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Am 10. Februar entscheiden die Stimmbürger über die Erweiterung der «Schule mit Tagesstruktur». Das Hort-Angebot für Primarschüler und Kindergärtler sei wichtig für die Gesellschaft, sagt das Pro-Komitee.
Die Argumente sprudeln aus den Komitee-Mitgliedern heraus. Für sie alle ist die Sache sonnenklar. Am 10. Februar kann es eigentlich nichts anderes geben, als zweimal ein Ja für die zusätzlichen Gelder für die «Schule mit Tagesstruktur».
«Es bringt allen etwas und ist ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen, dass Alleinerziehende, wie auch Mütter in einer Beziehung im Erwerbsleben bleiben können», sagt etwa Ruth Faller. Sie engagiert sich in der Abstimmungskampagne, obwohl sie als Bezirksgerichtspräsidentin sonst den Grundsatz pflegt, sich politisch zurückzuhalten. FDP-Co-Präsidentin Pia Donati wäre froh gewesen, hätte es das Angebot schon gegeben, als sie davon hätte profitieren können.
«Eltern brauchen die Gewissheit, dass ihr Nachwuchs gut aufgehoben ist, wenn sie arbeiten gehen.»
Auch Unternehmer und Vater Attila Wohlrab macht mit im Abstimmungskomitee. «Die Schule mit Tagesstruktur ermöglicht Männern und Frauen einer Erwerbstätigkeit nachzugehen.»
Edith Wohlfender setzt sich mit Feuereifer für die Erweiterung des bestehenden Betreuungsangebots für Primarschüler und Kindergärtler ein. Schon bei der ersten Abstimmung 2016, als es um die Einführung der «Schule mit Tagesstruktur» ging, hatte sie sich engagiert. «Es ist ein ureigenes, politisches Thema von mir, dass der Spagat zwischen Erwerbstätigkeit und Familie möglich sein muss», sagt die Geschäftsleiterin des Berufsverbandes der Pflegepersonen. Gerade in dieser Branche und anderen, wo Fachkräftemangel herrscht, sei es wichtig, dass Mütter berufstätig sein könnten.
«Es ist volkswirtschaftlicher Irrsinn, wenn viel in Ausbildungen investiert wird und die Mütter danach zu Hause verschwinden.»
CVP-Präsident Stephan Marty hat den Vorsitz des Pro-Komitees, das insgesamt etwa 50 Unterstützer umfasse. Die «Schule mit Tagesstruktur» sei eine Erfolgsgeschichte in Kreuzlingen, sagt Marty.
Es wird viel unternommen mit den Kindern. Die Erfahrungen der Eltern sind sehr positiv.
Er habe bislang sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Das Angebot mit den abgestuften Tarifen sei ausgezeichnet. Es ermögliche Eltern aus allen Schichten eine professionelle Kinderbetreuung. Wenn beide Elternteile arbeiten, müsse dies in einer Kaufkraftsteigerung münden. «Es darf nicht sein, dass man arbeiten geht, und unter dem Strich wegen der Kinderbetreuung nicht mehr übrig bleibt.»
Auch aus Arbeitgebersicht sei das Ganze sinnvoll, betonen die Vertreter des Komitees unisono. Der Gewerbeverband wie auch der Arbeitgeberverband stünden deshalb auch voll hinter der Vorlage. Es erleichtert vielen Frauen den Wiedereinstig nach einer längeren Mutterschaftspause, erklärt Pia Donati. «Man kann mit einer verlässlichen Kinderbetreuung das Erwerbsleben gestalten, wie man will, und wird nicht von äusseren Zwängen beeinflusst», sagt Edith Wohlfender.
Kein Gegenargument findet die Gruppe, dafür immer noch mehr Gründe für ein Ja. Wohlrab betont, dass Stadt und Schule zwar Geld für den Betrieb ausgeben müssten, jedoch durch die Zunahme der Erwerbstätigkeiten auch mehr Steuern anfielen. Ruth Faller berichtet aus der Gerichtspraxis: Der Gesetzgeber gehe heute immer mehr davon aus, dass Frauen arbeiteten, etwa bei der Festsetzung von erwartbaren Einkommen. Also müsse der Staat auch die Rahmenbedingungen dafür schaffen.
Am 10. Februar befinden die Stimmberechtigten der Primarschule über die Erhöhung des jährlichen Beitrags an die «Schule mit Tagesstruktur» um 360000 auf neu 600000 Franken. Jene der Stadt entscheiden über eine Erhöhung des Beitrags um 450000 auf neu 900000 Franken jährlich. Mit der Erweiterung soll die grosse Nachfrage nach Betreuungsplätzen abgedeckt werden können.