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Ostschweiz
Stadt Frauenfeld
Eine Schmach sieht anders aus. Trotzdem mussten sich die Politiker vom FC Gemeinderat am Freitagabend auf der Kleinen Allmend dem Team des FC Stadtverwaltung 6:3 geschlagen geben. Matchbericht mit Blutgrätsche, Spionage-Gate und einem überraschenden Penalty.
Die Schleusen sind geöffnet, nicht etwa von den beiden Abwehrreihen, sondern von Petrus. Das 35. Rathausderby zwischen dem FC Gemeinderat und dem FC Stadtverwaltung am Freitagabend auf der Kleinen Allmend darf angesichts des staubtrockenen Sommers getrost als «Wasserschlacht von Frauenfeld» bezeichnet werden. Den Beobachtern am Spielfeld wird aber nicht unbedingt trockene, sondern vielmehr unterhaltsame Fussballkost geboten, geht es beim Frauenfelder Politspiel des Jahres um nichts weniger als die fussballerische Vorherrschaft im Rathaus. Denn in den bisherigen 34 Duellen siegten beide 17-mal.
Mit umso härteren Bandagen wird auf dem pflotschnassen Rasen gekämpft und gerackert. Nach einer ausgeglichenen Startphase zieht der FC Stadtverwaltung mehr und mehr sein Powerplay auf, lässt den Ball durch die roten Reihen laufen und reüssiert durch den flinken Wisam Al Naemi von Thurplus zum 1:0 nach wenigen Minuten. Stadtrat Andreas Elliker, nebst der eigentlichen Kapitänin Severine Hänni der nimmermüde Rädelsführer bei den Weissen, lässt sich fliegend auswechseln, gedenkt aber nicht, sich zum Durchatmen auf die Bank zu setzen. Zu seinem Wechselspieler, Waffenplatzkommandant Felix Keller, schreit er wild gestikulierend: «Hinten links, hinten links!»
FDP-Gemeinderat Claudio Bernold dirigiert die weisse Abwehr, wo er an der Seite des amtierenden Ratspräsidenten Samuel Kienast verteidigt. Dann schwärzt er Gemeinderatssekretär Giuseppe D'Alelio an und unterstellt ihm Spionage. Mit einem Augenzwinkern moniert Bernold:
«Giusi hatte vorher ein weisses Shirt an und hat uns ausspioniert.»
D'Alelio hat ein müdes Lächeln dafür übrig und kämpft mit einem ganz anderen Problem. Mit Hallenschuhen hat er kaum Halt und rutscht mit dem Ball an den Füssen hie und da mal aus. Einmal haut er Elliker mit einer Blutgrätsche um. Schiedsrichter Roger Huser lässt eine Karte stecken. «Hoffentlich hast du das nicht ‹gfötelet›, das bringt mich um eine Lohnerhöhung», meint D'Alelio und lacht.
Noch vor der Pause erhöht Topskorer Al Naemi auf 4:0, der sonst so souveräne Gemeinderat-Torhüter Mathias Kienast hat das Nachsehen, bis Nils Hviid vom Wahlbüro für die Politiker kurz vor der Pause mit einem nicht ganz unhaltbaren Weitschuss Stadtverwaltungstorhüter Martin Wyss (Finanzamt) zum 1:4 bezwingt.
Nach der Pause folgten weitere 30 Minuten Fussball. Der wirblige CH-Gemeinderat Elio Bohner schlägt von Linksaussen eine Flanke, die zwar misslingt, den Weg aber dennoch in die Maschen findet. Es steht noch 2:4.
Der FC Stadtverwaltung spielt weiter seine Überlegenheit aus, läuft aber auch häufig ins Offside, das Schiri Huser zu Recht pfeift. Derweil lassen die Regentropfen nach, nicht aber die Ambitionen auf dem Feld. Für die weiteren Tore der Stadtverwaltung sind Urban Krattiger (Kommunikation) und Nico Desait (Praktikant Stadtplanung) verantwortlich, ehe beinahe aus dem heiteren Himmel ein Strafstoss erfolgt. «Wieso gibt das Penalty?», sagt der baldige Leiter des Amtes für Hochbau und Stadtplanung Robert Scherzinger. Die Frage bleibt unbeantwortet, dafür schiebt Tobias Kraft (Fachkommission für Natur und Landschaft) zum 3:6-Endstand ein.
Im ewigen Duell also führt der FC Stadtverwaltung jetzt 18 zu 17, das mit Siegerfoto mitsamt Pokal in den Händen von Captain Robin Pfeiffer (Einwohnerdienste) bejubelt wird. Hänni, Elliker und Co. müssen den Feierlichkeiten enttäuscht zusehen. Immerhin resultierte für die Politiker keine saftige Niederlage wie 2019, als es zum Schluss 0:11 stand. Der letzte Sieg des FC Gemeinderat liegt vier Jahre zurück, als die Politiker nach Penaltys 5:3 obsiegten. Das nächste Duell folgt bestimmt, Revanchegelüste inklusive.