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Der Kanton sieht in den drei Grossüberbauungen beim Bahnhof nichts Falsches. Die Gemeinde ist bereits daran, alle nötigen Vorkehrungen zu treffen, damit der Verkehr dereinst reibungslos läuft.
Es sieht nach Sündenfall aus. Aber es ist kein Sündenfall. Zumindest nicht aus Sicht von Andrea Näf, der Chefin des kantonalen Amtes für Raumentwicklung. Gemäss kantonalem Richtplan ist das Wachstum der Siedlungen primär auf die Zentren auszurichten. Dass in der Landgemeinde Egnach mit ihren rund 4'700 Einwohnern auf dem Luxburgerfeld, der Aachwiesen und dem Thurella-Areal in naher Zukunft insgesamt fast 700 Wohnungen gebaut werden sollen, ist kein Widerspruch dazu, sagt Näf.
«Es ist raumplanerisch grundsätzlich sinnvoll, wenn es an bestens erschlossenen und eingezonten Gebieten zu einer baulichen Verdichtung kommt.»
Bei allen drei Projekten seien die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt: Der Bahnhof befinde sich in unmittelbarer Nähe. Der Bus halte auch dort, und mit dem Auto sei man schnell auf dem Zubringer Richtung St. Gallen. Komme hinzu, dass die entsprechenden Gebiete als urbaner Raum definiert seien. «Insofern stellen wir den Standort nicht in Frage.» Der Kanton habe sich deshalb auch nicht widersetzt, als die Gemeinde das Thurella-Areal vor zwei Jahren umzonen wollte, sodass sich die Industriebrache zum neuen Dorfzentrum von Egnach mit 140 bis 150 Wohnungen und Gewerberäumlichkeiten entwickeln kann.
Ob es einen Markt für so viele Wohnungen gebe, sei eine andere Frage, sagt Näf. Eine Antwort darauf müssten die Gemeinde beziehungsweise die Investoren geben. Ein zentrales Thema sei sicher, die Baufelder in Etappen zu entwickeln. Der Gestaltungsplan biete die Möglichkeit, die entsprechenden Schritte verbindlich zu definieren.
Für Immobilienfachmann Werner Fleischmann ist ein gestaffelter Bau der Wohnungen unumgänglich. «Fast 700 Einheiten auf einmal schluckt Egnach sicher nicht.» Und auch nicht der Oberthurgau, wo der Leerwohnungsbestand mit fast 3 Prozenten schon der höchste im Kanton ist. Spitzenreiter ist Amriswil mit 5,7 Prozent. Abgesehen davon würde ein allzuschnelles Wachstum die Infrastruktur von Egnach an die Grenzen bringen, sagt Fleischmann: «Zwischen 1'500 und 2000 neue Einwohner sind enorm viel.»
In Bezug auf die Autos, Velos und Fussgänger hat sich die Gemeinde schon vor über zehn Jahren Gedanken gemacht, wie dereinst alles laufen soll, wenn die vielen Wohnungen gebaut sind. Gemeindepräsident Stephan Tobler sagt:
«Wir haben 2009 ein Verkehrskonzept für Egnach ausgearbeitet, das vom kantonalen Tiefbauamt genehmigt worden ist.»
Die darin festgelegten Massnahmen würden schrittweise umgesetzt. So ist 2018/2019 die Strasse im Bereich des Bahnüberganges neu gestaltet worden. Es gibt jetzt eine separate Einspurstrecke. Die neuen Quartiere sollen zentral über die Bucherstrasse erschlossen werden, auf der ein getrennter Weg für Fussgänger und Velofahrer vorgesehen ist.
Beim Einlenker in die Hauptstrasse ist ein Kreisel geplant. «Der Kredit war schon einmal im Budget des Kantons», sagt Tobler. Es habe aber Verzögerungen gegeben wegen Landverhandlungen. «Jetzt ist alles geklärt.» Die anderen Stichstrassen will die Gemeinde zur 30er-Zone machen. Für den Langsamverkehr ist auf der Ostseite des Bahnhofs eine Unterführung angedacht. «Es läuft eine Studie», sagt Tobler. Und er verspricht: «
Wir werden parat sein, wenn die Überbauungen bezugsbereit sind.»
Das kann noch ein paar Jahre dauern. Auf dem Luxburgerfeld etwa haben sich die drei Grundeigentümer nicht auf einen gemeinsamen Architekturwettbewerb einigen können. Es gab zwei verschiedene. Jetzt geht es aktuell im Gestaltungsplan darum, beide zusammenzuführen. Aber so weit wie jetzt war man noch nie. «Schon vor 30 Jahren hat man sich in Egnach erzählt, dass es nicht mehr lange geht, und dann fahren im Luxburgerfeld die Baumaschinen auf», sagt Tobler. Nun naht dieser Tag tatsächlich.