«Ohne Sponsoren können wir die Miete nicht mehr bezahlen»: Dem Typorama in Bischofszell droht das Aus

An der Jahresversammlung des typografischen Museums in der Rosenstadt gab es deutliche Worte.

Barbara Hettich
Drucken
Walter Ochsner mit dem neuen Nachschlagewerk «Schriftenreigen II».

Walter Ochsner mit dem neuen Nachschlagewerk «Schriftenreigen II».

Bild: Barbara Hettich

In den vergangenen 40 Jahren hat Paul Wirth eine unglaubliche Sammlung an alten, ausgedienten Setzmaschinen zusammengetragen. Was einst mit einem «Kleinen Setzmaschinen-Museum» des gelernten Maschinensetzers begann, ist heute das Typorama, ein typografisches Museum, in dem noch verschiedenste Druckerzeugnisse nach althergebrachter Bleisatz-Technik hergestellt werden. Das Inventar gehört heute der Stiftung Typorama und Paul Wirth hat sich Ende 2019 aus der operativen Führung zurückgezogen.

Paul Wirth wurde an der Versammlung zum Ehrenmitglied des Förderveins ernannt.

Paul Wirth wurde an der Versammlung zum Ehrenmitglied des Förderveins ernannt.

Bild: Barbara Hettich

An der Hauptversammlung des Fördervereins Typorama am vergangenen Samstag wurde dem Museumsgründer die Ehrenmitgliedschaft verliehen. «Dies ist kein Abschied, sondern eine Würdigung deines Lebenswerks », sagte Vorstandsmitglied Cornel Fürer. Paul Wirth wird das Museum im Frondienst weiterhin unterstützen. Seit Januar wirkt Percy Pencel als Leiter des Museums und der Typorama GmbH.

267 Frondienst-Tage und 38 Führungen

«Das vergangene Vereinsjahr war geprägt vom Wechsel», sagte Präsident Silvano Colombo in seinem Jahresrückblick. Rückgrat des Museums seien die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer. 2019 wurden 267 Frondienst-Tage geleistet und 38 Führungen durchgeführt. Der Förderverein zählt 343 Mitglieder. Mit einem Minus von rund 8000 Franken schliesst die Vereinsrechnung 2019. Einnahmen von 28'720 Franken stehen Ausgaben von 36'970 Franken gegenüber. Das Vermögen ist somit auf rund 20’000 Franken geschrumpft.

Die finanzielle Situation bereitet den Verantwortlichen denn auch Sorgen. Der Museumsbetrieb könne mit der Typorama GmbH zwar finanziert werden, nicht aber die Miete. Für die rund 1000 Quadratmeter grosse Halle an der Fabrikstrasse 30a in Bischofszell bezahlt das Typorama jährlich rund 50'000 Franken. 25'000 Franken können Stiftung und Förderverein stemmen.

«Wenn wir keine Sponsoren finden und von Bund oder Kanton keine finanzielle Unterstützung erhalten, müssen wir entweder günstigere Räume suchen oder unser Museum liquidieren.»

Mit diesen Worten bekräftigte Stiftungsratspräsident Viktor Heer die Dringlichkeit. Man sei mit dem Regierungsrat «im Gespräch».

Lexikon der Schriftenvielfalt

Mit «Der grosse Schriftenreigen» hat das Typorama im Jahr 2008 ein Nachschlagewerk über die verschiedenen Schriftsätze veröffentlicht. Nach diesem monumentalen Werk sei die Arbeit allerdings weitergegangen, sagte Vorstandsmitglied Walter Ochsner im Anschluss an den offiziellen Teil der Versammlung. 12 Jahre später konnte er nun den Schriftenreigen II präsentieren, der in mehreren tausend Frondienststunden entstanden ist. Im Band II wurden auch Linien, Schmuck, Sonderzeichen, Vignetten, Zeichnungen und Plakatschriften inventarisiert: Jede einzelne Seite ist ein Kunstwerk für sich.

Hinweis
Da auf den Maschinen noch produziert wird, kann das Museum von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 17 Uhr besucht werden.

Mehr zum Thema