Vor einem halben Jahr verlor der Arenenberg seine Bio-Anerkennung, weil an überbetrieblichen Kursen Fehler passiert sind. Jetzt will der Gutsbetrieb die Bio-Knospe zurück – und spaltet dafür Landwirtschaft und Weinbau vom Rest des Betriebs ab.
Nachdem dem Gutsbetrieb Arenenberg, bestehend aus Landwirtschaftsbetrieb, Weinbau, Gärtnerei und Parkanlage, im Februar 2023 wegen Abweichungen vom Bio-Regelwerk das Zertifikat aberkannt worden war, hat sich die Leitung des Arenenbergs dazu entschlossen, den Betrieb zu teilen. Das schreibt der Kanton Thurgau am Donnerstag in einer Mitteilung.
Man habe auch juristische Möglichkeiten gegen die Aberkennung des Biozertifikats geprüft, sagt Arenenberg-Geschäftsleiter Jack Rietiker auf Anfrage, aber:
«Die Faktenlage war klar, und unsere Chance, juristisch Erfolg zu haben, relativ klein.»
Rietiker wollte lieber vorwärtsschauen und die Bio-Anerkennung auf anderem Weg zurückerlangen. «Wir haben verschiedene Varianten angeschaut.» Eine davon: den gesamten Betrieb wieder biologisch betreiben wie vor der Aberkennung. Das hätte aber bedeutet, dass die überbetrieblichen Kurse (ÜK), die dem Arenenberg im Feburar 2023 zum Verhängnis wurden, nicht mehr am Arenenberg hätten durchgeführt werden können.
Der Grund: Die Bildungsverordnungen, zum Beispiel jene für Gärtnerinnen und Gärtner, sehen vor, dass Auszubildende auch den Umgang mit konventionellen Pflanzenschutzmitteln lernen. «Solange diese Verordnungen bestehen, müssen sich die ÜK-Anbieter daran halten», sagt Rietiker.
Weil sowohl der Arenenberg als auch das kantonale Departement für Erziehung und Kultur an den ÜK auf dem Arenenberg festhalten wollen, ergab sich die Betriebsteilung als beste Lösung. Rietiker sagt:
«Unser komplexer Betrieb kann seine Vielfalt so am besten beibehalten.»
Anfang August erteilte die Markenkommission Anbau von Bio Suisse die Bewilligung für die Betriebsteilung, schreibt der Kanton Thurgau in seiner Mitteilung. Im Januar 2024 startet eine zweijährige Umstellungsphase – ab dann werden Weinbau und Landwirtschaft auf dem Arenenberg biologisch, die Gärtnerei und der Park allerdings konventionell bewirtschaftet.
Um die Bewilligung zu erhalten, musste Jack Rietiker klar aufzeigen, wie der Betrieb geteilt wird. Das sei zwar nicht ganz einfach gewesen, sagt er und erzählt, dass der Arenenberg unter anderem seinen Ackerbau-Raum in ein anderes Gebäude verlegen müsse. Aber: «Jetzt kommt nicht mehr viel Aufwand auf uns zu.»
Abgesehen davon, dass sich der Arenenberg neu für die Bio-Zertifizierung anmelden musste, sind die Kosten laut Jack Rietiker überschaubar ausgefallen. Markante Einbussen gebe es zwar bei Milch und Eiern, die nicht mehr zum Bio-Preis verkauft werden können. Beim Weinbau sei man aber erst in der Umstellungsphase. Rietiker sagt:
«Auf den ersten Arenenberger Biowein müssen wir jetzt halt länger warten.»
Laufe alles nach Plan, sei der Weinbau ab 2026 biologisch – und die ersten Flaschen damit 2027 zum Verkauf bereit.