Startseite
Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
Die Grünliberalen Thurgau luden am Freitagabend zu einer Online-Diskussion über die Trinkwasser-Initiative ein. Dabei zeigten alle Beteiligten ihre Sympathien für den Wasserschutz. Die Wege, die dafür beschritten werden sollten, zeigen jedoch in unterschiedliche Richtungen.
Drei Befürworter und zwei Gegner der Trinkwasser-Initiative kreuzten unter Moderator und GLP-Kantonsrat Marco Rüegg verbal die Klingen. Die Trinkwasser-Initiative verlangt, dass die Steuermilliarden zukünftig in eine pestizidfreie Lebensmittelproduktion fliessen, welche Antibiotika nicht prophylaktisch einsetzt und einen Tierbestand hält, den sie ausschliesslich mit einheimischem Futter ernähren kann.
Die Gegner befürchten, dass das Volksbegehren dazu führen könnte, dass viele Bauern durch den Wegfall der Direktzahlungen nicht mehr existieren könnten und die Schweiz gezwungen sein wird, Nahrung einzuführen. Am 13. Juni befinden die Stimmberechtigten an der Urne darüber.
Der Ingenieur und Wasserexperte Jürg Meyer aus Luzern bemängelte, dass der Schweizer Bauernverband zwar bessere Abwasserreinigungsanlagen (ARA) fordere, nicht aber dazu bereit sei, selbst zur besseren Wasserqualität beizutragen, indem er sich für die Senkung der hohen Nährstoffwerte einsetze. «Durch die ARA haben wir somit zwar einen besseren Rhein, eine bessere Nordsee, aber beim Grundwasser können wir das Ziel nicht erreichen, wenn wir hier nichts machen», warnte Meyer.
Der Arzt Walter Lang, Kreuzlingen, forderte eine Abkehr vom bisherigen Weg:
«Dass heute kein Auto mehr mit verbleitem Benzin fährt, ist normal. Es hat in den 1980ern aber viel dazu gebraucht. Warum kann man nicht heute fürs Wasser machen, was man damals für die Luft gemacht hat? Denn Pestizide machen krank und haben nichts im Trinkwasser zu suchen.»
Der Tägerwiler Biobauer Timon Schwarz betonte, dass man beim Trinkwasserschutz «irgendwo mal anfangen» müsse. Und da stünde die nationale Landwirtschaft mit über einer Million Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche ganz vorne in der Verantwortung. Und sicher würden sich auch Leute, die sich nicht um bäuerliche Belange kümmerten, über gutes Trinkwasser freuen. Bis zu zehn Jahre seien für die Umstellung vom konventionellen auf einen Biobetrieb nötig, aber «dann kann man, mit gutem Boden, richtig Gas geben».
CVP-Kantonsrat Franz Eugster, Bischofszell, wollte zwar auch «Sorge zum Wasser tragen», doch forderte er eine «ganzheitliche Betrachtung» ein. Es gehe nicht an, dass man jetzt einfach auf die Landwirtschaft einprügele, während man andere Branchen (Ärzte, Chemie, Bau), die auch Pestizide und Antibiotika einsetzten, aussen vorlasse.
Und der Frauenfelder Biobauer und SVP-Stadtrat Andreas Elliker doppelte nach:
«Ein anderes Beispiel ist das Mikroplastik. Durch Fussballkunstrasen gelangen drei Tonnen Mikroplastik in unsere Gewässer und was die Auswaschung von Stickstoff anbelangt, so ist nach meinem Wissensstand bei einer Biogasanlage der Nitratgehalt höher als bei Gülle.»