Regionalfussball
Aufsteiger mit Baustelle: Wie der FC Kreuzlingen in der 1. Liga den Ligaerhalt schaffen will

Am Samstag um 16.00 Uhr bestreitet der FC Kreuzlingen seine erste 1.-Liga-Partie der Saison 2022/23. Das Heimspiel gegen Taverne ist nicht nur wegen des aussergewöhnlichen Spielfelds auf dem Hafenareal eine grosse Herausforderung. Auch das finanzielle Korsett schnürt den Aufsteiger vom Bodensee ein.

Matthias Hafen
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Der Ex-Winterthurer Adrian Rama-Bitterfeld (rechts, im Testspiel gegen die SV Schaffhausen) ist eine grosse Verstärkung für den FC Kreuzlingen.

Der Ex-Winterthurer Adrian Rama-Bitterfeld (rechts, im Testspiel gegen die SV Schaffhausen) ist eine grosse Verstärkung für den FC Kreuzlingen.

Bild: Mario Gaccioli

Der Blick auf das Kreuzlinger Hafenareal vermittelt den Eindruck, als sei der FC Kreuzlingen eine einzige Baustelle. Doch der Schein trügt. Zum Saisonstart in der 1. Liga an diesem Wochenende ist die Neugestaltung des Hauptplatzes zwar eine logistische Herausforderung, sportlich aber fühlt sich der Aufsteiger parat. Nicht zuletzt dank gewichtiger Neuzugänge.

Dass seine Heimstätte ausgerechnet nach dem grössten Erfolg der vergangenen Jahre umgebaut wird, bringt den FC Kreuzlingen in Bredouille. Denn mit dem Aufstieg von der 2. Liga interregional in die 1. Liga werden auch die Anforderungen an den Verein grösser. So zerschlug sich das Ausweichen ins Exil Burgerfeld, weil dort unter anderem die gesamte Anlage hätte eingezäunt werden müssen.

Das ist teilweise zwar auch auf Platz zwei des Hafenareals hinter der Bodensee-Arena vonnöten. Er dient bis im nächsten Frühjahr als Spielfeld des FCK. Und der Zaun muss hier erst noch nach jedem Spiel demontiert werden, um die Kunstgrenze Konstanz–Kreuzlingen nicht zu beeinträchtigen. Aber immerhin spielen die Grünweissen so in den kommenden Monaten zu Hause.

Eintrittspreis bleibt bei zehn Franken

Auch das Kreuzlinger Publikum muss sich in der 1. Liga umgewöhnen. Bis der neue Hauptplatz 2023 errichtet ist, zum Beispiel an andere Zuschauereingänge. Denn vorübergehend ist der ganze Spielbetrieb auf das Eisstadion Bodensee-Arena ausgerichtet, wo aus Sicherheitsgründen die Mannschafts- und Schiedsrichterkabinen untergebracht werden müssen. Auch darf der FCK an den 1.-Liga-Spielen keine PET-Flaschen mehr verkaufen, muss Getränke neu in Einwegbechern herausgeben.

Daniel Geisselhardt, Präsident des FC Kreuzlingen.

Daniel Geisselhardt, Präsident des FC Kreuzlingen.

Bild: PD

Gleich bleibt dafür der Eintrittspreis von zehn Franken pro Spiel. FCK-Präsident Daniel Geisselhardt sagt:

«Wir sind zu diesem Schluss gekommen, weil die 1. Liga für unser Publikum nicht per se attraktiver ist.»

In der am Samstag beginnenden Meisterschaft treten die Thurgauer gegen Kontrahenten wie Taverne, Paradiso oder Wettswil-Bonstetten an. Kantonsderbys entfallen komplett, dafür spielen in der Gruppe 3 auch attraktive Teams wie Tuggen, Gossau SG oder die zweite Mannschaft der Grasshoppers.

Der Verzicht auf einen Ticketaufschlag ist gleichwohl keine selbstverständliche Geste. Trotz des grossen sportlichen Erfolgs schrieb der FC Kreuzlingen in der Saison 2021/22 nämlich rote Zahlen. Präsident Geisselhardt sagt:

«Die hauen uns nicht um, aber wir konnten uns kein finanzielles Polster für die 1. Liga aufbauen.»

Nach dem Aufstieg sind die Thurgauer auf mehr Geld angewiesen – vor allem wegen höherer Schiedsrichterkosten sowie Reise- und Verpflegungskosten der Mannschaft. Dieser Mehraufwand soll mit höheren Sponsorenbeiträgen und Werbeeinnahmen kompensiert werden.

Kreuzlingens Trainer und Sportchef Kürsat Ortancioglu (Zweiter von links) hat sein Kader vor allem mit jungen, hungrigen Spielern verstärkt.

Kreuzlingens Trainer und Sportchef Kürsat Ortancioglu (Zweiter von links) hat sein Kader vor allem mit jungen, hungrigen Spielern verstärkt.

Bild: Mario Gaccioli

U21-Captain des FC St.Gallen verpflichtet

Das enge finanzielle Korsett des Aufsteigers war auch für Trainer und Sportchef Kürsat Ortancioglu eine Herausforderung. So blieb dem FC Kreuzlingen gar nichts anderes übrig, als sein Kader mit jungen, hoffnungsvollen Spielern zu verstärken. Etwa mit Ensar Ismaili, dem bisherigen U21-Captain des FC St.Gallen, dessen Verpflichtung als Transfercoup bezeichnet werden kann.

Auch der Zuzug des Challenge-League-erfahrenen Adrian Rama-Bitterfeld (Ex-Winterthur) vom FC Schaffhausen II wird die Kreuzlinger kompetitiver machen. Suad Jonuzi (Amriswil/Calcio Kreuzlingen), Leon Recica (Winterthur U18/Rapperswil-Jona), Elham Azizi (Sirnach) und Reda Laidouci (Calcio Kreuzlingen) sind die weiteren Neuen. Das grösste Plus des FC Kreuzlingen ist indes, dass alle Leistungsträger der Aufstiegsmannschaft dem Verein treu geblieben sind.

Trainer Ortancioglu kann so auf ein eingespieltes Kollektiv zurückgreifen. Auch wenn er zunächst auf die Langzeitverletzten Yves Seeger und Marvin Meresi verzichten muss. Ortancioglu sagt:

«Wir können in der 1. Liga keine grossen Brötchen backen. Aber wir haben alle den Biss, den Ligaerhalt möglichst früh zu schaffen.»

Die Feuertaufe steht am Samstag um 16.00 Uhr daheim gegen Taverne an.