TKB-Millionen
Auf die üblichen Tugenden gesetzt: Der Thurgau ist zurück in der Normalspur

Bei der Verteilung der 127 Millionen Franken aus dem Börsengang der Thurgauer Kantonalbank hat die Politik die Mehrheitsfähigkeit fest im Blick. Alle Regionen sollen profitieren.

Christian Kamm
Christian Kamm
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Daniel Eugster (FDP, Freidorf) präsidiert die Kommission zur Investition der Partizipationserlöse der TKB vor.

Daniel Eugster (FDP, Freidorf) präsidiert die Kommission zur Investition der Partizipationserlöse der TKB vor.

Bild: Andrea Tina Stalder

Wenn im Grossen Rat das kollektive Schulterklopfen ausbricht, dann ist in der Regel Vorsicht angesagt.

Keine Regel ohne Ausnahme: Denn die Kommission, die den Karren mit den 127 TKB-Millionen wieder flott machte, hat diesmal jedes Lob verdient. Mit beeindruckendem Aufwand wurde die Aktion, die zwischen Regionalinteressen zerrieben zu werden drohte, wieder in die Spur gebracht.

Da offenbarte sich eine der grossen Stärken der Thurgauer Politik. Im sparsamen Umgang mit Geld geimpft, wurde auch beim Verteilen eines unverhofften Geldsegens auf die üblichen Tugenden gesetzt: Ausbalancieren, harmonisieren, möglichst viele profitieren lassen und die Mehrheitsfähigkeit immer fest im Visier.

Das hat mit Blick auf die Volksabstimmung über die TKB-Millionen eine gewisse Logik. Es hinterlässt aber angesichts dieser Jahrhundertchance, mit einem ausserordentlichen Geldsegen auch etwas Ausserordentliches zu gestalten, einen schalen Nachgeschmack. Keines der portierten Projekte hat diesen Einmaligkeitscharakter, der auch Jahrzehnte später noch lebendig sein wird.

«Geh einmal in deinem Leben zu weit. Dann siehst du, wie es weiter geht», hatte sich der Kanton Thurgau als Motto bei seinem Olma-Auftritt im Jahr 1998 auf den Leib geschrieben. Nun stellt sich heraus: Die Thurgauer Politik selbst will gar nicht wissen, wie es weiter geht. Mehr noch: Sie traut auch der Bevölkerung nicht zu, dass die es wissen will. Und das ist nun wirklich eine verpasste Chance.