Fasnacht
Die Show als Konzentrat: Der erste Movie der Emmishofer Narren kommt an das Original im Saubachsaal mehr als heran

Ein Jahr ohne den Senf der Narrengesellschaft Emmishofen (NGE) dazu? Gibt es zum Glück nicht. Die gewohnt giftigen Kommentare wurden filmisch aufgearbeitet. Fazit: Funktioniert bestens.

Martina Eggenberger Lenz
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Hat Trudi da etwa in Konstanz WC-Rollen gehamstert?

Hat Trudi da etwa in Konstanz WC-Rollen gehamstert?

Bild: Screenshot

Die Wienerli haben gefehlt. Und das Bier – geht ja nicht, an einem Homeoffice-Vormittag. Aber abgesehen davon, war das Fernsehprogramm am Schmutzigen Donnerstag mehr als ein würdiger Ersatz für die Narren-Night-Show im Saubachsaal. Dass der erste Movie der NGE kein billiger Abklatsch ihres sonst abendfüllenden Programms werden würde, war anzunehmen. Aber dass das Format gleich so gut funktioniert?

Dem Zuschauer kommen viele Elemente bekannt vor. Die Sketches und Gesangseinlagen, die gewohnt grandiose Kulisse, die Schnitzelbänke. Nur ist im TV alles konzentrierter als auf der Bühne. Der Szenenapplaus stammt zwar aus der Konserve, aber die Witze funktionieren durchs Band. Und jeder Zuschauer hat die Sicht aus der ersten Reihe. Ein nicht zu unterschätzendes Privileg, weil man so Mimik und Details im Bühnenbild bestens erkennt.

Konstanz ist zu, die Bäuerin freut es

Knapp eine Stunde dauert «Fasnacht trotz allem». Nach dieser hat man nicht nur viel gelacht, sondern auch den närrischen Jahresrückblick auf das lokale, nationale und internationale Politikgeschehen gesehen. Ein schöner Einstieg, die Hofladenszenerie. Die Bäuerin freut sich, dass ihre Kunden coronabedingt nicht mehr ins Schwabenländle zum Einkaufen fahren können. Dafür gibt es alte schrumplige Äpfel, die aussehen wie die Mitglieder des Initiativkomitees zur Freihaltung der Festwiese.

Beim Klatsch und Tratsch der Schnitzelbänkler erfährt man mehr oder weniger peinliche Geschichten der örtlichen Cervelatprominenz: Roger Mohn, Hans-Jörg Schoop, Dorena Raggenbass, und wie sie alle heissen, bekommen ihr Fett weg. Was sicher vielen Freude bereitet, ist das Revival von Emil und Trudi. Die beiden sind jetzt Nummer eins in der Stadt, seit Kliby samt Caroline pensioniert wurde. Huhn und Bauer haben den Lockdown offensichtlich gut überstanden, auch ohne Freilandeier. Sie äugen Richtung Tägerwilen, ins Nest der Altersrebellen und wünschen dem Kreuzlinger Baustadtrat Corona, damit dieser auch mal etwas Positives vorzuweisen habe.

Nächstes Jahr wieder im Saubachsaal

Kampfjet-Piloten diskutieren schliesslich über das Weltgeschehen, wissen aber auch, warum das «Centro Italiano» zu ist oder orten beim neuen RAZ Gefahrenpotenzial. Die Narren verabschieden sich am Ende mit einem Bild, das vielen bekannt vorkommen mag. In der Optik einer «Teams»-Sitzung präsentieren sie ihren Schlusssong, der hoffnungsvoll endet: «Nächstes Jahr wieder im Saubachsaal!»