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Der Coronapandemie zum Trotz gelang es dem Kulturverein Literaria, dem Publikum ein weiteres Highlight im Jahresprogramm zu präsentieren. Anders als die Platzzahl war der Unterhaltungswert der Vorstellung alles andere als limitiert.
Die Sprache ist sein Ding. Satiriker Renato Kaiser hat seine Bühnenlaufbahn als Slam-Poet gestartet, dieses Jahr wurde er mit dem prestigeträchtigen Preis «Salzburger Stier» ausgezeichnet.
Kaisers Stärke ist es, die alltäglichsten Begriffe oder Handlungen zu hinterfragen, ad absurdum zu führen, um selbstironisch festzustellen, welch schlechter Verlierer beziehungsweise Gewinner der Mensch doch eigentlich ist.
Ein Tier frisst ein Tier – der Mensch fragt sich, wie er das Kalb in einen Schweinedarm bekommt, Fleischvögel ohne Vogel isst und eine Vegi-Wurst für Verwirrung sorgen kann. «Menschen können neue Wörter lernen», machte Kaiser dem Publikum am Samstagabend in der Aula Sandbänkli Mut.
Selbst ein durchlöchertes Kifferhirn begreife, dass der Stefan nun der Steve ist, und das M-Wort für den Schockikuss der Vergangenheit angehört. Probleme mit dem Wortschatz ortet Kaiser allerdings beim Sex. «Der Vergewaltiger ist kein Sextäter; ein Einbrecher ist ja auch kein Besuchstäter», argumentiert Kaiser. Und für den Orgasmus könnte er sich ein romantischeres Wort als «Cho» vorstellen.
Renato Kaiser lässt kein Thema aus. Er fragt, in welcher der vielen Zweitwohnungen Gott wohl anzutreffen sei. «Gott war ja nie präzise, wenn es um die Postadresse ging.» Mit den Kreuzen – mit dem qualvollen Tod des Sohnes – herumzuwedeln, sei jedenfalls nicht Feng-Shui.
Von den Tücken der Klickpedale beim Rennvelo und dem kurzen Hundeleben inspiriert, spannte Kaiser in seinem satirischen Ausflug gekonnt den Bogen zum Beginn seiner Vorstellung: Zum Yoga, der Einstiegsdroge in die Frühpensionierung. Renato Kaiser hat es einmal mehr verstanden, sein Publikum zu unterhalten und auch zum Nachdenken zu animieren.
Weitere Informationen über Renato Kaiser im Internet auf www.renatokaiser.ch