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Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
Der Verein Zeitfrauen rollt die Geschichte rund um das Frauenstimmrecht neu auf. In altertümlichen Kleidern erinnern die Frauen daran, wie das Thema gerade in Arbon auch schon vor hundert Jahren Aufsehen erregte – und zwar beim Generalstreich von 1919.
Seit dem 5. Februar 1971 können Frauen auch in der Schweiz wählen und abstimmen. Ein vieljähriges Seilziehen mit mehreren abgelehnten Vorstössen ging der politischen Gleichberechtigung der Schweizerinnen voraus. In Arbon engagierten sich vor allem führende Sozialdemokraten für die Sache der Frauen. Jetzt veranschaulicht eine Sonderausstellung im Historischen Museum im Schloss Arbon mit Porträts, Plakaten, Zeitungsartikeln und Fotos den Kampf um die Gleichberechtigung.
Was es brauchte, bis den Frauen ihr Recht auf Mitbestimmung gewährt wurde, verdeutlichten an der Vernissage vom 9. Mai Peter Gubser, Ursula Gentsch und Helene Bodenmann. Sie erarbeiteten die Ausstellung im Auftrag der Museumsgesellschaft und der Zeitfrauen. Peter Gubser recherchierte und referierte zur Thurgauer und Arboner Frauenmitbestimmmung.
Wegen der coronabedingten Restriktionen waren nur 50 Teilnehmende zur Eröffnung der Ausstellung im Landenbergsaal zugelassen – einige Männer und in der Mehrzahl Frauen. Sie schätzten die packenden geschichtlichen Ausführungen, die auch zu Genfer und Zürcher Frauenrechtlerinnen und Autorinnen führten.
War schweizweit die Zürcher Politikerin Emilie Lieberherr für ihren mutigen Einsatz bekannt, so war dies in Arbon die erste Schulrätin Emmi Troxler. Als mutige Vorkämpfer gingen ebenso die Thurgauer SP-Nationalräte Ernst Rodel und Rolf Weber sowie Kantonsrat Josef Rickenbach in die Geschichte ein. Spannend von Peter Gubser zu erfahren war, dass nach der erfolgreichen Abstimmung von 1971 der schweizweit bekannte SP-Mann Helmut Hubacher für die Arbeiterzeitung den Kommentar verfasste. Er titelte: «Eine Lawine überrollte das Land.»
Frauen lancierten seither Initiativen mit Erfolg, darunter das neue Eherecht, die Fristenlösung und die Absicherung bei Mutterschaft. Ursula Gentsch informierte über diesen Bereich. Sie und Helene Bodenmann erschienen mit den Zeitfrauen in Kleidern und Hüten, die daran erinnerten, dass das Frauenstimm- und Wahlrecht gerade in Arbon schon vor hundert Jahren thematisiert wurde, beim Generalstreik von 1919.
Die Ausstellung will Erinnerung und Mahnung sein: Wer das Glück hat, in diesem Land zu leben, trägt Verantwortung, wirkt mit, informiert sich und lässt keine Abstimmung aus – Frauen und Männer, gleichberechtigt.
Das Historische Museum im Schloss Arbon ist jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Vom 15. Juni bis zum 15. September ist das Museum täglich von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Infos gibt es hier.
Hinter den Zeitfrauen steckt eine ehrenamtliche Projektgruppe, welche dem Verein Kulturverdacht angegliedert ist. Auf den regelmässig stattfindenden Frauenstadtrundgängen erleben die Teilnehmenden jeweils eine Zeitreise. Darin leben sie alle wieder auf – die starken Frauen, die das soziale, kulturelle, wirtschaftliche und politische Leben der Stadt Arbon geprägt haben. Geschichtliche Begebenheiten werden mit Anekdoten und Fotografien angereichert. Und immer wieder taucht überraschend eine Frauenfigur auf, die direkt der Geschichte entsprungen ist. Die Rundgänge können für private Anlässe und Gruppen gebucht werden. Weitere Infos finden sich hier.