Bonau
Millimeterarbeit mit 22 Tonnen Stahl: Die Sanierung der Thurvorlandbrücke kommt gut voran

In den vergangenen Monaten wurde die gesamte Stahlkonstruktion innerhalb einer Einhausung aufgefrischt. Diese Woche setzten die Bauarbeiter die Brückenelemente wieder an ihren Platz.

Mario Testa
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Exaktes Arbeiten ist gefragt. Die Spezialisten der Hebag AG setzen ein Brückenelement wieder auf ihr Lager.

Exaktes Arbeiten ist gefragt. Die Spezialisten der Hebag AG setzen ein Brückenelement wieder auf ihr Lager.

Bild: Mario Testa (Bonau, 9. Februar 2021)

Die Einhausung ist weg und nun ist die Brücke plötzlich rot. In den Jahrzehnten zuvor war die Thurvorlandbrücke in Bonau grün lackiert. Im Zuge der Sanierung, bekamen die Stahlelemente nun wieder ihr ursprüngliche Farbe, sagt Projektleiter Mario Töngi. «Wir haben Farbuntersuchungen gemacht. Dabei haben wir in unteren Schichten die Originalfarbe entdeckt und festgestellt, dass die Brücke bis ins Jahr 1933 rot gefärbt war.»

Mario Töngi, Projektleiter, Kantonales Tiefbauamt.

Mario Töngi, Projektleiter, Kantonales Tiefbauamt.

Bild: Mario Testa

Der Korrosionsschutz mit der roten Farbe war der letzte Arbeitsschritt, welche die Sanierungsspezialisten in den vergangenen Monaten an der Stahlkonstruktion der Brücke vorgenommen haben, nach dem Abschleifen und Nieten. «Bei Sanierungen trifft man fast immer auf Überraschungen. Aber hier war das anders», sagt Töngi.

«Die Stahlkonstruktion war in einem besseren Zustand als erwartet.»

Thurvorlandbrücke

Die Thurvorlandbrücke zwischen Eschikofen und Bonau wird umfassend saniert. Vor der Sanierung der Stahlelemente war die Brücke grün, nun ist sie wieder rot, wie vor dem Jahr 1933.
Die Brücke vor der Sanierung im Februar 2020. Mario Testa

Die Thurvorlandbrücke besteht aus sieben Pfeilern und vier Stahlelementen. Das älteste, welches direkt an die Holzbrücke anschliesst, stammt aus dem Jahr 1886 und ist mit fast 50 Metern das längste Element und mit 42 Tonnen auch das schwerste. Die drei nachfolgenden kürzeren Stahlkonstruktionen stammen aus dem Jahr 1911 und sind jeweils etwa 20 Meter lang und 22 Tonnen schwer.

Arbeiten auf dem Zwischenboden

Am Dienstag und Mittwoch waren Brückenbauspezialisten der Firma Hebag AG damit beschäftigt, die einzelnen Stahlelemente wieder auf ihre Lager abzusenken. Diese waren zuvor alle angehoben worden, damit sie auch auf der Unterseite von den Bauarbeitern und Sanierungsspezialisten zugänglich war. «Sie konnten für diese Arbeiten auf dem Gerüstboden stehen, den wir zwischen den Pfeilern eingebaut hatten. Dieser Boden ist auch komplett abgedichtet, damit keine Verunreinigungen in die Natur gelangen konnten», sagt Töngi.

Die Brückenbauspezialisten setzen mit Hilfe des Pneukrans eines der Stahlelemente wieder auf ihre Lager.

Bild: Mario Testa

Fürs Absenken der Elemente kamen zwei grosser Pneukräne zum Einsatz. Zuerst heben sie ein Stahlelement etwas an, die Bauarbeiter entfernen die Stützen, und dann senkt der Kranfahrer das schwere Element langsam auf seine Lager. Für das Team ist es keine einfache Aufgabe, das träge, schwere Element gleichzeitig exakt auf die vier Lager zu setzen – doch es gelingt ohne grosses Nachjustieren.

Fertigstellung noch in diesem Jahr

Mit dem Zurücksetzen der Stahlkonstruktionen ist die Sanierung der Brücke noch nicht abgeschlossen. «Als nächstes folgt die Erstellung der Fahrbahnplatte und nach dem Sommer die Steinarbeiten an den Pfeilern», sagt Mario Töngi. «Und ich hoffe, dass wir bis Ende Oktober mit sämtlichen Arbeiten fertig sind.» Um gegen allfällige Hochwasser gewappnet zu sein, schützen Bretter die Gerüstabstützungen bei den Brückenpfeiler. Der Durchfluss unter dem Arbeitsgerüst muss aber immer gewährt sein, das war eine Bedingung.

«Das hat sich bewährt. Im letzten September trat die Thur übers Ufer und unter der Brücke floss fast ein halber Meter tief Wasser.»

Die ganze Sanierung der neu als historisch wertvoll eingestuften Thurvorlandbrücke lässt sich der Kanton Thurgau 5,5 Millionen Franken kosten. Ein Fünftel dieser Kosten übernimmt der Bund. Die Brücke war lange Zeit Teil einer der wichtigsten Verkehrswege im Kanton. Von 1837 bis ins Jahr 1954 rollte der ganze Thurgauer Ost-West-Verkehr über die Holz- und Stahlbrücke. Die Brücke ist das älteste Bauwerk auf dem Thurgauer Kantonsstrassennetz.