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Das Initiativkomitee für eine freie Festwiese will den Bau des neuen Verwaltungsgebäudes auf dem Bärenplatz unbedingt verhindern. Am 7. März entscheiden die Stimmbürger – schon wieder.
«Als Unternehmer muss ich tagtäglich Entscheidungen über den Haufen werfen», sagt Guido Leutenegger.
«Das ist manchmal schmerzlich, aber es bietet eben auch Chancen.»
Der grüne Gemeinderat ist Mitglied des Initiativkomitees zur Freihaltung der Festwiese, das am Dienstag in der Kulturscheune von Schloss Girsberg über den bevorstehenden Abstimmungskampf informierte. Das Volksbegehren, das 2019 von 1135 Stimmberechtigten unterzeichnet worden ist, gelangt am 7. März an die Urne. Es verlangt eine Alternative zum 2016 vom Volk ganz knapp bewilligten 50-Millionen-Projekt auf dem Bärenplatz. Das Stadthaus sei kurz gesagt «zu gross, zu teuer und am falschen Platz», betont Leutenegger. Gerade jetzt in der Pandemie sehe man, dass sich die Arbeitsverhältnisse verändern. «Das wird auch nicht mehr wie vorher. Das Raumprogramm von damals ist Makulatur.» Leutenegger erklärt weiter:
«Es ist heute noch kein Loch gegraben worden auf der Festwiese, also bleibt noch Zeit, den Entscheid von damals zu korrigieren.»
Das Projekt Schlussstein trage auch der Sensibilität des Platzes nicht Rechnung, sagt Leutenegger, der bereits beim Bau des Sport- und Kulturzentrums Dreispitz in verantwortungsvoller Position involviert war, «Der Dreispitz würde mit dem Bau des Stadthauses degradiert.» Und gemäss Komitee-Mitglied Xaver Dahinden würden auf der verbleibenden und dann vom Dreispitz abgetrennten Festwiese Veranstaltungen wie Turnfeste oder Messen verunmöglicht. «Mit einer 111-Meter-Kaserne geht das nicht mehr.» Jost Rüegg ging auf den heute «hässlichen» Parkplatz auf dem Bärenplatz ein.
«Selbstverständlich gehört die Blechwüste dort weg. Aber das ist kein Grund, auch noch ein Stadthaus zu bauen.»
Xaver Dahinden berichtete über die geplanten Aktivitäten im Abstimmungskampf. Ein Flyer werde in alle Haushaltungen verschickt. Auf dem Titelblatt ist eine Luftaufnahme des Bärenplatzes zu sehen, auf welcher auch die Umrisse des Stadthauses zu sehen sind. «Wir haben das noch zurückhaltend eingezeichnet. Und wir hoffen natürlich, dass dieses Phantombild nicht Realität wird.» 111-Meter-Schokolade – 822 Tafeln à 13,5 Zentimeter Länge – werde das Komitee verteilen, Plakate und die elektronischen Medien ergänzen das Arsenal. Wobei Dahinden betont, dass man bei der Fairness bleiben wolle. Ein Gesprächsangebot seitens des Komitees an den Stadtrat, über die Formen der Kommunikation zu sprechen und auf einen «Schlagabtausch» zu verzichten, sei jedoch unbeantwortet geblieben.
Letztlich sei eine Wiedererwägung des Volksentscheides von 2016 durchaus legitim, findet Xaver Dahinden.
«Wir können uns das Projekt heute auch gar nicht mehr leisten.»
Die Initiative öffne den Weg für bezahlbare Alternativen. Die bestehenden Liegenschaften der Stadtverwaltung könne man renovieren. Es brauche nur die Hälfte an zusätzlichen neuen Räumen, Möglichkeiten für sparsame Ergänzungsbauten seien vorhanden, etwa an der Marktstrasse. Guido Leutenegger sagt: «Wenn man will, kann man in Rekordzeit etwas auf die Beine stellen.»
In ihrem Abstimmungskampf gar nicht zu sehr fokussieren will das Initiativkomitee auf die baurechtlichen Probleme des Projekts, allen voran den Verwaltungsgerichtsentscheid vom Mai 2020, der besagt, dass das Projekt mit 111 Metern Gebäudelänge gemäss aktuellem Baureglement nicht bewilligungsfähig ist. Denn dieses Dilemma sei eben aus ihrer Sicht lösbar, mit einem Ja zur Volksinitiative.