Startseite
Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
Der Abwasserzweckverband Region Diessenhofen saniert derzeit seine Kläranlage. Mit einer geplanten Leitung unter dem Rhein durch muss sich nun der Kanton befassen.
Der technische Bericht zum «Bauprojekt Anschluss Kläranlage Gailingen» des Abwasserzweckverbandes Region Diessenhofen lag vom 28. Juli bis zum 16. August zur Einsicht auf der Gemeinde auf. Es gab eine Einsprache. Das Vorhaben sei zu risikobehaftet. So wurde das Argument aufgeführt, dass die geplante Dükerleitung unter dem Rhein zu kleindimensioniert sei für das aktuelle und prognostizierte Wachstum Gailingens. Und es wurde auch gefragt, was denn mit der Dükerleitung im Fall einer Grenzschliessung oder gar im Kriegsfall passiere?
Generationenprojekt im Zeitplan
Es obliegt dem Kanton, diese Einsprache zu behandeln. Denn die Gemeinde ist zugleich Partei und Bauherr des Vorhabens. Zudem liegt dieses ausserhalb der Bauzone. Die Beteiligten können sich jetzt Gehör verschaffen und schliesslich wird das Amt für Umwelt und Gewässerschutz des Kantons Thurgau über Eintreten oder Nichteintreten entscheiden. Das Generationenprojekt befindet sich im Zeitplan. «Die Baubewilligungen sollen anfangs 2024 vorliegen. Ab Sommer 2024 kann gebaut, mit der Fertigstellung Ende ‘24 gerechnet werden», sagt Stadtpräsident Markus Birk.
Technische Meisterleistung
Die Bohrung für die Dükerleitung ist ein «High-Tech»-Unterfangen. Der Bohrkopf frisst sich mit GPS-Unterstützung und mithilfe trigonometrischer Berechnungen durch den Untergrund von der – dannzumal stillgelegten – Kläranlage Gailingen auf 412 Metern über Meer bis zur Freispiegelleitung Einbieger Franzosenstrasse auf Schweizer Seite auf 401 Metern über Meer. Infolge des Höhenunterschieds braucht es keine Pumpe. Erst beim St.Katharinental braucht es Pumpen, um das Abwasser zur Kläranlage Diessenhofen hinaufzubefördern. Diese Pumpen sind auch jetzt schon notwendig.
Der Bohrkopf bewegt sich mit einer ausserordentlichen Präzision: Für die Länge von circa 800 Metern kommt er mit einer Abweichung von acht bis zehn Zentimetern an. Die Dükerleitung liegt rund dreizehn Meter unter der Rheinsohle. Damit soll jeder Art der Verschmutzung des Rheins selbst bei einem Unfall vorgebeugt werden. Der Clou erfolgt, wenn der Bohrkopf an der anderen Seite angelangt ist: Beim Zurückholen zu seinem Ausgangspunkt wird ihm eine Polyäthylen-Röhre mit 50 Zentimetern Durchmesser angehängt. Schliesslich ist die Dükerleitung Tatsache. Sie steht für die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg - zugunsten einer ökologisch und ökonomisch überzeugenden Abwasserreinigung.