Töfflitreffen
«Ich rieche die Benzinwolke gern»: Warum die 50-jährige Sonja Zabari immer noch gerne mit ihrem Puch durch die Gegend fährt

Die Romanshornerin Sonja Zabari war am Sonntag eine von 350 Teilnehmenden am Töfflitreffen im Oberthurgau. Sie erzählt welche Abenteuer sie vor über 30 Jahren mit ihrem Töffli erlebt hat.

Max Eichenberger
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Töffli-Fan Sonja Zabari aus Romanshorn auf ihrem Puch Velux, dahinter ihre Kollegen Kurt Koch, Beni Koller und Martin Graf.

Töffli-Fan Sonja Zabari aus Romanshorn auf ihrem Puch Velux, dahinter ihre Kollegen Kurt Koch, Beni Koller und Martin Graf.

Bild: Max Eichenberger

Ein dröhnender Pulk, der sich am Sonntagmittag vor dem Autobau in Romanshorn in Bewegung setzt. Mittendrin ist die Romanshornerin Sonja Zabari. Hinter einem John Deere Gator, der den Corso der knatternden Zweitakter-Harleys in benzingeschwängerter Luft anführt, gibt sie Gas. «Da kommen Erinnerungen an die guten alten Zeiten hoch», schwärmt die mittlerweile 50-Jährige.

Mit 14 machte sie die Töffliprüfung

Hineingerutscht in die Szene ist sie damals über ihren zwei Jahre älteren Bruder Kurt Koch, der seit der Jugendzeit den Töffli-Kult am Leben erhalten hat. Seine Werkstatt war ein Treffpunkt Gleichgesinnter – und ist es vierzig Jahre später noch. «In diesem Umfeld war es für mich naheliegend, mir auch ein Töffli zuzulegen», erzählt Sonja Zabari. Es konnte ihr nicht schnell genug gehen. «An meinem 14. Geburtstag hatte ich dann den Führerschein im Briefkasten.» Ihre Augen blitzen auf.

«Zum Schulhaus durften wir nicht mit dem Töffli – wir haben es aber trotzdem ab und zu gemacht.»

Später sei sie hin und wieder nach Kreuzlingen ins Lehrerseminar «gefräst», wenn sie den Zug wegen des geschlossenen Ketten-Übergangs im Romanshorner Bahnhof verpasst hatte. «Zu spät kam ich fast nie.» Denn der Bruder hatte ihren Puch Maxi so frisiert, dass er stolze siebzig Sachen hergab – bei erlaubten dreissig Stundenkilometern. Vollgas gab Sonja Zabari aber nicht immer. «Mit der Polizei hatte ich nie etwas zu tun gehabt», beteuert sie.

Das Töffli habe einem ein Gefühl von mobiler Freiheit vermittelt. «Als Teenager sind wir den Wanderdiscos nachgefahren, zum Seeparksaal nach Arbon, zur Festhütte nach Amriswil, und bis nach Weinfelden.» Hatte es keinen Verkehr auf der Strasse, haben sich Gefährtinnen mit ihren Velos links und rechts an den ausgestellten Oberarmen angehängt. «Sogar vorne haben wir mit gestrecktem Bein ein drittes angeschoben. Wir kannten damals keine Gefahren. Im Rückblick kann ich nur sagen: Gott sei Dank ist nie etwas passiert.»

Als es den Radweg noch nicht gab, fuhr die Clique auf ihren Sackgeld-Verdunstern dem Spazierweg am See entlang nach Arbon.

«Da haben sie uns auch schon mal ein Holzscheit nachgeworfen.»

Mit 18, als die Helmtragpflicht eingeführt wurde, hat Sonja Zabari ihr Moped für 400 Franken an einen Jungen verkauft. Während sie die ganze Zeit unbehelligt von den Ordnungshütern geblieben war, kassierte der neue Besitzer bald eine saftige Busse wegen Fahrens mit einem frisierten Töffli sowie Missachtung der Höchstgeschwindigkeit und der Helmtragpflicht.

Sie findet wieder zurück zur alten Liebe

Heute ist Sonja Zabari leidenschaftliche Bikerin. Parallel dazu hat sie wieder zu ihrer alten Liebe zurückgefunden und knattert mit ihrem Puch Velux herum. Das Töffli stand in einer Scheune, ihr Bruder hat es wieder flott gemacht. Weil es praktisch keine Ersatzteile mehr gibt, seien die Preise für Teile, die heute gehandelt werden, «abartig hoch». Restaurierte Edeltöfflis würden für fünfstellige Summen gehandelt.

«In einer Gruppe von einem Dutzend Töfflibuebe und -maitli unternehmen wir heute wieder regelmässig Ausflüge. Beteiligt ist auch das Riechorgan: «Ich rieche halt die Benzinwolke immer noch gern.»

Oberthurgauer Töffli-Treffen

Veranstaltet hat den Corso am Sonntag ab Romanshorn durch Mostindien zum zweiten Mal die Gruppe Oberthurgauer Töffli-Treffen Romanshorn um Alex Spohn, Urs Stoller sowie Christian und Michael Zanetti. Die Werte «Freundschaft, Zweitakt, Freiheit» bilden das Fundament ihrer Kultur, die sie leidenschaftlich pflegen. Beim Stelldichein der in Reihen parkierten Mopeds auf dem Gelände des Autobaus vor dem Start wurde viel gefachsimpelt und die eine oder andere Eigenbau-Rarität bestaunt.