Öffentlicher Verkehr
Zu lange 20 Minuten: Bettwiesen will eine bessere ÖV-Verbindung mit St.Gallen

Bettwieserinnen und Bettwieser, die in Winterthur oder Zürich arbeiten, sind mit dem Öffentlichen Verkehr nicht schlecht bedient. Für Pendler nach St.Gallen sieht die Sache anders aus.

Olaf Kühne
Drucken
Die Gemeinde Bettwiesen ist mittels der S10 mit dem Bahnhof Wil verbunden.

Die Gemeinde Bettwiesen ist mittels der S10 mit dem Bahnhof Wil verbunden.

Bild: Olaf Kühne

Bettwiesen hat einen eigenen Bahnhof. So richtig zufriedenen mit seinen ÖV-Anschlüssen ist man in der Gemeinde dennoch nicht. Zwar bedient die S10 das Dorf im Halbstundentakt. Insbesondere Pendlerinnen und Pendler erleben ihren Arbeitsweg je nach Destination aber unterschiedlich.

Wer nach Winterthur oder Zürich muss, wartet in Wil, von Bettwiesen mit der S10 gekommen, sieben Minuten auf seinen Anschlusszug. Geht die Reise aber nach St. Gallen weiter, ist auf dem Perron in Wil gleich eine 20-minütige Wartezeit angezeigt. Ähnlich zeigt sich das Bild in umgekehrter Richtung: Von St. Gallen kommend, warten Pendler abends 19 Minuten auf Anschluss.

Worte des Bedauerns

Zu lange für Bettwiesen. Der Gemeinderat hat sich deshalb im Februar schriftlich an den zuständigen Regierungsrat Walter Schönholzer gewandt und «die ÖV-Anbindung Richtung St. Gallen bemängelt», wie die Behörde nun mitteilt. Mit dem Antwortschreiben seien dann Worte des Bedauerns über diesen Umstand gekommen - und das Versprechen, «sich beim Bundesamt für Verkehr und den SBB für bessere Anschlusszeiten einzusetzen».

Aktiv geworden ist zwischenzeitlich auch die Bus Ostschweiz AG, die Betreiberin des Busnetzes WilMobil, die beispielsweise in Bettwiesens Nachbargemeinde Braunau mittels der Linie 706 für einen ÖV-Anschluss sorgt. Diese Linie sowie die Linie 705, welche Bronschhofen mit dem Wiler Bahnhof verbindet, hat Bus Ostschweiz hinsichtlich der Bettwieser Bedürfnisse überprüft. Indes auch mit abschlägigem Bescheid.

Verlängerung der Buslinie zu teuer

Für beide Buslinien ergebe eine Erweiterung nach Bettwiesen «ein ungenügendes Kosten-Nutzen-Verhältnis», teilte das Unternehmen dem Gemeinderat mit. Eine stündliche Verlängerung der Braunauer Linie 706 brächte mehr Nachteile als Vorteile, ist Bus Ostschweiz überzeugt, eine Verlängerung der Bronschhofer Linie 705 bis zum Bahnhof Tobel-Affeltrangen verursache schlicht zu hohe Kosten.

Die Abteilung Öffentlicher Verkehr rechne zwischen Tobel-Affeltrangen und Bronschhofen mit 150 zusätzlichen Buspassagieren pro Tag - was im Halbstundentakt pro Bus 2,6 Reisenden entspreche, und den Steuerzahler pro Passagier acht Franken zusätzlich koste.

Radweg frühestens 2027

Trotz all diesen negativen Bescheiden: Der Bettwieser Gemeinderat will das Thema nicht ruhen lassen. «Wir setzen uns für starke ÖV-Anbindungen ein», schreibt er im aktuellen Gemeindeblatt und berichtet darüber, dass man nun die Regio Wil ins Boot geholt hat. Bei der Standortorganisation hat man das Begehren eingereicht, dass diese ihr «Konzept öffentlicher Regionalverkehr 2025-2030» hinsichtlich der Bettwieser Bedürfnisse überarbeitet.

Patrick MarcolinGemeindepräsident Bettwiesen

Patrick Marcolin
Gemeindepräsident Bettwiesen

Bild: PD

«Es ist kein reines Bettwieser Problem», sagt indes Gemeindepräsident Patrick Marcolin.

«Bessere Anbindungen in Wil sind in zahlreichen Gemeinden der Regio Wil ein Anliegen - spätestens seit dem letzten grossen Fahrplanwechsel im Jahr 2018.»

Im Gespräch mit unserer Zeitung bringt Patrick Marcolin zudem ein weiteres Anliegen auf den Tisch: Ein Radweg nach Wil, der Velofahrerinnen und Velofahrer weg von der gefährlichen und viel zu engen Kantonsstrasse bringen würde. Dieser sei bereits 2011 aufgelegen, damals aber Einsprachen zum Opfer gefallen. «Uns ist es 2019 gelungen, das Thema wieder anzustossen und die Beteiligten, Kanton Thurgau, Stadt Wil und SBB, wieder an einen Tisch zu bringen», sagt Marcolin weiter. «Ich weiss von Bettwiesern, die jetzt schon wegen der langen Wartezeit in Wil mit dem Velo zum dortigen Bahnhof fahren. Mit einem sicheren Veloweg wären das bestimmt einige mehr. Die Realisierung des Radweges ist nach neuesten Erkenntnissen aber erst Anfang 2027 vorgesehen.»