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Sechs Projekte standen im Rahmen eines Studienauftrags zur Auswahl, eine zwölfköpfige Jury hat ausgewählt. Ziel des potenziellen Bauwerks sind die unbebauten Grundstücke Buckerwis inmitten des Schlatter Dorfkerns. Favorit des Bewertungsgremiums ist das Projekt «Wiesgass». Die Bevölkerung zeigt sich bei der öffentlichen Präsentation aber noch wenig begeistert.
«Einklang? Nicht mit mir», sagt ein Mann im Gemeindehaussaal Schlatt. Er steht vor einem der sechs Projekte für die Grundstücke Buckerwis, die im Rahmen des Studienauftrags «Wohnüberbauung Grüntal» erarbeitet wurden. Sie sollen der Bauherrschaft aufzeigen, was auf den über 11'000 Quadratmetern möglich wäre, denn noch befindet sich mitten im Dorf eine Grünfläche. Doch das Echo aus der Bevölkerung ist durchzogen. «Verständlich», findet Gemeindepräsidentin Marianna Frei. «Denn es ist ein grosses Projekt und in der neuen Überbauung könnten bis zu 180 Personen ein neues Zuhause finden.» Das entspricht 10 Prozent der aktuellen Bevölkerung der Gemeinde.
Die Grundstücke gehört der Immobilienbewirtschaftung Leemann und Bretscher aus Winterthur. Die Bauherrschaft hat vor rund einem Jahr die Durchführung des Studienauftrags lanciert. Teilgenommen haben sechs Architekturunternehmen. Entstanden sind Projekte mit klingenden Namen wie Antoine, Einklang und Obstbaum. Am Dienstagnachmittag konnte die Öffentlichkeit während zwei Stunden die Projekte in Augenschein nehmen.
«Wie findest Du dieses Projekt?», fragt eine Frau ihren Begleiter. «Die sind zu hoch», entgegnet er. «Naja, wenigstens sind die Wohneinheiten besser verteilt», sagt sie. «Nicht so wie beim anderen Projekt mit den langen Dächern – Jesses Gott.»
Ein zwölfköpfiges Gremium aus Vertretern der Bauherrschaft, Fachpreisrichtern und -experten hat die sechs Projekte beurteilt. Mit dabei auch Gemeindepräsidentin Marianna Frei. Ein Projekt hat das Gremium zur weiteren Bearbeitung empfohlen: Wiesgass. «Das Projekt umfasst zwischen 65 bis 70 Wohneinheiten und knapp das Doppelte an Tiefgaragenparkplätzen», erzählt Urs Brunner, Geschäftsführer von Brunner und Partner Baumanagement. Erarbeitet wurde «Wiesgass» von Elias Leimbacher Architektur und Cristina Rutz Architekten, beide aus Winterthur.
Wie Brunner sagt, befürwortet das Beurteilungsgremium an diesem Projekt unter anderem, dass weiterhin viel Grünfläche bestehen bleibt und nach Möglichkeit auch die Bäume, die bereits auf dem Grundstück stehen. «Die Tiefgaragen bieten viel Platz, aber sind grösstenteils unter den Wohneinheiten geplant, sodass weiterhin Grün wachsen und gedeihen kann», sagt Brunner. Weitere Beurteilungskriterien waren der ortsbauliche Kontext, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Es ist Brunner bewusst, dass noch eine grosse Skepsis dem Bauprojekt gegenüber herrscht, besonders bei den direkten Nachbarn.
«So ein Projekt braucht natürlich viel Überzeugungsarbeit. Das ist jetzt ein erster Schritt.»
In einem nächsten Schritt soll der Gestaltungsplan erarbeitet werden. Brunner rechnet dafür und inklusive Genehmigung durch den Kanton bis Ende 2024. Im Jahr darauf soll das Bauprojekt ausgearbeitet werden und zur Bewilligung aufliegen. «Es wird nicht 1:1 wie das jetzt beurteilte Projekt», sagt Brunner. «Aber sehr ähnlich.» Mit dem Baubeginn sei frühstens 2026 zu rechnen.
Inmitten des Dorfkerns von Schlatt gibt es ein weiteres unbebautes Stück Land in der Grösse von 9'000 Quadratmetern. Auch für diese beiden Parzellen 330 und 1422 – das Gebiet Blumenau – gibt es nun Baupläne. Es gibt ein Wohnhaus, lässt sich der Bauherr und Grundstückbesitzer zitieren. Mehr dazu verrät er nicht, das sei eine Privatangelegenheit.
Öffentlich ersichtlich ist allerdings die Erschliessung des Grundstücks. Noch bis am 15. Mai liegt eine öffentliche Planauflage diesbezüglich auf. Die neue Strasse umfasst gemäss des technischen Berichts eine Breite von 4,5 Metern. Entlang der Strasse gibt es eine Beleuchtung mit drei LED-Leuchten. Die Kosten für die Strasse belaufen sich auf 145’000 Franken, wobei die Eigentümer den Grossteil zu tragen haben. 25 Prozent der Kosten gehen zulasten der politischen Gemeinde, wie Gemeindepräsidentin Frei sagt.