«Jetzt braucht es kreative Lösungen»

Der Bundesrat hat am Freitag beschlossen, dass als Massnahme zur Eindämmung des Corona-Virus die Schulen in der ganzen Schweiz geschlossen bleiben. Die Thurgauer Erziehungsdirektorin Monika Knill und Beat Brüllmann, Chef des Amtes für Volksschule, erklären, wie sich die Situation für die 30000 Schulkinder im Thurgau präsentiert.

Drucken
Die Thurgauer Monika Knill an der Pressekonferenz in Frauenfeld zu den neusten Massnahmen gegen die Corona-Pandemie.

Die Thurgauer Monika Knill an der Pressekonferenz in Frauenfeld zu den neusten Massnahmen gegen die Corona-Pandemie.

Bild: Reto Martin

Was bedeutet der Entscheid aus Bern?

Monika Knill: Ab Montag wird der Schulunterricht auf allen Stufen eingestellt, er kann nicht mehr stattfinden. Dieser Entscheid bedeutet aber auch, dass alternative Möglichkeiten gesucht werden müssen.

Viele berufstätige Eltern richten ihren Tagesablauf nach dem Stundenplan ihrer Kinder.

Knill: Wir legen Wert darauf, nicht einfach die Schulen zu schliessen und die Folgen daraus den Eltern zu überlassen, obwohl sie rechtlich gesehen für die Betreuung ihrer Kinder verantwortlich sind. Das Ziel muss sein, dass wir die zwei Wochen bis zu den Frühlingsferien mit kreativen Lösungen überbrücken, damit die Eltern ihrer Arbeit nachgehen können.

Die Schulgemeinden werden also beauftragt, ein Betreuungsangebot anzubieten. So gehen die Kinder ja trotzdem zur Schule. Das ist doch ein Widerspruch?

Beat Brüllmann: Wir gehen nicht davon aus, dass alle Eltern das Angebot beanspruchen. Sie erhalten für die Kinderbetreuung beispielsweise auch Hilfe von Nachbarn. Wir können so erreichen, dass die Durchmischung beziehungsweise der Kontakt unter den Kindern eingeschränkt wird und wir die Verbreitung des Virus bremsen. Wichtig dabei ist auch, dass primär nicht die Risikogruppe Grosseltern für die Kinderbetreuung beauftragt wird.

Kann ein Teil des Unterrichts über das Internet stattfinden?

Brüllmann: In diesem Bereich gibt es tatsächlich Möglichkeiten. Hier sind aber noch nicht alle Schulen soweit. Wichtig ist aber, dass alle Schulen die Zielsetzungen mit ihren Mitteln und ihrer Infrastruktur erreichen können. Knill: Nur schon die räumlichen Voraussetzungen sind nicht in allen Schulgemeinden gleich, um verschiedene Lösungen umzusetzen. Auch deshalb müssen wir mit den Schulgemeinden zusammen Lösungen finden.

Welche Empfehlungen gibt nun der Kanton den Schulgemeinden ab?

Brüllmann: Um die besten Lösungen für ein einheitliches Vorgehen auszuarbeiten, finden am Samstag noch Sitzungen mit den Verbänden der Lehrer, Schulleiter und Schulgemeinden statt. Danach wird kommuniziert. Die Schulgemeinden können bis am Montagabend überlegen, wie sie das umsetzen. Die Schulgemeinden brauchen diese Zeit. Deshalb bleiben die Thurgauer Schulen am Montag geschlossen. Am Dienstag gilt dann der neue Betrieb. Alles muss nun einerseits schnell gehen und anderseits wohl überlegt sein, damit eine gewisse Einheitlichkeit erreicht werden kann.

Was gilt für Kitas?

Knill: Das ist schwierig, weil die Volksschule in diesem Bereich nicht handlungsweisend ist und die Kitas andere Aufgaben erfüllen. Es macht aber Sinn, dass wir uns austauschen, sofern ähnliche Fragestellungen bestehen. Wir werden Erkenntnisse, welche sich aus dem schulischen Umfeld ergeben, auch an die Kitas weitergeben.

Wie ist die Situation in den höheren Stufen, etwa in der Kantonsschule, wo nächste Woche die mündlichen Aufnahmeprüfungen anstehen?

Knill: Die mündlichen Aufnahmeprüfungen finden statt. Die schriftlichen Tests sind bereits geschrieben. Ziel ist es, dass auch andere Prüfungen unter Berücksichtigung der geltenden Massnahmen durchgeführt werden können. Generell werden aber derzeit keine Lager oder Projektwochen durchgeführt.

Interview: Silvan Meile

Frauenfeld TG - An einer Pressekonferenz im Ausbildungszentrum Galgenholz in Frauenfeld orientiert der Thurgauer Regierungsrat über die neusten Entwicklungen der Corona-Pandemie. Im Bild: Regierungsrätin Monika Knill.

Frauenfeld TG - An einer Pressekonferenz im Ausbildungszentrum Galgenholz in Frauenfeld orientiert der Thurgauer Regierungsrat über die neusten Entwicklungen der Corona-Pandemie. Im Bild: Regierungsrätin Monika Knill.

Reto Martin