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Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
Der Street-Art-Künstler Christian Wüthrich hat an der Haltestelle der Frauenfeld-Wil-Bahn einen Unort in eine Illusion verwandelt. Von einer Einwohnerin war der Vorschlag gekommen, die Anlage freundlicher und heller zu gestalten.
Es ist nicht in Wilerbähnli-Rot, sondern in Grün, das Zebra. Der Farbverlauf ins Beige deutete darauf hin, dass das Tier in der afrikanischen Steppe grast. Alles falsch. Das Zebra schlängelt sich an der Haltestelle Marktplatz der Frauenfeld-Wil-Bahn um den Billettautomaten, auf den der Selecta-Automat folgt. Hinter der ornamentalen Street-Art, die durch die Tiefe der ehemaligen Telefonkabine zu einer optischen Täuschung führt, steckt der aus Gachnang stammende Kunstschaffende und Goldschmied Christian Wüthrich. Vor fünf Jahren war er Frauenfelder Stipendiat im Genua-Atelier der Städtekonferenz Kultur. Auch in der Stadtgalerie Baliere war seine Kunst schon zu sehen. Und nun ist ihm der Auftrag zu dieser sehr präsenten Arbeit zugekommen.
Wüthrich will keine Deutungshoheit über seine Arbeit. Er sagt:
«Jeder kann sich das Seinige dazu denken.»
Fakt ist jedenfalls, dass er mit seiner Kunst Aufmerksamkeit erregt. Als er in einer Wochenendnacht an der Wandfläche arbeitete, indem er die Muster projizierte, mit Kohle nachzog und dann sprühte, tauchte die Polizei mit Blaulicht auf – wohl in Erwartung eines illegalen Sprayers.
Am Freitagnachmittag war zur Einweihung ein kurzer Pressetermin. Als Vertreter der Stadt als Grundeigentümerin waren Stadtpräsident Anders Stokholm und Christof Stillhard, Leiter des städtischen Amts für Kultur, zugegen. Den Kanton als Gebäudebesitzer vertrat Andy Ryser, Direktor des Sozialversicherungszentrums. Mit von Partie war für die Frauenfeld-Wil-Bahn zudem Beat Senti, Projektleiter Infrastruktur. Wie es von der Stadt heisst, kam vor anderthalb Jahren der Vorschlag einer Einwohnerin, den dunklen Unort heller und freundlicher zu gestalten. Was nun geschehen ist.