Zwei Jahre Bauzeit sagte die Käsereigenossenschaft Wängi als Bauherrin voraus – und das Ziel wurde eingehalten. Bald startet in der modernen Rohmilchkäserei die Produktion. Dabei setzt die Pächterfamilie Thönen auch auf einen besonderen Mitarbeiter.
Der Strukturwandel hat vor den Käsereien nicht Halt gemacht. Mit den Fusionen und Übernahmen bei der Käsereigenossenschaft Wängi mit den Käsereien Lachen, Wittenwil, Bettwiesen und Friltschen wurde der Platz in der Käserei inmitten der Gemeinde Wängi zu knapp. So beschloss die Käsereigenossenschaft Wängi, sich als Bauherrin an eine Kapazitätserweiterung zu wagen. Beim Spatenstich im August 2021 stand fest: In rund zwei Jahren soll im Frühjahr an einem neuen Standort der Käserei-Neubau mit Käsekeller bezugsbereit sein.
Diesem Ziel sei man laut Markus Koller, Präsident Käsereigenossenschaft Wängi, mehr als gerecht geworden: «Wenn in Betracht gezogen wird, wie viel Technik in der Käserei verbaut wurde, so sind die knapp zwei Jahre Bauzeit nicht besonders lange.» Bei der Fertigstellung des 22,5 Millionen teuren Generationenprojekts sei laut Koller alles nach Plan verlaufen. «Unser Architekt Guido Santschi hat uns ein sauberes Programm vorgelegt, dabei konnte alles schrittweise in die Realität umgesetzt werden.»
An der Murgstrasse 21 in Wängi startet in Kürze die Produktion von Appenzeller und regionalem Käse. Mit dem Tag der offenen Tür am 15. und 16. April 2023 möchten die Verantwortlichen von 10 bis 16 Uhr allen Interessierten einen Einblick in den kurz vor Produktionsbeginn stehenden Neubau geben. Vor oder nach dem Rundgang sorgt eine Festwirtschaft für das leibliche Wohl der Gäste. (pd/fra)
Aktuell stehen die letzten Arbeiten an. Am Wochenende kann dann eine der nun modernsten Rohmilchkäsereien in der Schweiz interessierten Gästen mit einem Rundgang nähergebracht werden. Die Testläufe für die Käseproduktion starten nach dem Anlass. Ab Mitte Mai wird laut Koller der erste Käse von der Pächterfamilie Thönen produziert.
Beim öffentlichen Rundgang wird die Käserei somit noch nicht in Betrieb sein. Koller sagt: «Wegen der sehr hohen Hygiene- und Qualitätsvorschriften ist in einem laufenden Betrieb ein solcher Tag der offenen Tür fast unmöglich. Auf einem Rundgang wird den Besucherinnen und Besuchern dennoch die Fertigung der Käsesorten nähergebracht.»
So soll wie bis anhin zum grössten Teil Appenzeller Käse hergestellt werden. Jedoch werden auch weiterhin eigene Sorten wie der Schlosskäse, Magoth, Crèmeedelweiss oder «Wilde Hilde» angeboten. Verkauft wird der Käse dann weiterhin am alten Standort an der Brühlwiesenstrasse 2 und im Detailhandel. Insgesamt werden laut Koller pro Jahr zehn Millionen Liter Milch zu 950 Tonnen Käse verarbeitet. Die rund 30 Milchlieferanten stammen dabei alle aus der Region, unter anderem aus Wängi, Münchwilen, Bettwiesen oder Braunau.
Zusammen mit sieben Mitarbeitenden wird sich die Pächterfamilie Thönen um die Herstellung kümmern. Dabei ist die Anlage laut Koller mit zwei Produktionslinien ausgerüstet. «Die Herzstücke in diesen Linien sind die Käsefertiger und die Kassettenpressen mit 20’000 Liter und 240 Käse sowie 10’000 Liter und 120 Käse Inhalt», so Koller.
Nach dem Weg über die Klimazellen und das Salzbad kommen die Käse in die Reifelager. Mit über 70’000 Käseplätzen im Lagerraum können die Käse der Käserei Wängi zu ihrem optimalen Reifegrad gepflegt und gelagert werden. Einer der neusten Mitarbeiter der Familie Thönen ist ein Käsepflegeroboter.
Die Käselaibe werden zu Beginn täglich mit Schmierwasser eingerieben. Dies dient der Haltbarkeit. Schon zuvor konnte die Familie Thönen auf einen Roboter zurückgreifen, der neue könne die Arbeiten jedoch schneller ausführen. «Das ist eine sehr anstrengende Aufgabe. Daher ist es von Vorteil, wenn das ein Roboter übernehmen kann. Denn in rund einer Stunde kümmert sich dieser um 600 Käse», erklärt Koller.
Nach 45 Tagen wird der Appenzeller Käse gemäss dem Präsidenten in ein anderes Lager gebracht. Dort wird dieser dann mit einem spezifischen Kräutersulz eingerieben, dessen Zutaten sind aber bekanntlich geheim. Koller merkt an: «Nicht einmal der Käser kennt diese Zutaten.»
Dass der Appenzeller Käse jedoch aus den Nachbarkantonen St.Gallen und Thurgau kommt, ist gemäss Koller keine Seltenheit. ««Im Kanton Appenzell Innerrhoden wird mehrheitlich Silomilch produziert. Mit dieser kann kein Rohmilchkäse hergestellt werden.» In Appenzell Ausserrhoden können jedoch noch immer grössere Mengen des Käses hergestellt werden, doch das reiche nicht aus.
So sei es im Thurgau wetterbedingt einfacher, die für den Käse benötigte silofreie Milch herzustellen. Die Produktion des Appenzeller Käses unterliegt laut Koller einem klaren Rayon. So dürfen die Gemeinden westlich von Wängi keinen Appenzeller Käse mehr herstellen. «Die Regionalität ist immer noch ausschlaggebend.»