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Sie haben sich am Mittwochabend zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Das Anwesen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Wie das gehen soll, weiss die Gruppe zwar noch nicht. Doch die Mitglieder sind entschlossen, es zumindest zu versuchen.
Vielen im Dorf ist nicht egal, wie es mit dem seit 40 Jahren leer stehenden und unzugänglichen Schloss am See weiter geht. Rund 150 Personen kamen am Mittwochabend in die Rietzelghalle, um sich von einer im Frühling vom Gemeinderat eingesetzten Arbeitsgruppe über die neuste Entwicklung informieren zu lassen und darüber zu diskutieren, ob Egnach die Chance packen soll oder nicht.
Die Chance besteht darin, dass sich der Gemeinde beziehungsweise der Bevölkerung die erste Gelegenheit seit über 60 Jahren bietet, das Schloss zu erwerben. Die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte mit Sitz in Winterthur räumt einer privatrechtlichen Trägerschaft mit lokaler Verankerung wie einer Stiftung oder Genossenschaft das Vorkaufsrecht ein. Wenn Egnach dieses Angebot nicht nutzt, kommt das Schloss auf den freien Markt.
Die Versammlungsteilnehmer waren sich einig darin, dass alles unternommen werden sollte, damit die Luxburg öffentlich zugänglich wird. Zumindest vertrat niemand die gegenteilige Meinung. Er habe es immer bedauert, dass sie in Privatbesitz gewesen sei, sagte ein Mann, der in der Umgebung aufgewachsen ist und die alten Gemäuer von innen kennt. Er warnte:
«Wenn wir jetzt nicht handeln, schnappt sich das Schloss irgendein Millionär, und wir haben nichts davon.»
Ausser Auslagen. Denn bei einem Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes müsste sich die Gemeinde von Gesetzes wegen an den anrechenbaren Kosten beteiligen. Als die Stiftung das Dach des Schlosses vor drei Jahren für rund 1 Million Franken erneuerte, zahlte die Gemeinde 65'000 Franken daran, und der Kanton sogar noch mehr.
Er selber habe zwar weder das nötige Kleingeld für den Kauf noch die Patentlösung dafür, wie das Schloss genutzt werden könnte, sagte der Mann weiter. Und trotzdem wäre es seiner Meinung nach falsch, «die Flinte ins Korn zu werfen.» Dieser Ansicht schlossen sich andere Besucher der Veranstaltung an, die ebenfalls keine konkrete Idee hatten, wie neues Leben ins Schloss kommen soll.
Es gebe aber genügend Beispiele im Kanton, die zeigen würden, dass es möglich sei, ein solches Objekt aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und daraus etwas zum Wohle der Allgemeinheit zu machen, hiess es. Ausdrücklich erwähnt wurden der Turmhof in Steckborn und das Schloss Roggwil, wo die Ausgangslage sogar ungleich schwieriger war: Die Abbruchbewilligung war bereits erteilt.
Bei der Luxburg besteht nicht unmittelbarer Handlungsbedarf. Andreas Brauchli von der Arbeitsgruppe sagte auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum:
«Wenn sich etwas entwickelt, wird die Stiftung beziehungsweise Präsidentin Bettina Stefanini Geduld aufbringen.»
Obwohl noch nicht ganz klar ist, wohin die Reise gehen soll, möchten sich doch zumindest 80 Egnacher auf den Weg machen, an dessen Ende ein Ort der Begegnung stehen könnte – so jedenfalls würde es sich Isabel Baumgartner von der Arbeitsgruppe wünschen. Die betreffenden Personen schrieben sich als Mitglied einer Interessengemeinschaft ein, die jetzt die weiteren Schritte abklären und Antworten auf die offenen Fragen finden soll.
Unter anderem, wie viel Geld überhaupt nötig ist, um das Schloss zu kaufen und es in Schuss zu bringen. Er könne nichts Genaues dazu sagen, meinte Dieter Bötschi von der Arbeitsgruppe. Aber die Investition werde in die Millionen gehen.
Es ist lange her, dass Egnacher das Schloss Luxburg von Innen gesehen haben. Im Mai gewährte die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte als Besitzerin der Liegenschaft der Arbeitsgruppe Zugang, die vom Gemeinderat im Frühling eingesetzt worden war, damit sie das weitere Vorgehen vorbereitet. Dorfchronist Rolf Blust war dabei. Am Mittwochabend zeigte er Bilder vom Rundgang und aus alter Zeit. Im Schloss selber ist nichts mehr alt. Es ist über die Jahre und Jahrhunderte völlig ausgeräumt und teilweise verschandelt worden. Der letzte Besitzer, Bruno Stefanini, habe gar nichts mehr gemacht, sagte Blust. Es habe reingeregnet, und die Marder hätten sich durch die Decken gefressen. Die Luxburg sei kein Prunkbau zum Prahlen, sondern ein verwahrlostes, kleines Schmuckstück mit einer langen und bewegten Geschichte, die ihr niemand nehmen könne, sagte Isabel Baumgartner von der Arbeitsgruppe. (mso)