Zweite Coronapatientin stirbt im Thurgau +++ Kanton bekommt dank Aufruf 236'000 Hygienemasken +++ Regierungsrätin Cornelia Komposch von Hilfsangeboten überwältigt

Ein zweiter Coronatodesfall, viele helfende Hände, Maskenlieferungen und briefliche Kirchen-Demokratie. Ein Corona-Update.

Sebastian Keller
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Eine Hygienemaske. Der Kantonale Führungsstab hat solche per Aufruf gesucht.

Eine Hygienemaske. Der Kantonale Führungsstab hat solche per Aufruf gesucht.

Bild: Andrea Stalder

Im Thurgau sind bis Freitag zwei Personen an den Folgen des Coronavirus verstorben. Dabei handelt es sich um zwei Frauen mit Vorerkrankungen – eine mit Jahrgang 1933, eine mit Jahrgang 1945. Das sagt Mirjam Fonti vom kantonalen Informationsdienst auf Anfrage.

Aktuell sind elf Personen hospitalisiert. Insgesamt zählt der Thurgau bis Freitag 117 COVID-19-Fälle. Seit dem ersten Fall vom 6. März sind die Zahlen relativ kontinuierlich angestiegen, wobei der grösste Anstieg zwischen dem 21. und 22. März zu verzeichnen war – von 56 auf 75 Fälle. Das zeigt eine Auswertung dieser Zeitung.

Über 2500 Personen bieten Hilfe an

Um das Gesundheitswesen auf die steigende Zahl von Coronapatienten zu rüsten, hat der Kanton einen Aufruf an freiwillige Helferinnen und Helfer lanciert. Bis Freitag haben sich 2587 Personen zwischen 16 und 65 Jahren gemeldet. «Wir waren überwältigt von der grossen Hilfsbereitschaft.» So wird Cornelia Komposch, Regierungsrätin und Chefin des Kantonalen Führungsstabes, in einer Mitteilung zitiert.

«Rund ein Drittel hat Erfahrung im Gesundheitswesen», sagt Mirjam Fonti. Solche werden weiterhin gesucht. Wegen des grossen Rücklaufes kann es sein, dass nicht alle Freiwilligen aufgeboten werden – oder erst später.

Kanton erhielt Schutzmasken

Der Kantonale Führungsstab hat vor einigen Tagen auch Private und Unternehmen gebeten, ihm Schutzmasken zur Verfügung zu stellen. Dieser Aufruf war von Erfolg gekrönt. So konnte der Führungsstab bislang 236'000 Hygienemasken, 2300 FFP2-Masken, 200 FFP3-Masken und rund 350 Schutzanzüge entgegennehmen. Das sagt Fonti vom Informationsdienst. Gesucht werden weiterhin Masken aller Art, zusätzlich Schutzanzüge und Schutzbrillen – auch für Brillenträger.

Kantonsbibliothek liefert Bücher kostenlos

Die Kantonsbibliothek Thurgau ist geschlossen. Doch sie bietet seit dieser Woche einen kostenlosen Lieferservice an. Bücher und andere Medien können über den Online-Katalog bestellt werden. Wie es in einem Schreiben heisst, werden keine Lieferfristen garantiert, aber der ersehnte Roman sollte innerhalb von zwei bis vier Tagen beim Leser eintreffen. Die Anzahl Bestellungen ist auf drei Stück pro Woche limitiert.

Kirchen setzten auf briefliche Abstimmung

Von den Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie bleiben auch die demokratischen Prozesse der Kirchen nicht verschont. So hat der Evangelische Kirchenrat des Kantons Thurgau eine befristete Zulassung von brieflichen Abstimmungen und Wahlen anstelle von Kirchgemeindeversammlungen erlassen. Das ist dem druckfrischen Amtsblatt zu entnehmen. Die Regelung gilt bis auf Widerruf.

Auch bei der zweiten Landeskirche ist das ein Thema. Auf Anfrage sagt Urs Brosi, Generalsekretär der Katholischen Landeskirche: «Der Katholische Kirchenrat erachtet die Durchführung einer Urnenabstimmung mit ausschliesslich brieflicher Stimmabgabe als der Situation angemessenen Ersatz für eine Kirchgemeindeversammlung.» Doch der Kirchenrat empfehle einen Wechsel nicht ausdrücklich, «sondern geht eher davon aus, dass die Versammlungen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden».

Bauernpräsident muss länger im Amt bleiben

Markus Hausammann, Thurgauer Bauernpräsident, muss wegen des Coronavirus länger im Amt bleiben. Die auf den 2.April angesetzte Generalversammlung des Verbands Thurgauer Landwirtschaft musste auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Geplant war an der GV die Stabsübergabe an Maja Grunder und Daniel Vetterli. Wie Landwirt und alt Nationalrat Hausammann gegenüber der «Bauernzeitung» sagte, entspreche es seinem Verantwortungsbewusstsein, seine Pflicht als Präsident bis zur ordentlichen Übergabe zu erfüllen.

Coronatests in den eigenen vier Wänden

(red) Seit Freitag steht im Thurgau eine weitere Coronatestmöglichkeit zur Verfügung. Personen, die sich krank fühlen, können sich wie bisher bei ihrem Hausarzt melden. Kommt dieser zum Schluss, dass ein Test aufgrund der Kriterien des Bundesamtes für Gesundheit sinnvoll ist, meldet er die Person bei Misanto, einer Thurgauer Telemedizin-Firma, zum Test an. Die Firma nimmt Kontakt mit der Person auf und organisiert den Test. Zivilschützer liefern ein Probeentnahme-Set vor die Tür. Wenn möglich nehmen Betroffene selber einen Abstrich ab, Hilfestellungen sind möglich. Daraufhin nimmt ein Labor die Auswertung vor. Diese mobilen Tests bringen laut Kanton mehrere Vorteile: Hausarztpraxen werden entlastet, Erkrankte können in Selbstisolation bleiben, die Testkapazität wird erhöht.