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SP und Grüne Amriswil nahmen die Kandidaten fürs Schulpräsidium via Internet in die Mangel und diskutierten hinterher einzeln und intern.
Drei Online-Hearings innerhalb einer Woche mit sämtlichen vier Parteien, die im Amriswiler Stadtrat sitzen: Es waren intensive Abende für Andreas Müller und Michael Stäheli-Engel, die beiden Kandidaten, die Schulpräsident von Amriswil-Hefenhofen-Sommeri werden wollen. Und es war auch eine Woche der Wahrheit. Eine Woche der Standortbestimmung für die beiden Kontrahenten, von wem sie bei der Wahl am 7. März unterstützt werden.
Von einem Sieger zu sprechen, wäre vermessen und nicht richtig, denn diesen bestimmen die Schulbürger der drei Gemeinden und nicht die politischen Parteien. Und doch könnten deren Entscheide aktuell mehr Gewicht haben als in Zeiten, in denen man sich an einem Wahlpodium ein Bild der Kandidaten vor Ort machen kann.
Aufgrund ebendieser Entscheide geht Michael Stäheli mit einem Vorteil aus dieser Woche heraus. Denn FDP und SP empfehlen den Schulevaluator zur Wahl. SVP und Grüne hingegen beschlossen Stimmfreigabe, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Zwei (Etappen-)Siege und zwei Unentschieden wären das im Sportjargon, doch das Rennen dauert noch sechs Wochen bis zum ersten und wohl auch einzigen Wahlgang bei dieser Konstellation.
Eine Vorentscheidung dürfte am 9. Februar fallen. Dann führt die Interpartei ein Online-Podiumsgespräch durch, und Walter Berger, ehemaliger Leiter des Thurgauer Amts für Volksschule, wird die beiden Kandidaten im Pentorama interviewen. Via Youtube-Stream können alle Interessierten zumindest virtuell live dabei sein.
Das war bei den Hearings der Parteien nur teilweise der Fall. Die SVP machte vor einer Woche den Auftakt und bot totale Transparenz. Jeder konnte der Anhörung beiwohnen und Fragen stellen, nicht nur Parteimitglieder. FDP sowie SP und Grüne hingegen gewährten nur mit einer Einladung Einlass zur jeweiligen Versammlung. Doch während die «Thurgauer Zeitung» bei der FDP die lebhafte Diskussion – ohne Kandidaten – mitverfolgen durfte, steckten die beiden linken Parteien einzeln und ohne Medien die Köpfe zusammen. Im Anschluss daran informierten Grünen-Stadträtin Sandra Reinhart und SP-Präsident Peter Bachmann über das Ergebnis dieses internen Austausches.
Grundlage dazu bildete die je halbstündige Befragung der Kandidaten. Diese konnten jedoch im Gegensatz zu den vorherigen beiden Veranstaltungen nicht zuhören, während der andere sprach. Zuerst nahm das Duo Reinhart/Bachmann Andreas Müller, dann Michael Stäheli mit denselben zehn Fragen in die Mangel, bevor schliesslich das Plenum Fragen stellen konnte. Und diese hatten es teilweise in sich. Nicht nur Reinhart und Bachmann waren sehr gut vorbereitet. Ebenso deren Parteimitglieder, darunter viele Lehrer sowie der frühere Schulpräsident Markus Mendelin, verlangten Müller und Stäheli alles ab und scheuten sich nicht nachzuhaken, wenn eine Antwort unbefriedigend oder schwammig ausfiel.
«Wie gehen Sie damit um, wenn Eltern für die Kindergarten- oder Schuleinteilung ihrer Kinder kein Verständnis aufbringen?» war etwa eine Frage zu einer Konfliktsituation, mit der der künftige Schulpräsident bestimmt konfrontiert wird. Andreas Müller sagte:
«Selbstverständlich schaut man bei der Einteilung, dass die Kinder ins jeweils nächste Schulhaus kommen, dass der Schulweg der beste ist.»
Gebe es doch einen Konflikt, komme es auch in diesem Fall auf die Kommunikation an. Den Eltern müsse man einerseits zuhören, andererseits den Entscheid auch begründen.
Für Michael Stäheli ist dies ein Bereich, «in dem es nicht nur ideale Lösungen gibt». Es sei ein Spannungsfeld zwischen der Schulraumplanung und den Interessen der Eltern und Kinder. Diese Interessen könnten kollidieren. Eines jedoch erscheine ihm wichtig, sagte Stäheli:
«Dass Familien ihre Kinder nicht an mehreren Schulstandorten haben, weil sie sich dann aufteilen müssen für schulische Anlässe.»
Und dass Kinder aus dem gleichen Quartier miteinander in dieselbe Schule gingen und den Schulweg zusammen bestreiten könnten.
Es gab viele kritische Fragen und auch parteitypische. Ein Mitglied der Grünen wollte wissen, wie die Kandidaten zum Konzept «Energieschule» stünden, bei dem nicht nur auf erneuerbare Energien gesetzt wird, sondern Schüler durch Regeln einen bewussten Umgang mit Energie erlernen sollen. Andreas Müllers Antwort lautete:
«Ich kenne dieses Projekt nicht im Detail, finde es aber eine gute Sache. Energie und Umwelt ist ein wichtiges Thema und interessiert unsere Jugend.»
Nachhaltige Entwicklung sei grundsätzlich ein Thema und dieser Aspekt werde auch im neuen Lehrplan berücksichtigt, sagte Michael Stäheli. Solche Projekte gelte es zu unterstützen und die Schule habe eine Vorbildfunktion. Doch habe zum Beispiel der Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien auch finanzielle Folgen. Das wiederum müsse man gegenüber dem Steuerzahler rechtfertigen, weshalb man dort mehr Geld ausgebe, das dann für anderes nicht zur Verfügung stehe, oder weshalb man nicht Steuern senke.
«Die Grünen Amriswil sind zum Schluss gekommen, dass wir zwei valable Kandidaten haben. Beide bringen Qualitäten und Vorteile mit», sagte Sandra Reinhart. Jedoch habe sich in der Diskussion kein klares Bild abgezeichnet, welcher der Kandidaten besser als Schulpräsident geeignet wäre, «deshalb Stimmfreigabe».
«Wir haben intensiv diskutiert mit vielen Wortmeldungen, und wir haben wirklich gerungen.»
Das sagte SP-Präsident Peter Bachmann. Obschon er keine konkreten Zahlen nennen wollte, verriet er dennoch:
«Es war schliesslich eine deutliche Mehrheit für Michael Stäheli.»
Er habe ganz einfach mehr überzeugt. Etwas überraschend war zudem Bachmanns Aussage, der Kandidat Stäheli sei kommunikativ nicht schlechter weggekommen als sein Kontrahent Müller, der ehemalige Radio- und Fernsehmann und somit Profi auf diesem Gebiet. Andererseits habe auch Stähelis vertiefter Einblick in die Schule nicht den Ausschlag gegeben, dass dieser so viele Stimmen von der SP erhalten habe.