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Ostschweiz
Stadt Frauenfeld
Seit vier Wochen läuft das für insgesamt 45 Millionen Franken erbaute Holzheizkraftwerk im Oberwiesen vis-à-vis der Zuckerfabrik mit voller Leistung. Am Freitag hat es unter der Anwesenheit illustrer Redner seine offizielle Eröffnung gefeiert. Am Samstag stehen die Türen des Grossprojekts für erneuerbare Energien der Bevölkerung offen.
Die Maschinen laufen, die Motoren rattern, die Schnitzel aus Restholz im neuen Holzheizkraftwerk an der Oberwiesenstrasse in Frauenfeld verwandeln sich im sogenannten Pyrolyse-Verfahren zu Strom. Im Beisein von illustren Gästen hat die Bioenergie Frauenfeld AG, an der die Schweizer Zucker AG und die Energie 360 Grad AG je hälftig beteiligt sind, die Eröffnung des 45-Millionen-Franken-Projekts gefeiert, das seit vier Wochen unter voller Leistung jährlich erneuerbare Energie für rund 8000 Haushalte produziert.
Schnittholz, Sturmholz oder Holzschnitzel werden im Holzheizkraftwerk an der Oberwiesenstrasse vis-à-vis der Zuckerfabrik Frauenfeld getrocknet. Dafür wird die Abwärme aus der Stromproduktion genutzt. Danach entsteht in einem thermochemischen Prozess, der Pyrolyse, und mittels eines nachgeschalteten Schwebefestbettreaktors bei 850 Grad ein gasförmiger Brennstoff: das Holzgas. Gasmotoren produzieren sodann in einem Blockheizkraftwerk erneuerbaren Strom. Was von der Pyrolyse übrig bleibt, ist Biokohle aus 90 Prozent Kohlenstoff. Durch die hohen Temperaturen und den Beinahe-Ausschluss von Sauerstoff wird bei der Pyrolyse der Verbrennungsprozess verhindert. So kann Biomasse, etwa Holz, gezielt in höherwertige Produkte, zum Beispiel Brennstoffe, umgewandelt werden. (ma)
Bioenergie-Verwaltungsratspräsident Hansjörg Walter sprach in seiner Rede vom Schweizer Zucker, der mit der Energie des neuen Kraftwerks «international die besten Nachhaltigkeitswerte ausweist». Es sei schön, dass sich Thurgauer, Zürcher und Berner gefunden haben, gerade in turbulenten Zeiten im Energiebereich. Die 45 Millionen Franken haben weitestgehend die Zürcher und die Berner Kantonalbank finanziert. Aus Bern anwesend war auch Frank Rutschmann vom Bundesamt für Energie, aus der Sparte Erneuerbare Energien, der allen hellseherische Fähigkeiten attestierte und angesichts der aktuellen globalen Lage sagte:
«Das Timing ist perfekt, jetzt, wo wir sie brauchen.»
Regierungsrat Walter Schönholzer bediente sich an einem Zitat eines alt Bundesrates und sagte: «Freude herrscht.» Allein das Wort klimapositiv sei schon eine Freude. Schliesslich plädierte Schönholzer dafür, den Apfel als Thurgauer Symbol schlechthin durch eine Zuckerrübe zu ersetzen.
Stadtpräsident Anders Stokholm stimmte in die Lobeshymnen ein und gab die vielen Blumen der Vorredner an die Anwesenden aus der Privatwirtschaft weiter. Er sagte:
«Die Bioenergie bedeutet für die Stadt Frauenfeld einen Quantensprung für die Fernwärme.»
Auch der zuständige Stadtrat Fabrizio Hugentobler freut sich, dass das Projekt «zum Fliegen gekommen ist». Für den Ausbau der städtischen Fernwärme liegt längst eine Botschaft für zwei Kreditvorlagen für gesamthaft 40 Millionen Franken (30,1 für die Fernwärme West und 9,9 Millionen für die Altstadt-Fernwärme) vor, worüber der Gemeinderat noch vor den Sommerferien und das Stimmvolk am 25. September an der Urne entscheiden werden.
Tag der offenen Tür mit Besichtigung des Holzheizkraftwerks Frauenfeld an der Oberwiesenstrasse 124: Samstag, 11. Juni, 10 bis 16 Uhr.