Im Thurgau entsteht eine Handball-Hochburg

Der HSC Kreuzlingen will nicht nur ein grosser Verein im Schweizer Handball werden – er kann es auch. Als einziger Verein nebst GC Amicitia Zürich spielt er ab diesem Wochenende sowohl bei den Frauen wie auch bei den Männern in der Nationalliga mit.

Matthias Hafen
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Die Ungarin Renata Juhasz gehört zu den Toptransfers des HSC Kreuzlingen. (Bild: Mario Gaccioli)

Die Ungarin Renata Juhasz gehört zu den Toptransfers des HSC Kreuzlingen. (Bild: Mario Gaccioli)

Im Thurgau ist eine neue Handball-Hochburg am Entstehen. In der Saison 2019/20 wird der HSC Kreuzlingen sowohl in der NLA der Frauen wie auch in der NLB der Männer vertreten sein. Und die höchsten Ziele des Vereins sind damit noch nicht erreicht. Zwar steigen die beiden Equipen vom Bodensee am Wochenende mit der Vorgabe «Klassenerhalt» in die Meisterschaft. Doch das Potenzial ist für mehr vorhanden. Das zeigen nicht zuletzt die Transfers, die die Sportchefs Markus Rutishauser (Frauen) und Alexander Mierzwa (Männer) getätigt haben.

Die 25-jährige deutsche Rückraumspielerin Isabel Tissekker vom Bundesligisten Schwaben Hornets, die ungarische Kreisläuferin Renata Juhasz (23) und Rechtsaussen Anina Veit (21) von GC Amicitia Zürich sind die wichtigsten Neuzuzüge. Bei den Männern gehören unter anderen der 23-jährige Grieche Kostantinos Tsamesidis, letztjähriger Topskorer des Erstligisten Einsiedeln, sowie der 18-jährige Kreisläufer Robin Wipf von Pfadi Winterthur neu dem Kader an.

Der Verein ist für die höchsten Ligen gerüstet

Allen Zuzügen zum Trotz: Als Liganeuling wird der HSC Kreuzlingen nicht voll durch die Mitte angreifen können. Dazu agiert der Verein unter der Ägide von Präsident Patrick Müller auch zu bedacht. Es wird vielmehr einen Angriff über aussen geben. Die Voraussetzungen sind gegeben, um die beiden Teams mittelfristig an die nationale Spitze zu führen, doch Geld wird im HSCK investiert, nicht kopflos ausgegeben.

So hat der Verein nicht in erster Linie teure Spielerinnen und Spieler verpflichtet, sondern seine Strukturen den neuen Herausforderungen angepasst. Von den Elite-Teams bis zu den Junioren sind heute diverse sportliche Leiter am Werk. Auch ist der Vorstand so aufgestellt, dass nicht alles an Präsident Müller hängen bleibt. Das zahlt sich besonders im Sponsoring aus, wo sich der HSCK noch breiter abstützen will und muss.

Mäzen Bovens finanzierte einst den HC Thurgau mit

Dass Kreuzlingen sowohl bei den Frauen wie auch bei den Männern in der Nationalliga mitspielt, ist zu einem grossen Teil dem holländisch-stämmigen Industriellen Wilhelm Bovens zu verdanken. Der Inhaber der Lüber GmbH in Bazenheid bezeichnet sich als Freund des Vereins und ist regelmässig an den Spielen anwesend. Auch pflegt er eine persönliche Freundschaft zu Präsident Müller. Zu Zeiten von Felix Burgener und Jahre darüber hinaus war er Grosssponsor des HC Thurgau, bis er vom Eishockeyclub vergrault wurde. Im Handball hat Bovens eine neue Leidenschaft gefunden – und dem HSC Kreuzlingen die Vision einer Handball-Hochburg geschenkt.

NLB-Männer stehen einem Brocken gegenüber

Am Samstag starten die beiden Fanionteams des HSC Kreuzlingen in die neue Saison. Als direkte Rückkehrerinnen in die NLA (Frauen) respektive Aufsteiger in die NLB (Männer) sehen sich beide in der Rolle der Herausforderer. Zum Auftakt bekommen es die NLB-Männer um 18.00 Uhr in der heimischen Egelseehalle mit dem Aufstiegsanwärter Stäfa zu tun. Die NLA-Frauen bestreiten ihr eigenes Startspiel um 16.00 Uhr in Nottwil. Gegen die Titelanwärterinnen aus dem Luzernischen braucht es bereits einen Exploit für ein positives Resultat. Das erste Heimspiel der NLA-Saison 2019/20 bestreiten die Kreuzlingerinnen am Samstag, 7. September, um 18.00 Uhr gegen den HV Herzogenbuchsee.

Der Modus in der NLA der Frauen ist identisch zum Vorjahr. Die acht besten Teams messen sich in je einem Heim- und einem Auswärtsspiel in der Hauptrunde gegeneinander. Nach Abschluss der ersten Saisonphase Ende Januar 2020 wird das Achterfeld in zwei Vierergruppen gesplittet. Die ersten vier messen sich in der über zwölf Runden andauernden Finalrunde. An deren Ende steht der Playoff-Final (Best-of-3), in dem der Schweizer Meister ermittelt wird. Die Teams auf den Rängen fünf bis acht nach der Hauptrunde treffen in der Auf-/Abstiegsrunde auf die ersten zwei Teams der NLB.

In der NLB der Männer wird die Hauptrunde mit einer Doppelrunde ausgetragen. Rang eins und zwei der Hauptrunde spielen im Best-of-5-Modus den Playoff-Final, wobei das besser klassierte Team das erste Heimrecht hat. Der Sieger der Serie steigt in die NLA auf, der Verlierer verbleibt in der NLB. Die Mannschaften auf Rang 13 und 14 steigen in die 1. Liga ab. (red)