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Frauenfeld & Hinterthurgau
Die Thurgauer Wirtschaft bereitet sich auf den Corona-Virus vor. Auch Städte und Kanton erwägen, ihre Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten zu lassen.
Desinfektionsmittel stehen bei der Max Zeller Söhne AG immer bereit. Schon bevor das Bundesamt für Gesundheit zu ihrer Bereitstellung aufrief, konnten sich die 110 Zeller-Mitarbeiter in Romanshorn damit die Hände waschen. Für die Produzentin von Arzneimitteln ist es keine Frage, dass sich das Unternehmen gegen den neuen Corona-Virus rüstet.
Am Montag hat es deshalb beschlossen, 15 zusätzliche Laptops anzuschaffen und die Kapazität der Internetverbindung zu erhöhen, sagt Andreas Fischer, Verantwortlicher für Finanzen und Personal. 60 bis 70 Mitarbeiter könnten notfalls von zu Hause aus arbeiten. Fischer sagt:
«Wir würden nicht grad alle heimschicken.»
Vorgesehen ist, dass schichtweise auf Home-Office umgestellt würde.
Nicht zu Hause arbeiten könnten rund 45 Mitarbeiterin der Produktion und im Labor. Bisher am meisten betroffen von der Corona-Krise sind laut Fischer die 20 Aussendienstmitarbeiter. Sie haben Mühe, die zuständigen Fachpersonen der Spitäler und Praxen zu erreichen, da diese jetzt andere Probleme haben.
Für die Zeller AG hat die Krise auch eine positive Seite. Die Nachfrage nach den Hustenmitteln Prospan und Angocin ist ebenso gestiegen wie jene nach Ginsana, welches das Immunsystem stärkt.
Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt, Arbeitnehmer sollten Abstand voneinander halten, wenn es betrieblich möglich ist, beispielsweise durch Home-Office. Arbon zieht Home-Office für Mitarbeiter der Stadtverwaltung als mögliche Corona-bedingte Massnahmen in Betracht, teilt Thomas Steccanella, Sprecher des Stadtpräsidenten, mit.
Auch die Kantonsverwaltung arbeitet daran. Die Angehörigen der Staatskanzlei könnten die Wahlen vom Wochenende von zu Hause aus abwickeln, sagt Mediensprecherin Bettina Kunz. Nicht daheim arbeiten könnten insbesondere Polizisten, Gefängnisaufseher und Schalterbeamte.
Bei der Baumer Electric AG, die Sensoren herstellt, steht man in der Produktion «ohnehin nicht nahe beieinander», erklärt Kristiane Vietze, Leiterin der firmeninternen Task-Force und FDP-Kantonsrätin. Die 700 Mitarbeiter am Standort Frauenfeld sollen sich auch in den Pausen nicht zu nahe kommen. «In der Kantine haben wir Stühle herausgenommen», sagt Vietze. Gegessen wird schichtweise.
Die Mitarbeiter sind aufgerufen, nicht gemeinsam Lift zu fahren. Für den Notfall sind laut Vietze alle, die an einem Laptop arbeiten, angewiesen worden, das Gerät über Nacht heim zu nehmen: «Mit Kabel bitte.»
Der grösste Teil der 500 Mitarbeiter der Verpackungsmaterialherstellerin Model AG in Weinfelden arbeitet in der Produktion und kann deshalb nicht daheim arbeiten, sagt Cornelia Lehmann, Bereichsleiterin HR-Business-Partner. Auch in der Verwaltung wäre es nicht für alle möglich, etwa für die Entwicklungsabteilung, die mit Grafikprogrammen mit hohem Speicherbedarf arbeiten.
Die TKB bietet Mitarbeitenden schon heute die Möglichkeit, von Zuhause aus zu arbeiten – wenn das die Tätigkeit zulässt. «Diese Möglichkeit können wir bei Bedarf ausweiten auf einen grösseren Kreis von Mitarbeitenden», sagt Sabrina Dünnenberger. Bei der TKB gibt es aber auch Tätigkeiten, welche die Anwesenheit oder eine besondere technische Infrastruktur erfordern – beispielsweise in den Geschäftsstellen an den Schaltern oder im Beratungscenter.
Auch die fünf Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer (IHK) Thurgau in Weinfelden könnten daheim arbeiten, sagt Direktor Jérôme Müggler. Ernsthaft in Betracht gezogen habe er es aber bisher nicht. In der Ostschweiz seien die Corona-Fallzahlen tief:
«Das Leben läuft weiter wie bisher.
Man muss wachsam bleiben, aber nicht unnötig in Aktionismus verfallen.»