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Was tun, wenn beim Versuch, Haare in den Abfluss zu stopfen, der Finger stecken bleibt? Mit dieser Frage haben sich die Besucher im Cinema Luna auseinandergesetzt.
Es gibt einen Ballermann-Hit. Der heisst «Finger in Po, Mexiko». Lara Stolls Problem ist aber ungleich existenzieller. Ihr Finger steckt im Abfluss der Badewanne fest. Während 127 Stunden, einzige Nervennahrung sind ein halbes Mini-Pic, ein letzter Rest Redbull-Appenzeller sowie eine halluzinogene Superdroge namens «Deus ex Machina».
Dies der Plot von «Das Höllentor von Zürich». Dahinter stecken der Zürcher Filmemacher Cyrill Oberholzer und eben das aus Rheinklingen stammende Multitalent Lara Stoll – Slampoetin, Musikerin, Filmemacherin und Schauspielerin.
Das Cinema Luna und der Kulturverein Kaff haben den ersten abendfüllenden Spielfilm der Thurgauerin am Samstag gezeigt, mit einem Filmgespräch mit Stoll im Anschluss. Mit derartigen Veranstaltungskooperationen macht das derzeit heimatlose Kaff auf das Zukunftsprojekt Kaff auf Dauer, nämlich einen Kulturpavillon auf dem Unteren Mätteli, aufmerksam.
Dumm gelaufen, wenn beim Versuch, Haare in den Abfluss zu stopfen, der Finger stecken bleibt. Da stellt sich sofort die Frage nach einer Exit-Strategie. Damit man keinen 127 Stunden dauernden Horrortrip erleben muss. Lara Stolls Lebenspartner Sacha Winkler muss nicht lange überlegen:
«Ich würde Lara anrufen. Denn sie weiss immer eine Lösung.»
Wer den Film kennt, weiss, wozu sich die Film-Kunstfigur Lara Stoll entscheidet, um den Höllenqualen ein Ende zu machen. Aber was wäre die Exit-Strategie der Mutter der wirklich existierenden Lara Stoll. «Mein Mami würde schauen, dass alles sauber bleibt, und auf bessere Zeiten warten», mutmasst sie. Auch das ist ein legitimes Ende, aber vielleicht ein Schrecken ohne Ende.
Can Cinar würde wohl gar nie in eine solche missliche Situation geraten. «Ich entferne die Haare aus dem Abfluss, anstatt sie hineinzustopfen», sagt er. Und danach mache er ihn noch mit WC-Papier sauber. Aber wenn der Finger doch mal stecken bliebe?
«Dann würde ich liegen bleiben und ganz laut um Hilfe schreien.»
Seine Schmerzgrenze sei relativ hoch. Kein Problem also, wenn es länger dauert. «Das Problem mit den Haaren im Abfluss kenne ich nicht. Denn meine sind zu kurz, um etwas zu verstopfen», sagt Marco H. Im Fall der Fälle würde er aber wohl kurzen Prozess machen und den Finger abschneiden, denkt er.
«Das ist fast schon deterministisch», stellt Loris Haller fest, also dass alle Ereignisse durch Vorbedingungen eindeutig festgelegt sind, gewissermassen vorbestimmt. Während Maurus Wirth sagt, dass er nichts machen würde, aber hoffen, dass jemand käme, meint Salome Käsemodel:
«Wieso hat Lara nicht gefacetimed? Obwohl: Funktioniert das mit einem Mac?»
Haller wirft ein: «Oder sie hätte versuchen können, mittels Siri-Software Hilfe rufen zu können.» Das Trio wäre Lara Stoll im Film wohl eine Hilfe gewesen mit diesen Ideen. Letztlich laufe es auf die Frage hinaus, wie lange und vor allem wie viel Schmerz man zu ertragen bereit sei, meinen Haller, Wirth und Käsemodel.