BISCHOFSZELL
Jugendarbeit wird auf neue Basis gestellt: Die Jungen werden von der Bündelung der Kräfte profitieren

Die Stadt Bischofszell und die katholische Kirchgemeinde spannen bei der Jugendarbeit zusammen. Ziel ist es, möglichst vielen Jugendlichen attraktive Angebote machen zu können.

Georg Stelzner
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Vor dem Jugendtreff am Bleicherweg: Thomas Diethelm, Präsident der Katholischen Kirchgemeinde Bischofszell; Stadträtin Susanne Scheiwiler-Noser; Marija Kunac, katholische Religionspädagogin und Jugendarbeiterin; und Daniel Bernet, Leiter der Fachstelle Gesellschaft und Gesundheit.

Vor dem Jugendtreff am Bleicherweg: Thomas Diethelm, Präsident der Katholischen Kirchgemeinde Bischofszell; Stadträtin Susanne Scheiwiler-Noser; Marija Kunac, katholische Religionspädagogin und Jugendarbeiterin; und Daniel Bernet, Leiter der Fachstelle Gesellschaft und Gesundheit.

Bild: Benjamin Manser (Bischofszell, 30. April 2021)

Auf dem Gebiet der Jugendarbeit kommt in Bischofszell einiges in Bewegung. Einerseits hat der Stadtrat kürzlich ein von der Kommission für Gesellschaft und Gesundheit erarbeitetes Papier zur Neukonzeptionierung der Jugendarbeit genehmigt, anderseits haben die Stadt und die katholische Kirchgemeinde beschlossen, in diesem Bereich künftig eng zusammenzuarbeiten.

Das Ziel ist klar: Mit der Bündelung der Kräfte soll in Bischofszell ein optimales Fundament für die Jugendarbeit geschaffen werden. Beide Körperschaften werden die Kosten zu gleichen Teilen tragen und ihre Räumlichkeiten für die Bedürfnisse der Jugendarbeit zur Verfügung stellen: die Stadt ihre Liegenschaft am Bleicherweg und die Kirchgemeinde - nach abgeschlossener Sanierung - die Stiftsamtei in der Schottengasse.

Zwei Frauen erkennen die grosse Chance

Geboren wurde die Idee im Vorjahr, als Ramona Spring als damalige Vertreterin der Stadt und Marija Kunac als Jugendarbeiterin von Katholisch-Bischofszell zur Erkenntnis gelangten, dass gemeinsam mehr erreicht werden könnte. Als Ramona Spring dann zu den Sozialen Diensten wechselte und Marija Kunac bis zur Anstellung von Daniel Bernet als Stellvertreterin einsprang, nahm das Projekt, das in den kommenden Wochen nun schrittweise realisiert wird, im Grunde schon Gestalt an.

Stadträtin Susanne Scheiwiler-Noser: «Mit dieser Lösung bekommt der Bischofszeller Jugendtreff ein Leiterteam, in dem beide Geschlechter vertreten sind. Das ist ein Vorteil.»

Die entsprechende Vereinbarung zur Klärung arbeitsrechtlicher und finanzieller Fragen wird im Mai unterzeichnet. Marija Kunac kennt diese Form der Zusammenarbeit aus der Stadt Luzern und ist von ihr überzeugt: «Ich habe von diesem Modell einen guten Eindruck gewonnen.»

Mit weiblicher und männlicher Ansprechperson

«Unser gemeinsames Ziel ist es, für möglichst viele Jugendliche ein attraktives Angebot auf die Beine zu stellen», sagt Stadträtin Susanne Scheiwiler-Noser, Verantwortliche für das Ressort Gesellschaft/Gesundheit. Dank der Kooperation werde den Besucherinnen und Besuchern des Jugendtreffs sowohl eine weibliche als auch eine weibliche Kontaktperson zur Verfügung stehen. Das sei bisher nicht der Fall gewesen.

Religionszugehörigkeit spielt keine Rolle

Thomas Diethelm, Präsident der Katholischen Kirchgemeinde Bischofszell, ist von der Zweckmässigkeit der Zusammenarbeit ebenfalls überzeugt: «Das Angebot für die Jugendlichen kann auf diese Weise optimiert werden. Wir können gegenseitig von unseren Erfahrungen profitieren.» Marija Kunac und Daniel Bernet werden ihre Leitungsfunktion im Jugendtreff mit einem Pensum von je 20 Prozent wahrnehmen.

Thomas Diethelm, Präsident der Katholischen Kirchgemeinde Bischofszell: «Wir schätzen es sehr, dass die Stadt zu dieser Zusammenarbeit bereit ist. Das trägt zur Entlastung der Stiftsamtei bei.»

Diethelm betont, dass das neue Modell auch die uneingeschränkte Unterstützung von Pfarrer Christoph Baumgartner geniesse. Bedenken, dass konfessionelle Ziele im Sinne einer religiösen Indoktrinierung verfolgt werden könnten, zerstreut der katholische Kirchenpräsident: «Das ist überhaupt nicht unsere Absicht. Wir investieren einzig und allein in Menschen!»

Susanne Scheiwiler-Noser unterstreicht das. Die Religion spiele bei diesem Projekt keine Rolle. Zielpublikum seien alle Jugendlichen, ungeachtet ihres persönlichen Bekenntnisses. Daniel Bernet, in Personalunion Co-Leiter des Jugendtreffs und Leiter der Fachstelle für Gesellschaft und Gesundheit, spricht denn auch von einer Win-Win-Situation.

Projekt startet ohne Evangelisch-Bischofszell

Die vom Stadtrat ebenfalls kontaktierte Evangelische Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil schliesst sich dem Projekt vorerst nicht an. «Die Anfrage kam für uns zu früh, da wir uns selbst in einer Umbruchphase befinden und wir die Stelle des Jugendarbeiters neu besetzen werden», erklärt Kirchenpräsident Thomas Friederich. Grundsätzlich sei man aber an einer Kooperation mit der Stadt interessiert. So könne man sich etwa vorstellen, bei Grossevents mitzuwirken.

Für eine regelmässige Zusammenarbeit fehle der evangelischen Kirchgemeinde jedoch die Kapazität. Ganz zuschlagen möchte Friederich die Tür freilich nicht. «Sobald wir die Stelle des Jugendarbeiters neu besetzt haben, können wir die Situation neu beurteilen», sagt er dazu.

Der Jugendtreff befindet sich am Bleicherweg 6 und hat folgende Öffnungszeiten: Mittwoch, 14 bis 18 Uhr; Freitag von 15 bis 21 Uhr. Wegen der Coronapandemie ist das Tragen einer Maske derzeit obligatorisch.