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Nach jahrelangem Hin und Her um den Bürgler Werkhof gab Gemeindepräsident Kilian Germann am Dienstag den Startschuss für den Neubau. 3,3 Millionen Franken darf er kosten.
Krachend fallen die Holzbalken und Latten zu Boden. Soeben hat Kilian Germann mit einem Bagger das erste Loch in die Dachkonstruktion des alten Werkhofs gerissen, um gleich darauf auch wieder aus der Kabine zu klettern. «Das war interessant, mein erstes Mal als Baggerführer», sagt der Gemeindepräsident. Der Baggerbiss vom Dienstagabend war der Auftakt zum Neubau des Bürgler Werkhofs – und damit das Ende einer langen Unsicherheit über die Zukunft des Gebäudes.
Schon 2015 wollte der Gemeinderat das damals 40-jährige Gebäude sanieren. Dass es eine Auffrischung braucht, war unbestritten, an der Gemeindeversammlung verwarfen die Stimmberechtigten jedoch das Sanierungsprojekt für 2,7 Millionen Franken. Daraufhin prüfte der Gemeinderat ein weiteres Sanierungs- und ein Neubauprojekt. Für Letzteres sprach sich an der Gemeindeversammlung im Dezember vergangenen Jahres dann eine grosse Mehrheit aus – und sie wählte die teurere Variante mit Räumen fürs Militär und die Vereine.
Dass es trotzdem erst rund ein Jahr später losgeht mit dem Abbruch und Neubau, erklärt Kilian Germann am Spatenstich vom Dienstagabend: «In der Detailplanung liessen wir auch die Ideen einfliessen, die an der Versammlung geäussert wurden. Beispielsweise die höheren Räume oder eine Wäschebox», sagt er.
«Mit den Offerten für die Entwässerung, die Schadstoffsanierung und den Abbruch hatten wir den 3,3-Millionen-Kredit im April um etwa 230000 Franken überschritten.»
Einen Nachtragskredit wolle der Gemeinderat aber möglichst verhindern. Dank tieferer Offerten in anderen Bereichen sei man nun wieder etwa auf Zielkurs und könne mit dem Abbruch beginnen. «Wir sind sehr zufrieden damit, dass wir 85 Prozent der Aufträge in der Region vergeben können, für eine knappe halbe Million sogar in Bürglen selbst.»
Zur Begleitung der Bauarbeiten hat die Baukommission mit Stefan Schwörer von der Firma a3s GmbH einen Bauherrenvertreter eingesetzt. «So können wir uns um die Gemeinde kümmern, der Spezialist betreut den Bau», sagt Kilian Germann, der auch als Baukommissionspräsident amtet. «Wir haben Stefan Schwörer bei der Besichtigung des Werkhofs Matzingen kennen gelernt. Er war dort schon Bauherrenvertreter und hat uns mit seiner Arbeit überzeugt.»
Die Vorbereitungsarbeiten zum Abbruch des alten Werkhofs laufen bereits seit einem Monat. «Am alten Gebäude hat es Bauteile mit Asbest und Formaldehyd, die müssen aufwendig entfernt und speziell entsorgt werden», sagt Schwörer.
«Wir haben auch die Militärküche ausgebaut, die wir im Neubau wieder einsetzen werden.» Er rechnet mit einer Abbruchzeit von rund vier Wochen. Rückgebaut wird jedoch nur bis auf das Strassenniveau, der darunter liegende Luftschutzkeller bleibt erhalten.
«Der Luftschutzkeller hält ja einem
Bombenangriff stand, da sollte der Abbruch des darüber liegenden Gebäudes kein Problem sein.»
«Mit dem Abschluss der Baumeisterarbeiten und des Holzbaus rechnen wir im kommenden Sommer, anschliessend folgt der Innenausbau. Im Herbst 2021 sollte der Neubau fertig sein», sagt Schwörer.
Die Werkhofmitarbeiter agieren bis dahin aus dem Feuerwehrdepot heraus. Ihr Material konnten sie in der Zivilschutzanlage lagern. «Es bremst uns schon ein, aber es geht. Immerhin haben wir trotzdem alles an einem Ort in dieser Übergangsphase und nicht verstreut im ganzen Dorf», sagt Werkhofleiter Heinz Isler.
Am 30. November findet die Gemeindeversammlung von Bürglen statt. Die Stimmberechtigten entscheiden erst dann über die Rechnung 2019, da die im Frühling geplante Versammlung abgesagt werden musste. Bei Einnahmen von 10,3 Millionen und Ausgaben von 10,0 Millionen resultiert ein Überschuss von fast 300'000 Franken. Budgetiert war noch ein Rückschlag von rund 80'000 Franken. Vor allem höhere Steuereinnahmen sowie weniger Ausgaben für wirtschaftliche Hilfe führten zum positiven Ergebnis.
Ein Aspekt in der Rechnung wirft jedoch Fragen auf. Aufgrund der neuen Rechnungslegung HRM2 hat die Finanzabteilung die Rechnungen der Werkbetriebe getrennt. Dabei stiess sie auf Unregelmässigkeiten, die zu Abschreibungen von fast 235000 Franken führten. «Unsere eigenen, vertieften Abklärungen haben keine plausible Erklärung für den doch bedeutenden Fehlbetrag erbracht. Es könnten reine Fehlbuchungen, aber auch ungerechtfertigte Abflüsse sein», sagt Gemeindepräsident Kilian Germann. Deshalb habe die Gemeinde in Absprache mit dem Rechnungsprüfer und einem Anwalt entschieden, Strafanzeige einzureichen und darüber im Sinne der Informationspflicht nun zu informieren. «Die Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte hat ein Verfahren eröffnet. Wir erhoffen uns davon Antworten, wie es zum Fehlbetrag kommen konnte und dass der Sachverhalt lückenlos aufgeklärt wird.» Die Anzeige betreffe keine aktuellen Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung. Weitere Angaben könnten wegen des laufenden Verfahrens derzeit aber keine gemacht werden.
An der Gemeindeversammlung vom 30. November wird auch das ausgeglichene Budget 2021 besprochen.