Bildung
«Kinder sind ein Aufsteller»: Mit viel Freude und Sinn für Gleichberechtigung unterrichtet Lehrerin Cornelia Schenker seit 40 Jahren Handarbeit in Homburg

Seit Anfang der 80er-Jahre lehrt Cornelia Schenker in Homburg die Schülerinnen und Schülern Nähen, Häkeln und Weben. Die Arbeit mit den Kindern macht ihr heute noch viel Spass, auch wenn sie hie und da mit abschätzigen Kommentaren von Eltern umgehen musste.

Salome Preiswerk Guhl
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Cornelia Schenker, seit über 40 Jahren Lehrerin in Homburg.

Cornelia Schenker, seit über 40 Jahren Lehrerin in Homburg.

Bild: PD

Häkeln, Stricken, Weben, Applikation, Handdruck, Schablonieren, Stoffe bemalen, Filzen und Nähen: Das sind gängige Stichwörter der beruflichen Heimat von Cornelia Schenker. Sie kann auf 40 Jahre Schultätigkeit für die Primarschulgemeinde Homburg zurückblicken und strahlt, wenn sie von ihrem Beruf als Lehrerin für textiles und nichttextiles Gestalten erzählt. Sie ist sehr glücklich im Team und stellt fest:

«Die Kinder sind ein Aufsteller. Auch wenn das eine oder andere Kind in der Schule vielleicht Mühe hat, hier im Unterricht erlebt es Erfolgserlebnisse.»

Kinder könnten mit den Händen etwas fertigbringen, kreativ sein und das sei gut für das Selbstwertgefühl. «Die Schülerinnen und Schüler sehen, welchen Fortschritt sie machen.»

Als Belohnung liest Cornelia Schenker manchmal Geschichten vor oder macht Lockerungsübungen. «Die Freude, die ich an der Handarbeit habe, gebe ich den Kindern weiter und ihre Freude strahlt zurück.» Sie nimmt jedes Kind, wie es ist, und hilft auch mal, wenn eines einen Knorz hat, denn ihr ist es wichtig, dass die Kinder mit Freude in den Unterricht kommen und Fingerfertigkeit und Ausdauer üben.

Abschätzige Bemerkungen von Vätern

In ihrer über 40-jährigen Karriere als Lehrerin hat Cornelia Schenker vieles erlebt. Früher gab es zum Beispiel den Handarbeitsunterricht nur für Mädchen. Die Jungen hatten zur selben Zeit Holzbearbeitung/Werken. 1998 wurde der koeduzierte Unterricht eingeführt, wonach die Mädchen im Werken und die Knaben in der Handarbeit unterrichtet wurden, der Unterricht wurde nicht mehr nach Geschlechtern getrennt durchgeführt.

Diese Gleichberechtigung kam nicht überall gut an, oft kamen abschätzige Bemerkungen von Vätern. Unterdessen ist der gemeinsame Unterricht kein Thema mehr und für alle selbstverständlich. Die Feinmotorik werde so schon in der ersten Klasse geübt und unterstützt die Grafomotorik. Und spätestens dann, wenn die Arbeit mit der Nähmaschine drankommt, sind die Jungen mit Feuer und Flamme dabei.

Entlastungskindergarten in Hörhausen

Die Seerückengemeinde Homburg mit ihren verzettelten Ortsteilen wächst und wächst. Wohnten im Jahr 1990 noch 1248 Personen in Homburg, waren es Ende 2022 laut kantonaler Dienststelle für Statistik bereits 1574. Die Tendenz ist weiter steigend. Daher rüstet sich auch die Primarschule Homburg, die in Hörhausen den provisorischen Kindergarten auf der Bühne eingerichtet hat, um den Eintritt von 27 Kindern aufs neue Schuljahr hin abzufedern. Der sogenannte Entlastungskindergarten ist der dritte nebst den zwei bestehenden. Der zusätzliche Kindergarten wird für zwei Jahre gebraucht und hat zur Folge, dass während dieser Zeit die Bühne für Veranstaltungen gesperrt ist, teilt die Schulbehörde mit. (sko)

Schüler und Schülerinnen wie schon ihre Eltern

Das Handarbeiten wurde Cornelia Lengweiler – wie sie damals noch hiess – in die Wiege gelegt. Schon die Grossmutter und ihre Mutter strickten und nähten leidenschaftlich gern. Cornelia Schenker liebt Formen und Farben. Als Kind häkelte sie zuerst für ihre Puppen, mit 16 Jahren strickte sie sich einen Pullover.

«Das Schöne an meinem Beruf ist, dass es nie langweilig wird. Jeder Tag ist spannend.»

Und diese Begeisterung sieht man Cornelia Schenker an. Sie strahlt: «Vielen Schülerinnern und Schülern konnte und kann ich die Freude am Handarbeiten weitergeben, denn die Pension ist zwar in Sichtweite, aber noch nicht aktuell. Es freut mich besonders, dass sieben oder acht davon selber Handarbeitslehrerinnen geworden sind.» Unterdessen unterrichtet sie zum Teil bereits die zweite Generation, «da sehe ich jeweils im Gesicht des Kindes gleich wieder die Mutter oder den Vater, die schon bei mir im Unterricht waren.»

Der Lohn kam bar in der Tüte

Cornelia Schenker schmunzelt – vieles habe sich geändert. Sie erinnert sich noch gut, wie der damalige Schulpräsident Sepp Goldinger am Ende des Monats den Lohn bar in einem gelben Säckli persönlich vorbeibrachte.

Zu Beginn ihrer Lehrtätigkeit wohnte sie mit ihrer Familie noch in der Lehrerwohnung im Schulhaus Homburg, im unteren Stock unterrichtete sie. «Das war ideal. Ich konnte quasi in den Finken arbeiten gehen und unsere drei Kinder hatten den Spielplatz gleich vor der Haustüre.» Später übersiedelte die Familie nach Frauenfeld, «aber ich komme immer noch gerne aufs Land und geniesse diese tolle Aussicht auf die Berge mit Vogelgezwitscher aus meinem Schulzimmer in Hörhausen.»