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Die prominenteste Festrednerin im Thurgau ist am 1. August in Hüttwilen vors Mikrofon getreten, genauer gesagt neben der jahrhundertealten Ruine Helfenberg in Uerschhausen. Ständeratspräsidentin Brigitte Häberli unterstreicht trotz polarisierender Zeiten die Werte der Schweiz mit ihrem System.
Sie nimmt sich nicht wichtiger als die Hüttwilerinnen und Hüttwiler. Die amtierende Ständeratspräsidentin Brigitte Häberli hat bei ihrer Festrede zum 1. August auf dem Hof der Familie Mazenauer im Hüttwiler Ortsteil Uerschhausen zu den knapp 100 anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörern gesagt:
«Es ist zu betonen, dass eine Ständerätin oder ein Nationalrat nicht wichtiger ist als eine Gemeinderätin oder ein Gemeinderat.»
Die Mitte-Politikerin aus Bichelsee versteht es, trotz ihrer Polit-Popularität auf dem Boden zu bleiben. Trotz ein wenig polarisierender Zeit für die Werte der Eidgenossenschaft einzustehen. Trotz einer Schweiz voller Röstigräben, gespalten und zerrissen, das föderale System hochzuheben.
Immer wieder habe sie zuletzt Kritik am überholten politischen Schweizer Organisationsprinzip gehört. «Aber was ist die Alternative dazu?», fragte Häberli ins beobachtende und lauschende Rund auf dem Bauernhof direkt neben der uralten Ruine Helfenberg. Und dann antwortete sie an der Seite ihres Standesweibels Peter Truffer auf die Frage gleich selbst: «Mir ist bisher keine realistische begegnet.»
Die Schweiz bezeichnet Häberli als eine Willensnation, ohne geschlossene Einheit, mit verschiedenen Sprachen, Mentalitäten und Kulturen. Die Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger am politischen System gehörten zu den wichtigsten Werten des Landes, also auch allen aus Hüttwilen, Nussbaumen und Uerschhausen. «Die Schweizer Demokratie ist ein Schatz, den wir bewahren und weiterentwickeln müssen», sagte Häberli. Gemeinsam, ensemble, insieme, ensemem: wie sie es in allen vier Landessprachen ausdrückte.
Zum Nationalfeiertag – heuer ganz besonders zum 175-jährigen Bestehen der Bundesverfassung – zitierte Häberli aus der Präambel der Verfassung: «Das Schweizervolk und die Kantone sollen in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihrer Vielfalt in Einheit leben.» Die 26 Kantone mit ihren über 2000 Gemeinden bildeten das Fundament dafür, ihre These zu stützen, wonach Politiker in den Gemeinden genauso wichtig seien fürs föderale System, für «eine Erfolgsgeschichte».
Die vom Verein 2011 Uerschhausen organisierte Nationalfeier am geschichtsträchtigen Ort im Seebachtal stand vor und nach den Ansprachen von Häberli und Gemeindepräsidentin Sabina Peter Köstli im Zeichen der Geselligkeit. Nebst musikalischer Unterhaltung von Emanuel Reiter und Simon Hagmann, die ihr Programm im Vorjahr in Nussbaumen wegen des schlechten Wetters haben unterbrechen müssen, fand die Feier mit einem Fackelzug mit Kindern, einem brennendem Funken und Feuerwerk ihren würdigen Ausklang.