An der Sitzung des Stadtparlaments wird wohl die Abschaffung des Schulrats in die Wege geleitet. Auch die vom Stadtrat beantragte Schaffung eines Nachfolgegremiums dürfte in der Legislative keine Mehrheit finden. Das letzte Wort hat aber das Volk.
Das Schicksal des Schulrats scheint besiegelt. Die Behörde wird aller Voraussicht nach abgeschafft. Die Weichen dafür hat das Parlament bereits 2019 gestellt. Damals erklärte eine Mehrheit einen Vorstoss der SVP für erheblich, der den Stadtrat dazu aufforderte, einen Weg zur Abschaffung des Schulrats aufzuzeigen.
Die im Parlament mehrfach geäusserte Vermutung wird mit einem Evaluationsbericht nun bestätigt: Der Schulrat liefert nur «wenige wesentliche Beiträge», heisst es da. Einzelne Mitglieder hätten mangelhafte fachliche und methodische Kompetenzen, deshalb könne die Aufgabe als strategisches Organ nicht oder nur ungenügend wahrgenommen werden.
Aufgrund des Berichts kann davon ausgegangen werden, dass zum Ende der Legislatur im Dezember 2024 Schluss sein wird. Dies zeichnete sich jedoch schon vorher ab. Wie es danach mit der strategischen Führung der Schule weitergehen soll, muss hingegen erst noch geklärt werden.
Der Stadtrat hat nun zwei mögliche Varianten erarbeitet. Die erste sieht vor, dass bei Bedarf externe Fachpersonen beigezogen werden können. Sie unterstützen das Departement Bildung und Sport in der Schul- und Qualitätsentwicklung. Das geschieht bereits heute teilweise, etwa bei der Entwicklung des lokalen Förderkonzepts.
Der Stadtrat bevorzugt jedoch eine Variante, bei der eine ständige stadträtliche Pädagogikkommission eingesetzt wird. Diese würde sich aus drei externen Bildungsfachpersonen zusammensetzen: aus den Bereichen Erziehungswissenschaften/Forschung, Heilpädagogik und eines Pädagogen beziehungsweise einer Pädagogin aus der Praxis. Auch der zuständige Stadtrat oder die Departementsleitung wären Teil der Kommission.
Die Aufgabe der Pädagogikkommission wäre es, eine umfangreiche Fachlichkeit und einen Aussenblick im Bereich der Schulentwicklung einzubringen. Der Stadtrat bevorzugt diese Variante, da ein ständiges Gremium die bessere Möglichkeit biete, kontinuierlich und vernetzt die Schulentwicklung für die Schulen der Stadt Wil zu betreiben, wie es im Bericht heisst.
Doch das Parlament scheint andere Pläne zu haben. Die Bildungskommission, die das Geschäft vorberaten hat, beantragt, auf die Schaffung einer Pädagogikkommission zu verzichten – und das einstimmig. Eine solche sei nicht zielführend, argumentiert die Kommission.
Sie rät dem Stadtrat stattdessen, insbesondere Anspruchsgruppen mit Bezug zu den Wiler Schulen oder zur städtischen Schulpolitik im Sinne einer niederschwelligen Partizipation regelmässig miteinzubeziehen. Die konkrete Ausgestaltung dieses Austauschs soll dem Departement Bildung und Sport überlassen werden. Auch diese Empfehlung an die Stadtregierung ist einstimmig. Die Zukunft der Schulführung ist also vorgezeichnet und breit abgestützt.
Das Parlament behandelt das Geschäft in zwei Lesungen. Danach kann auch das Volk darüber abstimmen, da eine Anpassung der Gemeindeordnung dem obligatorischen Referendum untersteht.
Neben der Neustrukturierung der Schulführung steht auch die Schaffung der Stelle Fachspezialist/in Energieberatung/-fonds zur Debatte. Auch hier ist kein Widerstand zu erwarten. Die vorberatende Kommission votierte einstimmig dafür.
Als drittes wichtiges Geschäft ist die Erhöhung der Alterslimite für das Jugendparlament auf 25 Jahre traktandiert. Der Vorstoss stammt aus dem Jugendparlament selbst. Dessen Mitglieder argumentieren, dass gemäss dem Bund und der UNO der Begriff Jugendliche für Menschen zwischen 13 und 25 Jahre gelte. Ausserdem gebe es einige aktuelle Mitglieder im Jugendparlament, die aufgrund der bisher geltenden Alterslimite von 20 Jahren demnächst ausscheiden müssten, jedoch gerne im Rat verbleiben würden. Damit scheinen sie das Parlament überzeugt zu haben. Sechs von sieben Kommissionsmitgliedern empfehlen, dem Antrag zuzustimmen.
Die «Wiler Zeitung» berichtet am Donnerstag ab 17 Uhr wie gewohnt mit einem Liveticker über die Parlamentssitzung.