Alkohol
Erkennen und beraten: Kantonsspital Münsterlingen erfasst alle Patienten mit bestehendem oder drohendem Alkoholproblem

Im Rahmen eines gemeinsamen Pilotprojekts des Amts für Gesundheit und des Kantonsspitals Münsterlingen wurden im Spital auf zwei Abteilungen Patienten mit einem gesundheitsschädigenden Alkoholkonsum systematisch erfasst. Die wichtigsten Kernelemente des Projektes werden in Zukunft auf allen Abteilungen zur Anwendung kommen.

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«Es ist wichtig, die ersten Anzeichen eines Problems mit Alkoholkonsum möglichst früh zu erkennen, den Handlungsbedarf abzuklären und geeignete Massnahmen zu finden, um die Betroffenen zu unterstützen», heisst es beim Amt für Gesundheit.

«Es ist wichtig, die ersten Anzeichen eines Problems mit Alkoholkonsum möglichst früh zu erkennen, den Handlungsbedarf abzuklären und geeignete Massnahmen zu finden, um die Betroffenen zu unterstützen», heisst es beim Amt für Gesundheit.

Bild: Ralph Ribi

Alkohol ist die am häufigste konsumierte psychoaktive Substanz in der Schweiz und für viele Krankheiten ganz oder teilweise verantwortlich. In Schweizer Spitälern weist jeder fünfte Patient ein alkoholbezogenes Problem auf. «Alkoholbezogene Kurzinterventionen zeigen Wirkung, sie führen zu einer Reduktion des Alkoholkonsums», heisst es in einer Mitteilung des Amtes für Gesundheit des Kantons Thurgau. Eine frühzeitige und präventive Unterstützung bei einer Verhaltensänderung könne damit begünstigt werden.

Deshalb führten das Amt für Gesundheit und das Kantonsspital Münsterlingen vom 1. November 2021 bis 31. Oktober 2022 im Rahmen eines gemeinsamen Pilotprojekts ein interprofessionelles Erfassungs- und Frühinterventionskonzept in Bezug auf risikoreichen Alkoholkonsum durch. Dies auf je einer Bettenstation der Abteilungen Medizin und Chirurgie des Kantonsspitals Münsterlingen (KSM). Dabei wurden Patientinnen und Patienten mit gesundheitsschädigendem Alkoholkonsum erfasst und motiviert, eine gesündere und selbstbestimmte Lebensweise anzustreben. In der Zwischenzeit wurde das Pilotprojekt des Amts für Gesundheit und des Kantonsspitals Münsterlingen erfolgreich abgeschlossen. Die wichtigsten Kernelemente des Projektes werden in Zukunft auf allen Abteilungen zur Anwendung kommen.

Risikoabschätzung bei jeder zehnten Person angezeigt

«Mit grossem Engagement und Überzeugung konnte die Projektgruppe den Prozess zur Erkennung und frühen Intervention in Bezug auf gesundheitsschädigenden Alkoholkonsum zielführend auf zwei Stationen umsetzen», hält das Amt für Gesundheit fest. Die Datenerhebung der Patienten, Durchführung von Screening und Kurzintervention sowie Befragungen der Mitarbeitenden hätten Aufschluss über ein umsichtiges Projektmanagement sowie eine praxisorientierte Umsetzung des Konzeptes «Alkoholprävention im Spital» gegeben.

Rund 75 Prozent der stationären Patientinnen und Patienten seien erfasst und vertieft zu deren Alkoholkonsum befragt worden. Bei etwa 10 Prozent dieser Personen sei eine Risikoeinschätzung im Behandlungsteam notwendig, die bei knapp 1 Prozent der erfassten Patientinnen und Patienten zu Kurzinterventionen (persönliche Informationsgespräche) geführt hätten.

Eine Haltungsänderung benötigt viel Zeit

«Es ist wichtig, die ersten Anzeichen eines Problems mit Alkoholkonsum möglichst früh zu erkennen, den Handlungsbedarf abzuklären und geeignete Massnahmen zu finden, um die Betroffenen zu unterstützen», heisst es weiter in der Mitteilung des Amtes für Gesundheit. «Es bestätigte sich, dass insbesondere die Schulung und Unterstützung der Pflegefachpersonen zu einer erfolgreichen Umsetzung geführt haben.» Die Haltungsänderung gegenüber Personen mit gesundheitsschädigendem Alkoholkonsum sei ein Prozess, der Zeit benötige. Mit diesem Pilotprojekt sei es gelungen, die Pflegefachpersonen dafür zu sensibilisieren, weiterzubilden und in ihrer Kompetenz zu stärken. Für die Mitarbeitenden stehe die Stärkung und Förderung der Kompetenzen im Mittelpunkt. Zusätzlich zu den im Pilotprojekt entwickelten E-Learning-Kurs und Workshop «Alkohol als Sucht» werde das Weiterbildungsprogramm um ein Angebot für die Pflegenden zum Ansprechen von heiklen Themen ausgebaut.

«Prävention ist wichtig und bleibt ein zentrales Thema»

«Das Ansprechen des Alkoholkonsums innerhalb der Anamnese und allenfalls Ableitung von Interventionen sind weiterhin ein wichtiger Bestandteil in der stationären Pflege», heisst es weiter. Die Durchführung der Scores (Audit-C und CAGE) zur Erkennung eines gesundheitsschädigenden Alkoholkonsums gälten als Empfehlung und das Kernteam bleibe als Gesprächsangebot für Betroffene bestehen. Zudem würden den Patientinnen und Patienten gezielt Informationen zur Verfügung gestellt. Auf allen Abteilungen werden nun Informationsbroschüren ausgelegt und auf den Patiententerminals werden Broschüren, Selbsttest und die Kontaktmöglichkeit des Kernteams aufgeschaltet. «Durch das Pilotprojekt wurde den Beteiligten bewusst: Prävention ist wichtig und bleibt ein zentrales Thema.» (red)