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Am Montag findet die Verleihung der Auszeichnung zum besten Lehrmeister der Schweiz statt. Der Thurgau ist gut vertreten. Nominiert sind Lucia Röllin, Confiseurin bei der Bäckerei Mohn AG, in der Kategorie "Bäcker-Konditor-Confiseur" und Pascal Egli, Geschäftsleiter des Hotels Seegarten, in der Kategorie "Koch".
Lucia Röllin, Sie stehen im Finale der Wahl zum Lehrmeister des Jahres. Haben Sie damit gerechnet?
Lucia Röllin: Nein, gar nicht. Ich komme jeweils um 5 Uhr morgens ins Geschäft und checke meine Mails. Eines Tages war da eine Nachricht, die mich über meine Nomination informierte. Angemeldet hatte mich meine Lehrtochter, aktuell im dritten Lehrjahr, Carole Holzer. Sie hat mir im Voraus aber nichts davon gesagt. Ich war daher sehr überrascht.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen auf den Sieg ein?
Die anderen Nominierten kenne ich nicht persönlich, ich habe aber einige Berichte über sie gelesen. Wir alle machen ganz lässige Sachen mit unseren Lernenden und geben uns grosse Mühe. Jeder hätte den Sieg verdient. Es ist auch interessant, dass jeder von uns auf andere Dinge Wert legt.
Worauf legen Sie Wert?
Mir ist exaktes Arbeiten sehr wichtig und auch, dass ich meine Lernenden mit einem guten Gewissen und einem Rucksack voller Fähigkeiten in die Berufswelt entlassen kann. Ausserdem möchte ich ihnen natürlich auch das Zwischenmenschliche vermitteln. Man kann streng sein, es aber trotzdem gut haben miteinander.
Sind Sie denn streng?
Streng nicht, aber ich gebe mich nicht so schnell zufrieden und bin ehrgeizig. Mein Ziel ist es, aus jedem das Optimum rauszuholen und die Freude an der Arbeit sowie die Leidenschaft weiterzugeben.
Wie ist Ihre Beziehung zu Ihren Lernenden?
Die Lernenden müssen mich siezen, das schafft eine gewisse Distanz. In der Pause interessiere ich mich aber auch für ihre Freizeit, wohin sie in die Ferien gehen und wie es in der Schule läuft. Wir lachen oft zusammen. Am Ende der Lehre biete ich ihnen dann jeweils das Du an.
Warum wurden Sie nominiert?
Ich nehme mir immer Zeit für meine Lernenden, selbst nach Feierabend. Wenn sie mich brauchen, bin ich für sie da. Sie sagen immer, dass ich extrem viel Ausdauer habe, wenn ich den Leuten etwas beibringen möchte. Das stimmt wohl.
Welche Ratschläge geben Sie Ihren Lernenden mit auf den Weg?
Sie sollen nie stehenbleiben, sondern sich immer weiterentwickeln. Es wäre schön, wenn sie die Freude und den Berufsstolz anderen weitergeben könnten. Sie sollen einfach mit offenen Augen durchs Leben gehen, denn unser Beruf bietet uns so viele Möglichkeiten.
Pascal Egli, Sie stehen im Finale der Wahl zum Lehrmeister des Jahres. Haben Sie damit gerechnet?
Pascal Egli: Überhaupt nicht. Es ist aber eine wunderschöne Sache für mich, da meine Lehrtochter Anina Horber, eine zukünftige Köchin, mir auf diese Art ihren Dank und Respekt ausspricht. Dass sie sich die Mühe gemacht hat, mich dort anzumelden, ehrt mich sehr.
Hat sie Ihnen etwas davon erzählt?
Nein, sie hat mir vorher nichts gesagt. Plötzlich bekam ich ein Mail, in der ich über die Nomination informiert wurde. Das habe ich aber erst auf die Seite gelegt. Was dieses Mail bedeutet, wurde mir erst später bewusst und ich habe mich daraufhin natürlich sofort bei Anina bedankt.
Was passierte danach?
Ich musste viele Fragen zu meiner Arbeit beantworten. Anschliessend wurde ein Vorentscheid getroffen und ich erfuhr, dass ich zu den besten drei Berufsbildnern im Bereich «Koch» gehöre. Die Prüfer besichtigten dann meinen Betrieb und es wurden Interviews mit meiner Lernenden und mir gemacht. Nach welchen Kriterien die Jury nun den Gewinner festlegt, wissen wir nicht.
Ganz ehrlich: haben Sie ihre beiden Konkurrenten gegoogelt?
Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich das nicht getan habe. (lacht) Die Betriebe meiner Konkurrenten sind mir bekannt, die Personen aber nicht. Aus diesem Grund kann ich auch nicht einschätzen, wie gross meine Chancen auf den Sieg sind. Gewinnen ist mir in diesem Fall aber nicht so wichtig. Ich freue mich nur schon, dass ich überhaupt so weit gekommen bin.
Die Sieger erhalten 6 000 Franken.
Sollte ich wirklich gewinnen, würde ich das Geld auf keinen Fall privat nutzen. Ich habe mir aber noch nicht überlegt, wie ich es investieren würde. Das spreche ich dann mit meiner Lehrtochter ab, falls es dann wirklich so weit kommen würde.
Was ist Ihnen bei der Betreuung Ihrer Lernenden besonders wichtig?
Dass wir offen und ehrlich miteinander kommunizieren. Ich möchte ihnen eine gute Grundbasis mit auf den Weg geben und gleichzeitig die Leidenschaft für den Beruf in ihnen wecken. Ich versuche, immer für die Lernenden da zu sein und ihnen zu helfen, wenn sie mich brauchen.
Sind Sie streng?
Das müssten Sie jetzt meine Lernenden fragen. Ich würde sagen: nein. Aber natürlich bin ich fordernd und erwarte, dass die Arbeit richtig und gut gemacht wird. Es braucht einfach einen guten Mittelweg zwischen Distanz und Nähe.