Thurgau
Walter Hugentobler im «Team Kris»: Prominenter Sozialdemokrat unterstützt FDP-Ständeratskandidatin

Der ehemalige Grossratspräsident und Präsident der SP-Grossratsfraktion, Walter Hugentobler, engagiert sich für die freisinnige Ständeratskandidatin Kristiane Vietze. Bei seiner Partei hält sich die Freude in Grenzen. Der Vorstand hat sich für den GLP-Ständeratskandidaten ausgesprochen.

Thomas Wunderlin
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In der aktiven Politik ist Walter Hugentobler normalerweise nur noch Zuschauer.

In der aktiven Politik ist Walter Hugentobler normalerweise nur noch Zuschauer.

Bild: Donato Caspari

Als sich Walter Hugentobler 2014 bei den Delegierten der SP Thurgau vergeblich um die Regierungsratsnomination bewarb, leitete er seine Vorstellung mit einem Zitat unbekannter Herkunft ein: «Es ist heute durchaus schwierig, auf kluge Weise links zu sein, nichtsdestoweniger ist Linkssein schlussendlich die einzige Weise, klug zu sein.»

Kristiane Vietze, Stände- und Nationalratskandidatin der FDP Thurgau.

Kristiane Vietze, Stände- und Nationalratskandidatin der FDP Thurgau.

Bild: Ralph Ribi

Offensichtlich ist es seiner Meinung nach für einen linken Thurgauer klug, am 22. Oktober die Ständeratskandidatin der FDP Thurgau, Kristiane Vietze, zu wählen. Hugentobler befindet sich gemäss der Website der Kandidatin im «Team Kris». Unter den über 200 namentlich erwähnten Teammitgliedern sind vor allem bekannte Freisinnige, aber auch alt SVP-Nationalrat Peter Spuhler. Hugentobler ist der prominenteste und wohl auch der einzige Sozialdemokrat.

Bekannte aus der Kindergartenzeit

«Links sein heisst nicht, verbissen zu sein», erklärt Hugentobler, der 2020 seine politische Karriere beendete und heute das Hotel und Kulturzentrum Kloster Fischingen leitet. Im politischen Schemendenken sei Vietze nicht links. Als Unternehmerin denke sie aber verantwortungsbewusst. «Ihr ist klar, dass ein Unternehmen nicht ohne Arbeitnehmer bestehen kann.» Er kenne Kris Vietze von klein auf, sie habe mit seiner Schwester den Kindergarten besucht. «Wir sind uns später immer wieder begegnet und hatten es immer gut.» Im Gespräch seien sie darauf gekommen, dass er sie im Wahlkampf unterstützen könne.

Hugentobler, Jahrgang 1963, sass von 2000 bis 2020 im Grossen Rat. Der ehemalige Gemeindeammann von Matzingen zählte lange zu den Aushängeschildern der SP. Unter anderem führte er während fünf Jahren die Fraktion. 2010 amtierte er als Grossratspräsident. 2007 war er selber als SP-Ständeratskandidat gegen die beiden bisherigen Hermann Bürgi (SVP) und Philipp Stähelin (CVP) angetreten, so wie Vietze einen Sitz der bisherigen Jakob Stark (SVP) oder Brigitte Häberli (Mitte) erobern will.

Auf die Frage, ob die Genossen auf seinen Übertritt zum Team Kris reagiert hätten, antwortet er: «Eher ein paar Genossinnen, die keine Freude hatten.» Das störe ihn nicht: «Ich habe auch nicht immer Freude daran, was die SP macht. Das politische Leben besteht nicht darin, Freude zu bereiten.» Vietze sei eine fähige Frau, habe gute Chancen auf einen Sitz in Bern und würde dorthin passen.

Hugentobler sieht SP-Nationalratssitz als ungefährdet

Dass das eher im National- als im Ständerat sein könnte, räumt Hugentobler ein. Dass es zulasten des SP-Nationalratssitzes gehen könnte, den die SP mit der ehemaligen Parteipräsidentin Nina Schläfli besetzen will, glaube er nicht: «Sonst krieche ich zu Kreuze und streue Asche auf mein Haupt.» Für die Ständeratswahl habe er zwei Stimmen, für die Nationalratswahl sechs: «Ich werde sie abgewogen verteilen.»

Da die GLP mit der SP und der GP eine Listenverbindung bei den Nationalratswahlen eingegangen ist, plant der Vorstand der SP Thurgau derzeit keine eigene Ständeratskandidatur. Vorgesehen ist stattdessen eine Unterstützung des GLP-Ständeratskandidaten Stefan Leuthold. Laut SP-Parteipräsidentin Marina Bruggmann wird ein ausserordentlicher SP-Parteitag im August darüber entscheiden. Den Beitritt Hugentoblers zum Team Kris kritisiert sie nicht: «Er hat uns gesagt, er unterstütze Kris, wie er auch Nina unterstützt.»