Thurgau
Kleinkraftwerke als Solarspeicher: Theoretisch ja, praktisch noch lange nicht

Im Thurgau boomen Photovoltaikanlagen. Doch viel Solarstrom, der an sonnigen Tagen im Überfluss produziert wird, kann nicht gespeichert werden. Eine Veranstaltung von Solarstrompool Thurgau suchte Antworten auf dieses Dilemma.

Christof Lampart
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Sie diskutierten über Klein-Pumpspeicherkraftwerke zur Speicherung von Solarstromüberschüssen, von links: Tim Wepf, Bruno Kaufmann, Andrea Paoli und Martin Simioni.

Sie diskutierten über Klein-Pumpspeicherkraftwerke zur Speicherung von Solarstromüberschüssen, von links: Tim Wepf, Bruno Kaufmann, Andrea Paoli und Martin Simioni.

Bild: Christof Lampart

Können Klein-Pumpspeicherkraftwerke im Thurgau ein ökologisch und ökonomisch sinnvoller Teil der Versorgungssicherheit sein? Dieser Frage ging am Montag eine Veranstaltung von Solarstrompool Thurgau in Weinfelden nach.

Die ZHAW hat in einer Forschungsarbeit untersucht, wie die Solarstromüberschüsse in der Gemeinde Hüttwilen gespeichert werden könnten. Pascal Vögeli von der ZHAW School of Engineering sieht für Hüttwilen grundsätzlich gute Voraussetzungen für ein Klein-Pumpspeicherkraftwerk. Dies wegen der drei Seen und rund 180 Meter Höhenunterschied. Hier könnte man das Wasser aus dem Hüttwilersee in einen höher liegenden Speicherweiher pumpen und bei Bedarf mittels Turbinen wieder in elektrische Energie umwandeln.

Verzögerungen wegen vieler Einsprachen zu erwarten

Doch was technisch machbar ist, ist noch lange nicht umsetzungsreif. Denn auf dem Weg zur Realisierung müsste man wohl zuerst manche Einsprache von Privaten und Umweltverbänden aus dem Weg räumen. Selbst ohne Einsprachen bezifferte Tim Wepf, Leiter Abteilung Wasserbau und Hydrometrie beim Amt für Umwelt im Kanton Thurgau, die benötigte Planungsphase bei einem solchen Projekt auf «sicherlich drei Jahre».

Für Andrea Paoli, Leiter des Amtes für Energie, ist ein solcher Zeithorizont jedoch nur Wunschdenken: «Vor 15 bis 20 Jahren würde da nichts gehen, zumal man garantiert wieder irgendeinen Käfer finden würde, den es nur hier gibt», ärgerte er sich darüber, dass man in Sachen Energiesicherheit weniger schnell vorankomme als gewünscht.

Hüttwilen: Zuerst das Leitungsnetz ausbauen

Bruno Kaufmann, als Hüttwiler Gemeinderat für das kommunale Elektrizitätswerk zuständig, findet die Idee eines Klein-Pumpspeicherkraftwerkes im Dorf zwar bestechend. Aber man müsse zuvor in den Netzausbau investieren, um das ständige Anwachsen der Solarstrommenge im Dorf überhaupt bewältigen zu können. Kaufmann sagt: «Bis jetzt ist das EW immer ein bisschen vor sich her gedümpelt. Nun sehen wir, dass wir im Dorfzentrum bei den Leitungen etwas schwach aufgestellt sind».

Wenn immer mehr PV-Anlagen gebaut würden, käme das Netz an seine Grenzen. Sei der Netzausbau aber realisiert, könne man sich über ein Klein-Pumpspeicherkraftwerk grundsätzlich Gedanken machen. «Es wäre gut, wenn man die selbst produzierte Energie im Ort nutzen könnte.» Allerdings gelte es, erst einmal eine Gesamtstrategie auszuarbeiten.

Finanzielle und administrative Hürden

Der CEO der EKT-Gruppe, Martin Simioni, gab zu bedenken, dass es vor der Realisierung noch viele Hürden zu überspringe gebe – nicht zuletzt auch ökonomische. «Kleinstspeicherkraftwerke sind teuer, und das Bewilligungsverfahren ist sehr aufwendig». Sollte die Energiewende durch Photovoltaik gelingen, so ginge dies nur, wenn man die Elektromobilität massiv fördere und ausbaue.

Auch seien die Wartungskosten für ein Pumpspeicherkraftwerk hoch.« Ein Pumpspeicherwerk ist nicht einfach gebaut und dann fliesst Wasser durch. Es braucht jemanden, der es bewirtschaftet», sagte Simioni. Zudem sei die Steuerung aufwendig, was wiederum bedeutet, dass die Wasserkraft eigentlich schlecht für kleine Anlagen sei.