Coronapandemie
Kein Impfzentrum in Amriswil: Dafür ab 1. Juni mobile Impfequipen in Firmen und Hochlast im Zentrum Weinfelden

Die Entscheidung ist gefallen: In Weinfelden werden in zwei Wochen alle 14 Impfspuren in Betrieb genommen, was 2016 Impfungen pro Tag und 14'112 Impfungen pro Woche ermöglicht. Ebenso wird ab 1. Juni auch in Firmen geimpft. Aus Mangel an Impfstoff wird aber weiterhin auf ein Impfzentrum in Amriswil verzichtet.

Hans Suter
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Im Kanton Thurgau wird bislang nur Covid-19-Impstoff von Moderna (Bild) und Pfizer/Biontech eingesetzt.

Im Kanton Thurgau wird bislang nur Covid-19-Impstoff von Moderna (Bild) und Pfizer/Biontech eingesetzt.

Bild: Laurent Gillieron/Key

Die Nadel sticht immer häufiger: Am Dienstag, 1. Juni, wird das Impfzentrum Weinfelden auf die maximale Kapazität von 2016 Impfungen pro Tag hochgefahren. Zeitgleich beginnt die mobile Impfequipe des Kantons mit dem Impfen in Unternehmen. Damit tritt die Thurgauer Corona-Impfkampagne nach den Impfungen in Pflegeheimen und sozialen Institutionen, in Impfzentren und Hausarztpraxen in eine neue Phase.

Bestimmender Faktor ist nach aber wie vor die verfügbare Menge an Impfstoff, wie der Fachstab Pandemie in einer Medienmitteilung relativiert. Im Kanton Thurgau wird derzeit mit 70'000 Impfdosen bis Ende Mai gerechnet. Dadurch gewinnt die Impfkampagne aktuell weiter an Fahrt.

Mindestens 50 Personen nötig für mobiles Impfen

Voraussetzung für den Einsatz der zwei mobilen Impfequipen ist eine Mindestanzahl von 50 Personen, die sich impfen lassen. Bei mindestens 25 Personen muss es sich um Angestellte der Firma handeln, inklusive Grenzgänger und ausserkantonal Wohnhafte. Im Gegensatz zu den Impfzentren, wo nur im Kanton wohnhafte Personen zugelassen sind, pflegt der Kanton bei den Firmen also eine liberalere Haltung. In der Mitteilung heisst es weiter:

«Um die Mindestzahl von 50 Personen zu erreichen, dürfen zusätzlich im Thurgau wohnhafte Angehörige von Angestellten berücksichtigt werden.»

Als weitere Option können sich mehrere Firmen für die Impfung an einem Standort zusammenschliessen.

Alle fünf Minuten eine Impfung

Die Impfzentren in Frauenfeld und Weinfelden sind generalstabsmässig durchgetaktet. Pro fünf Minuten kann eine Impfung durchgeführt werden. Daraus ergibt sich in Frauenfeld bei vier Impfspuren eine Stundenkapazität von 48 Impfungen. Es wird an sieben Tagen pro Woche während zwölf Stunden geimpft. Daraus ergibt sich eine Wochenkapazität von 4032 Impfungen. In Weinfelden stehen 14 Spuren zur Verfügung, was eine Wochenkapazität von 14'112 Impfungen ergibt. Bei zwei mobilen Impfequipen an Werktagen kann mit einer Leistung von 1000 Impfungen pro Woche gerechnet werden. Hinzu kommen die Arztpraxen. Das optionale Impfzentrum Amriswil ist auf sechs Spuren ausgelegt, was optional weitere 6048 Impfungen pro Woche ermöglichen würde. (has)

Stefan Jünger, kantonale Fachstelle Bevölkerungsschutz.

Stefan Jünger, kantonale Fachstelle Bevölkerungsschutz.

Bild: Mario Testa

«Beim Impfstoff dürfte aus Sicherheitsgründen immer mit dem gleichen Produkt gearbeitet werden», sagt Stefan Jünger von kantonalen Fachstelle Bevölkerungsschutz.

«Tendenziell mit Moderna, das kann sich aber noch ändern. Entscheidend ist: Die Zweitimpfung muss zwingend mit dem gleichen Impfstoff erfolgen.»

Impfzentrum in Amriswil bleibt als mögliche Option

Trotz des Wegfalls des Impfschiffs mit einer Tageskapazität von 168 Impfungen und trotz Vorliegens der Baubewilligung wird es in Amriswil vorerst kein Impfzentrum geben. Das bedeutet weitere Wege für Impfwillige aus dem Oberthurgau. Begründet wird dieser Entscheid mit den vorhandenen Impfkapazitäten und begrenzten Impfstoffmengen. Sollten unerwartet grössere Impfstofflieferungen angekündigt werden, liesse sich das Impfzentrum Amriswil bei Bedarf aus technischer Sicht innert zweier Wochen realisieren.

Am 2. Februar 2021 eröffnete der Kanton Thurgau im Beisein von Bundesrat Alain Berset (rechts) mit dem Impfschiff ein zweites kantonales Covid-19-Impfzentrum. Links Regierungsrat Urs Martin.

Am 2. Februar 2021 eröffnete der Kanton Thurgau im Beisein von Bundesrat Alain Berset (rechts) mit dem Impfschiff ein zweites kantonales Covid-19-Impfzentrum. Links Regierungsrat Urs Martin.

Bild: Donato Caspari

Die Erfolgsgeschichte des Impfschiffs zu Ende

Die Zeit der Impfungen auf der «MS Thurgau» steht kurz vor dem Abschluss. Was am 2. Februar 2021 mit der Eröffnung durch Bundesrat Alain Berset begann, endet am Samstag, 22. Mai, mit der letzten Impfung in Arbon. Beim Fachstab Pandemie wird zufrieden Bilanz gezogen: «Insgesamt werden bis dann rund 5900 Personen in den drei Anlegeorten Romanshorn, Kreuzlingen und Arbon wohnortnah zweimal geimpft worden sein.»

Hausärzte impfen fleissig mit

Insgesamt impfen derzeit 105 Praxen respektive 105 Praxen wurden mit Impfstoff beliefert. Einer Umfrage im März zufolge wäre eine Impfkapazität von zirka 16'500 Impfungen pro Monat in den Hausarztpraxen im Thurgau möglich. «Dieser Wert ist aber eine Momentaufnahme und nur mit Vorsicht auf die Zukunft projizierbar, da die Impfkapazität von diversen, von den Ärzten nicht beeinflussbaren Rahmenbedingungen abhängt», sagt Alex Steinacher, Präsident der Ärztegesellschaft Thurgau. Im April und Mai wurden zusammen 23'700 Impfdosen ausgeliefert, was ausreichend war. (has)

Auch bei den impfberechtigten Personen wurde in den Augen des Fachstabs Pandemie ein Meilenstein erreicht: Nachdem lange nur Angehörige von Risikogruppen Anrecht auf eine Impfung hatten, sind die Anmeldetermine seit dem 11. Mai 2021 für alle Erwachsenen und Jugendlichen ab 16 Jahren offen. Es gilt die Reihenfolge der Anmeldung.

Allerdings geniessen Angehörige der Risikogruppen 1 bis 4 gemäss der Reihenfolge des Bundesamtes für Gesundheit weiterhin Priorität. Es braucht deshalb für Angemeldete ohne spezielle Voraussetzungen weiterhin Geduld. Derzeit sind Personen der Zielgruppe 5 an der Reihe, die sich bis Mitte März angemeldet haben.