Mit Sturmgewehr posiert: Treffsicher in den Thurgauer Grossen Rat

Der Schuss dürfte knapp links am Herzen des Betrachters vorbeigehen. Mit ihrer Wahlwerbung hatte Cornelia Büchi aus Uesslingen 2020 für Furore gesorgt – und für einen Shitstorm in den sozialen Medien. Die aktive Sportschützin posierte damals als Thurgauer Grossratskandidatin nicht nur mit einem Sturmgewehr, sondern zielte auf einem Sujet sogar in Richtung Betrachter. Untermalt mit einem strahlenden Lächeln.

Nun darf die SVP-Frau ihre Treffsicherheit endlich unter Beweis stellen. Aus der ehemaligen Kandidatin wird nämlich eine Kantonsrätin. Cornelia Büchi, Wahlslogan «Zielorientiert auch im Grossen Rat», rückt in Bälde ins Kantonsparlament nach. Die Thurgauer Schützengemeinde kann aufatmen. Alle anderen können – ja, was eigentlich?

Sie dürfen sich auf jeden Fall darauf verlassen, dass die Thurgauer Volksvertreterinnen und -vertreter schon jetzt gut beschützt werden. Seit dem Anschlag auf das Zuger Kantonsparlament ist bei jeder Grossratssitzung die Polizei präventiv vor Ort. Für die Schiesskünste einer Cornelia Büchi besteht also unmittelbar kein Bedarf. Bis auf weiteres kann auch von einer parlamentarischen Schutzwestenpflicht Abstand genommen werden. Das ist schon mal eine gute Nachricht. Man stelle sich vor, was diese Aufrüstung kosten würde.

Trotzdem: Da hat sich unterdessen eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut. Schliesslich haben die wenigsten Newcomerinnen und Newcomer im Thurgauer Grossen Rat schon vor ihrem Einzug ins Parlament bereits dicke «Blick»-Schlagzeilen geschrieben. Und sei es nur, um «mal ein bisschen Abwechslung in die Wahlwerbung» zu bringen. Also: Ziel erfassen. Ausatmen. Druckpunkt suchen. Und los geht’s mit dem politischen Schützenfest. Wir jedenfalls sind gespannt auf Cornelia Büchi – solange sie das Sturmgewehr zu Hause lässt.