Startseite
Ostschweiz
Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
Auf 100 Seiten erzählt der 70-Jährige Anekdoten aus den letzten 35 Jahren als Musiklehrer und Gründer der Swing Kids.
Herr Kimoto, Ihr Buch heisst «Telefon mit Mozart». Was hat es damit auf sich?
Es ist eine der vielen lustigen Begebenheiten, die mir als Musiklehrer in Erinnerung geblieben sind.
Worum geht es?
Ein Erstklässler soll ein Stück von Mozart spielen, den er nicht kennt. Dessen Geburts- beziehungsweise Todesdatum hält er für die Telefonnummer des Komponisten. Ich schlage ihm vor, Mozart anzurufen, was er tut. Doch der Anschluss ist nicht mehr in Betrieb.
Ihre Schüler reden ziemlich unverblümt mit Ihnen. Zehnjährige sagen Ihnen, Sie sollen keinen Mist erzählen.
Das ist im Spass gemeint. Aber eigentlich können sie mir tatsächlich alles sagen, was sie wollen. Es ist aber nicht so, dass die Kinder keinen Respekt vor mir hätten. Der ist da.
Viele Ihrer Schüler scheinen Schlitzohren zu sein. Wie waren Sie als Kind?
Ich war einerseits sehr seriös, brav und gut in der Schule. Andererseits habe ich aber auch immer gerne Streiche gespielt. Insofern habe ich grosses Verständnis für meine Schüler. Im Unterricht sollen sie auch lachen können. Das ist sehr wichtig, ganz generell im Leben.
Sie schreiben, Musiklehrer sei einer der schönsten Berufe. Warum ist das so?
Musik ist fast die schönste Sache auf der Welt. Die Kinder damit in Berührung zu bringen, hat eine grosse Bedeutung für mich.
Nicht alle Schüler sind fleissig und talentiert. Mit ihnen zu arbeiten, ist doch eine undankbare Aufgabe.
Ich versuche, bei allen die Freunde an der Musik zu wecken.
Gelingt es Ihnen?
Nicht immer, aber immer wieder. Wichtig ist, dass die Kinder spüren, dass ich es ernst meine. Es braucht aber viel Geduld.
Und die haben Sie?
Ja, ich habe viel Geduld (lacht).
Und wie wecken Sie die Freude?
Indem ich den Kindern beibringe, dass Klang und Ausdruck das wichtigste sind. Darauf lege ich von Anfang an grossen Wert, und nicht, dass sie möglichst gut Noten lesen können. Viele studierte Musiker haben nicht gelernt, Emotionen zu zeigen.
Und wie muss man sich das konkret bei Ihnen im Unterricht vorstellen?
Ich spiele meinen Schülern das jeweilige Stück vor, um ihnen eine Idee zu geben, wie es tönen könnte. Für mich ist das die beste Methode. Ich habe so selber viel von Spitzenmusikern gelernt, mit denen ich gespielt habe. Es ist wie beim Erlernen einer Sprache.
Tönen am Schluss alle Ihre Schüler wie Sie?
Nein, jeder findet seinen eigenen Ton. Das jedenfalls ist mein Ziel. Wer so weit kommt, kann überall mitspielen.
Hat es der eine oder andere Schüler von Ihnen geschafft?
Ja, und das freut mich natürlich. Wobei ich niemanden dazu dränge, Musiker zu werden.
Viele Kinder hören früher oder später auf, Musik zu machen. Was läuft schief?
Unser Musikschul-System ist sehr stark auf Einzelunterricht ausgerichtet. Man übt als Schüler jahrelang allein zu Hause. Das funktioniert aber nicht auf Dauer.
Wie müsste es sein?
Meine Schüler spielen alle zusätzlich in einer Gruppe, bei den Swing Kids oder in einer Dorfmusik - egal wo. Wichtig ist, dass sie mit anderen zusammen Musik machen. Die Musikschulen wollen das aber nicht begreifen.
Sie sind jetzt 70 Jahre alt. Wie lange machen Sie noch weiter bei den Swing Kids und als Musiklehrer?
Solange es noch geht. Die Freude ist mir noch nicht vergangen.
Die Vernissage des Buches findet am Dienstag, 31. März, um 19.30 Uhr in der Aula der Kantonsschule Romanshorn statt. Anmeldung per E-Mail an info@swingkids.ch.