PIONIER
Louis Christen: Der Seitenwagen-Papst aus Rheineck ist 75-jährig

Das Kürzel LCR - Louis Christen Racing - steht für Erfolg im Motorsport. «Seine» ersten Weltmeister waren Thurgauer. Unzählige Titel wurden seither mit den Chassis aus dem Kanton St.Gallen eingefahren - insbesondere in Seitenwagen-Rennen.

Daniel Good
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Louis Christen (links) mit dem aktuellen Seitenwagen-Weltmeisterpilot Markus Schlosser.

Louis Christen (links) mit dem aktuellen Seitenwagen-Weltmeisterpilot Markus Schlosser.

Bild: Waldemar Da Rin

Seit 1979 gingen fast alle Titel an Gespanne mit Chassis, die aus Rheineck stammten. Den ersten Sieg in einem WM-Lauf mit einem Seitenwagen aus der Schmiede von Louis Christen verbuchten 1978 die Thurgauer Bruno Holzer/Karl Meierhans in Spa in Belgien.

Ein Jahr später wurden die beiden Ostschweizer in der damals sehr populären Rennserie Weltmeister - mit sechs zweiten Plätzen. Vor Rolf Biland und Kurt Waltisperg, die im Training zum letzten Grand Prix jener Saison in Assen verunfallen. Holzer und Meierhans beendeten im Jahr nach dem Gewinn des WM-Titel ihre Karriere auf höchstem Level.

Die Serienweltmeister Rolf Biland und Kurt Waltisberg.

Die Serienweltmeister Rolf Biland und Kurt Waltisberg.

Bild: Keystone

1981 und 1983 holten Biland und Waltisperg den WM-Titel mit LCR-Gespannen. Zwischen 1983 und 1989 konstruierte Louis Christen auch Monocoque-Rahmen für die WM-Soloklassen in der Motorrad-Strassen-WM. 1983 und 1984 ergatterte der Schweizer Stefan Dörflinger jeweils den WM-Titel in der Klasse bis 80 Kubikzentimeter.

Seinen ersten Autorennwagen, den er auch selber fuhr, baute Christen 1971.

Der Jubilar wollte seine Leistungen nie in den Vordergrund stellen. Zum Branchenmagazin «speedweek» sagte er: «Ich war halt immer daran interessiert, im Motorsport etwas zu machen...»

Vor vier Jahren trat Christen kürzer. Schrittweise wurde die Konstruktion der Seitenwagen an die Brüder Ben und Tom Birchall in Grossbritannien übertragen. Auch die aktuellen Weltmeister Markus Schlosser und Marcel Fries sind mit LCR-Gespannen unterwegs.

Der Motorsport lässt Christen aber nicht los. So restaurierte er einen Seitenwagen von Holzer/Meierhans aus dem Jahr 1977. Und sofern es Corona zulässt, will er im August am Bergsprint Walzenhausen-Lachen mitfahren.