Statt des budgetierten Defizits schliesst die Jahresrechnung mit einem satten Überschuss. Verwendet wird das Geld unter anderem, um eine Schuld bei der Pensionskasse zu tilgen.
3,34 Millionen Franken mehr als budgetiert: Die Stadt Amriswil legt für 2018 ein rekordverdächtiges Ergebnis vor. Und erstmals in der jüngeren Geschichte ist nicht mehr die Rede von unerwarteten und vor allem einmaligen Einnahmen, die das Ergebnis beeinflusst haben. Es seien rund 1,8 Millionen Franken mehr Steuergelder geflossen, als budgetiert. Dazu kommt, dass einige Aufwand-Posten deutlich unter dem Budget lagen, so unter anderem die Netto-Fürsorgeaufwendungen.
Trotz des Ergebnisses, das auf ein solides Steueraufkommen auch in den nächsten Jahren schliessen lässt, winkt der Stadtrat ab, wenn das Thema auf eine Steuerfuss-Reduktion kommt. Die anstehenden Investitionen würden die Erfolgsrechnung der Stadt in den kommenden Jahren mit Zinsen und Abschreibungen belasten. Deshalb werde der finanzielle Spielraum für die Stadt enger. «Trotz des ansehnlichen Ertragsüberschusses in der Rechnung 2018 kann eine Senkung des Steuerfusses in dieser Situation kein Thema sein», schreibt der Stadtrat in der Botschaft. Der Blick zurück zum Budgetprozess 2019 und der Finanzplanung für die nächsten Jahre zeigt gar auf, dass eine Erhöhung des Steuerfusses in den kommenden Jahren noch nicht vom Tisch ist.
Die Verteilung des Überschusses von über 2,7 Millionen Franken wird sich auf die künftigen Rechnungen auswirken. Denn nach Vorschlag des Stadtrats sollen knapp 1,4 Millionen Franken dazu verwendet werden, eine Restschuld bei der Pensionskasse zu tilgen, die ansonsten über die nächsten 15 Jahre mit Ratenzahlungen abgetragen worden wäre. Die Schuld musste zu 2,25 Prozent verzinst werden. Die entfallenden Ratenzahlungen und Zinsen werden erst ab 2020 rechnungswirksam.
Jahrelang gehörte Amriswil zu den Gemeinden, die eine aussergewöhnlich tiefe Steuerkraft pro Einwohner ausweisen mussten. Inzwischen hat sich die Situation gebessert. 2018 lag die Steuerkraft bei 1864 Franken, also immer noch 131 Franken unter dem Thurgauer Durchschnitt. 2017 lag die Steuerkraft bei 1702 Franken, 2016 bei 1678 Franken. Ein Steuerprozent liegt aktuell bei 250948 Franken (im Jahr 2017 waren es 227157 Franken und im Jahr 2016 betrug es 223098 Franken).
Die Mehreinnahmen und Minderaufwendungen haben in der Rechnung 2018 zu einem Überschuss von 2708455 Franken geführt, budgetiert hatte die Stadt einen Rückschlag von 631600 Franken.Positive Abschlüsse gab es im Jahr 2018 auch bei den Alterswohnungen (176171 Franken) und beim Alters- und Pflegezentrum (550232 Franken). (rk)
Der Restbetrag von über 1,37 Millionen Franken wird nach dem Vorschlag des Stadtrats dem Eigenkapital zugeschlagen, das sich in der Bilanz vom 31. Dezember 2018 auf über 24 Millionen Franken belief. Da sich die hohen Investitionen in die Infrastruktur (unter anderem Bau und Sanierung der Sporthalle, Garderobengebäude und Erweiterungsbau Stadthaus) in den nächsten Jahren durch Zinsen und Abschreibungen auf die Rechnungen auswirken wird, kommt das finanzielle Polster gelegen.
Hinweis
Die Stimmberechtigten werden am 19. Mai an der Urne über den Geschäftsbericht und die Jahresrechnung abstimmen. Mittels zweitem Stimmzettel werden sie auch über die beantragte Gewinnverwendung entscheiden.