Thurgau
Lehrpersonen der Sekundarschule fordern eine Coachinglektion in der Volksschule

An der Delegiertenversammlung von Bildung Thurgau wies Präsidentin Anne Varenne darauf hin, dass die Verantwortlichen im Bildungsbereich zu den Wurzeln der Bildung zurückkehren müssen.

Werner Lenzin
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Präsidentin Anne Varenne (links) diskutierte mit Delegierten, mit welchen Massnahmen Lehrpersonen sich selbst entlasten können.

Präsidentin Anne Varenne (links) diskutierte mit Delegierten, mit welchen Massnahmen Lehrpersonen sich selbst entlasten können.

Werner Lenzin

«Auf den fünf Stufen der Volksschule zeigen sich dieselben belastenden Elemente wie schwierige Schülerinnen und Schüler und zu wenig Zeit für das Kerngeschäft Unterricht», begrüsste Präsidentin Anne Varenne die 86 Delegierten von Bildung Thurgau im Weinfelder Rathaussaal. Sie forderte zusammen mit dem Vorstand der Sek-I-Stufenkonferenz und den Delegierten eine Coachinglektion für die Klassenlehrpersonen im Kanton Thurgau.

«Dieses Coaching ermöglicht uns, dass mit den Schülern fördernde Gespräche geführt und den Jugendlichen Unterstützung zur Erreichung ihrer individuellen Ziele in den Bereichen Lernen, Schule, Verhalten und beruflicher Orientierung gewährt werden können», unterstrich die Präsidentin.

Stark veränderte Situation

Und wie denkt die Präsidentin über die aktuelle und brisante Problematik des Lehrermangels? Aus ihrer Sicht gibt es nur eine Lösung:

«Die Attraktivität des Lehrerberufs muss dringend erhöht werden und die Coachinglektion hilft der Klassenlehrperson, die Schüler zu unterstützen, denn das ist das Erfüllende am Lehrerberuf und macht diesen attraktiv.»

Hervorgehoben werden von Varenne auch die stark veränderten familiären Situationen. Gemäss Regierungsrätin Monika Knill stagniert die Zahl der ukrainischen Flüchtlingskinder und ist gar rückläufig. Momentan werden aktuell 24 Integrationsklassen geführt. Gedanken macht man sich über die Lehrstellen und weiterführenden Schulen, welche die Jugendlichen aus der Ukraine besuchen werden. «Von den zurzeit 3500 unterrichtenden Lehrpersonen sind 68 ohne DEK-Ausbildung und es ist langfristig unser klares Ziel, dass alle Massnahmen ergriffen werden, damit möglichst alle Lehrenden über eine EDK-Ausbildung verfügen», versicherte Knill.

Mit Blick auf den jetzigen Lehrermangel präsentiert Amtsleiter Beat Brüllmann Massnahmen: Pensenerhöhung bei Altersentlastung, Anpassung der Rahmenbedingungen für kurzfristige Stellvertretungen, Informationsanlässe für Wiedereinsteiger/-innen und Unterrichtstandems für PH-Studierende sowie ein Studienlehrgang für Quereinsteiger.

Austausch mit den Behörden

Abschliessend diskutierten die Delegierten über mögliche Entlastungsmassnahmen seitens der Lehrpersonen, der Schulleitungen, der Behörden und des Kantons. Mit dabei war auch die Delegierte Deborah Strupler, die seit zwanzig Jahren an der Sekundarschule unterrichtet. Sie sagte:

«Ich stelle bei meiner Arbeit eine Verlagerung vom Lehren zum Erziehen fest und vermehrt muss das soziale Verhalten im Unterricht geübt werden.»

Sie fühle sich sehr unterstützt von der Schulischen Sozialarbeit und vom Schulleiter. Und was ist ihre Motivation, weiterhin im Schuldienst zu bleiben? «Ich kann das Leben meiner Schüler positiv beeinflussen und sie motivieren, ihre Stärken zu entwickeln», lautete die spontane Antwort.

Für die Entlastung der Lehrpersonen selbst legten die Delegierten den Fokus auf das Positive und das Zurücksetzen des Perfektionismus. Von den Behörden erwartet man einen regelmässigen Austausch, Unterrichtsbesuche, maximale Klassengrössen und eine optimale Infrastruktur. Vertrauen und Verständnis in Verbindung mit Wertschätzung verlangt man von den Schulleitern. Der Kanton sollte die Kernaufgabe neu definieren und Mut zeigen für Lücken. Einstimmig wurde das von Hermann Studer vorgelegte Budget 2023 verabschiedet und die Statutenrevision gutgeheissen.