstem Jahr geltende Preismodell «Stützlibus» und viele weitere Ideen zur Attraktivierung des Öffentlichen Verkehrs in der Stadt.

Inka Grabowsky
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Verkehrsplaner Urs Ambühl, Mitte-Gemeinderat Thomas Dufner, SP-Gemeinderätin Sarah Sawo-Zollinger und Moderatorin Nina Schläfli wollen alle einen attraktiven ÖV.

Verkehrsplaner Urs Ambühl, Mitte-Gemeinderat Thomas Dufner, SP-Gemeinderätin Sarah Sawo-Zollinger und Moderatorin Nina Schläfli wollen alle einen attraktiven ÖV.

Bild: Inka Grabowsky

«Wie können wir den Stadtbus in Kreuzlingen erfolgreicher machen?» Diese Frage stellte Moderatorin Nina Schläfli beim SP-Stadtgespräch dem Verkehrsplaner Urs Ambühl, der neuen SP-Gemeinderätin Sarah Sawo-Zollinger und Gemeinderat Thomas Dufner von der Mitte-Partei. Er hatte vor eineinhalb Jahren das Postulat «Freie Fahrt für den Stadtbus» eingereicht, das ab kommendem Jahr zum sogenannten «Stützlibus» führt. Die Stadt subventioniert die Billettpreise jährlich zusätzlich mit 388’000 Franken, sodass jede Fahrt innerhalb der Lokalzone 256 nur einen Franken kostet.

Es war kein Wahlkampf-Gag

Mit einem Stutz ist man künftig im Kreuzlinger Stadtbus dabei.

Mit einem Stutz ist man künftig im Kreuzlinger Stadtbus dabei.

Bild: Tobias Hug

«Entgegen anders lautenden Gerüchten ging es uns nicht um einen Wahlkampf-Gag, und es war auch kein Versuch, den Stadtbus in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben», sagt Dufner mit einem Lächeln. «Wir wollen etwas gegen das Kreuzlinger Verkehrschaos tun. Und da wir nicht für Verbote sind, schaffen wir einen Anreiz für das Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr.»

Verkehrsexperte Urs Ambühl sprach von einem «spannenden Projekt»: «Mal schauen, ob es funktioniert. Ein bisschen mutig ist es schon, die Autofahrer über Parkierungsgebühren und Bussen den ÖV mitfinanzieren zu lassen.»

Ein Ticketautomat im Stadtbus.

Ein Ticketautomat im Stadtbus.

Bild: Andrea Stalder

Jenseits des Preises gibt es viele Aspekte, die das Busfahren attraktiver machen könnten. Da waren sich alle Teilnehmer des Podiums einig. Sarah Sawo-Zollinger wünscht sich hübschere Wartehüsli. «Ich werde oft nass, wenn ich bei Regen auf den Bus warte. Und sich hinsetzen zu können wäre auch schön.»

Thomas Dufner möchte die Suche nach dem Fahrgeld abschaffen. «Ich will mit dem Handy zahlen können. Das Lösen von Billetten muss einfacher werden.» Urs Ambühl plädiert dafür, die Rolle des Bus-Chauffeurs besser herauszustellen. «Dass man nicht selbst fahren muss, ist ein Mehrwert, der oft vergessen wird.»

Viele weitere Ideen zur Attraktivitätssteigerung

Um Autofahrende zu Fahrgästen zu machen, reicht eine Preisreduktion nicht aus. Schliesslich ist das Parkieren in der Kreuzlinger Innenstadt an vielen Stellen für bis zu neunzig Minuten gratis. Sawo-Zollinger will Hemmschwellen abbauen: «Das Lesen eines Fahrplans muss man üben.» Dufner wünscht sich ein kreatives Marketing: «Wenn man als Autofahrer ewig hinter einem Bus hängt, weil die Haltebuchten abgeschafft wurden, dann könnte man auf dem Heck darüber informiert werden, wie praktisch Busfahren ist.»

Urs Ambühl hatte eine direkte Linienführung ohne Umsteigen als einen Erfolgsfaktor identifiziert. «Aber Kreuzlingen ist durch den See und die vier Bahnhöfe eine komplexe Stadt. Man muss Kompromisse machen, um möglichst vielen Leuten gerecht zu werden.»

Kreuzlinger Stadtbusse am Knotenpunkt Bärenplatz.

Kreuzlinger Stadtbusse am Knotenpunkt Bärenplatz.

Bild: Mario Testa

Immerhin sei die Situation derzeit akzeptabel, betont Thomas Dufner. «Experten bescheinigen unserem Netz eine gute Qualität. Und um die Pünktlichkeit in den Morgenspitzen zu verbessern, hat die Stadt schon Busspuren und spezielle Ampelschaltungen eingeplant, damit der ÖV nicht im Stau steckt.»

Eine Zuhörerin sieht trotzdem weiteres Verbesserungspotenzial: «Ich störe mich an der ruppigen Fahrweise. Wenn der Bus anfährt, bevor ich sitze, dann wird es gefährlich.»